Wie mit Verzweiflung umgehen
Verfasst: Mo 17. Okt 2016, 15:27
Ganz dringend am Verzweifeln!
Schon erstaunlich. Man könnte meinen, ein Statistikforum wäre eine weitgehend emotionsfreie Zone, abgesehen von ein paar Psychologen, deren Untersuchungsgegenstand Emotionen sind. Weit gefehlt!
Die dominierende Emotion ist das Verzweifeln. "verzweifelt" findet die Forensuche (Stand 17.10.2016) in 99 Treffern, "verzweifeln" sogar 112 mal: Die Forenteilnehmer sind eher aktiv "am verzweifeln", einer Tätigkeit, als dass sie sich im passiv im Zustand "verzweifelt" befinden (Nullhypothese fifty-fifty kann mit p = 0,38 nicht abgelehnt werden). Abstrakte Substantive werden weniger gewählt. "Verzweiflung" kommt nur auf 24 Treffer.
Soviel zur Befindlichkeit der Fragenden. An manchen Tagen könnte man meinen, wir seien die Telefonseelsorge.
Das Problem besteht darin, dass mit den vielen Verweisen auf die angespannte emotionale Lage, meist infolge einer terminlich angespannten Lage, wenig geholfen ist. Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass hier jemand eine Frage nicht oder verzögert beantwortet, weil sie nicht mit dem Hinweis auf negative Emotionalität versehen ist, oder?
Lasst uns konstruktiv denken. Alles andere hilft jetzt nicht. Ich dürft zu Eurer Frage gerne dazu schreiben, dass Ihr es eilig habt, am liebsten dann aber auch ehrlich, wie es zu der Zeitnot gekommen ist. Oft hat man vor Monaten bei der Planung seiner Arbeit vergessen, sich einen Auswerteplan zurecht zu legen oder ein Semester lang vergessen, dass man seinen Stoff lernen muss, bevor am Ende die Klausur kommt. Oder der Betreuer ist völlig überraschend vor dem Abgabetermin in Urlaub geflogen und es war auf keinem Weg der Welt vorher zu erfahren, wann der da sein würde und wann nicht.
Was also tun, wenn es drängt? Die besonders drängelnden Fragen sind oft die, die besonders schlecht formuliert sind. Die, bei denen man nicht direkt eine Antwort schreiben kann, sondern erstmal fragen muss, wie es gemeint ist.
Je eiliger Ihr es habt, umso mehr Zeit solltet Ihr Euch beim Abfassen der Frage lassen. Schreibt, worum es in der Arbeit geht. Beschreibt Versuchsaufbau, Skalenniveau und Ziel der Arbeit. Wenn es um Computerprobleme geht: Wägt gut ab, ob Ihr im richtigen Forum postet, oder ob nicht ein SPSS-Forum, ein R-Forum oder ein Excel-Forum passender wäre.
Dinglichkeit als Ausrede für Crosspostings der gleichen Frage in vielen verschiedenen Foren wird übrigens von mehreren hier gar nicht gern gesehen. Aber das wisst Ihr ja schon aus dem Thread Do's und Don'ts oder: Hilfe für Fragende.
Gerade, wenn die Zeit besonders drängelt: Google antwortet sofort, wir erst mit Latenz. Wenn google antwortet, siehst Du es direkt, wenn wir antworten, dann erst mit Latenz.
Bedenke auch: Ein Forum hilft oft super, wenn es darum geht, eine umschriebene Frage umschriebene Frage zu klären. Die Planung einer Arbeit, die Gesamtheit der Auswertung und alle großen Projekte sind für dieses Format wenig geeignet. In manchen Fällen ist der richtige Weg der zur Statistikberatung, auch wenn das manchmal Geld kostet.
LG,
Bernhard
(PS: Wenn Ihr was ähnliches schon mal gelesen habt, dieser Text ist eine Anpassung dessen, was ich schon in einem anderen Forum geschrieben habe.)
Schon erstaunlich. Man könnte meinen, ein Statistikforum wäre eine weitgehend emotionsfreie Zone, abgesehen von ein paar Psychologen, deren Untersuchungsgegenstand Emotionen sind. Weit gefehlt!
Die dominierende Emotion ist das Verzweifeln. "verzweifelt" findet die Forensuche (Stand 17.10.2016) in 99 Treffern, "verzweifeln" sogar 112 mal: Die Forenteilnehmer sind eher aktiv "am verzweifeln", einer Tätigkeit, als dass sie sich im passiv im Zustand "verzweifelt" befinden (Nullhypothese fifty-fifty kann mit p = 0,38 nicht abgelehnt werden). Abstrakte Substantive werden weniger gewählt. "Verzweiflung" kommt nur auf 24 Treffer.
Soviel zur Befindlichkeit der Fragenden. An manchen Tagen könnte man meinen, wir seien die Telefonseelsorge.
Das Problem besteht darin, dass mit den vielen Verweisen auf die angespannte emotionale Lage, meist infolge einer terminlich angespannten Lage, wenig geholfen ist. Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass hier jemand eine Frage nicht oder verzögert beantwortet, weil sie nicht mit dem Hinweis auf negative Emotionalität versehen ist, oder?
Lasst uns konstruktiv denken. Alles andere hilft jetzt nicht. Ich dürft zu Eurer Frage gerne dazu schreiben, dass Ihr es eilig habt, am liebsten dann aber auch ehrlich, wie es zu der Zeitnot gekommen ist. Oft hat man vor Monaten bei der Planung seiner Arbeit vergessen, sich einen Auswerteplan zurecht zu legen oder ein Semester lang vergessen, dass man seinen Stoff lernen muss, bevor am Ende die Klausur kommt. Oder der Betreuer ist völlig überraschend vor dem Abgabetermin in Urlaub geflogen und es war auf keinem Weg der Welt vorher zu erfahren, wann der da sein würde und wann nicht.
Was also tun, wenn es drängt? Die besonders drängelnden Fragen sind oft die, die besonders schlecht formuliert sind. Die, bei denen man nicht direkt eine Antwort schreiben kann, sondern erstmal fragen muss, wie es gemeint ist.
Je eiliger Ihr es habt, umso mehr Zeit solltet Ihr Euch beim Abfassen der Frage lassen. Schreibt, worum es in der Arbeit geht. Beschreibt Versuchsaufbau, Skalenniveau und Ziel der Arbeit. Wenn es um Computerprobleme geht: Wägt gut ab, ob Ihr im richtigen Forum postet, oder ob nicht ein SPSS-Forum, ein R-Forum oder ein Excel-Forum passender wäre.
Dinglichkeit als Ausrede für Crosspostings der gleichen Frage in vielen verschiedenen Foren wird übrigens von mehreren hier gar nicht gern gesehen. Aber das wisst Ihr ja schon aus dem Thread Do's und Don'ts oder: Hilfe für Fragende.
Gerade, wenn die Zeit besonders drängelt: Google antwortet sofort, wir erst mit Latenz. Wenn google antwortet, siehst Du es direkt, wenn wir antworten, dann erst mit Latenz.
Bedenke auch: Ein Forum hilft oft super, wenn es darum geht, eine umschriebene Frage umschriebene Frage zu klären. Die Planung einer Arbeit, die Gesamtheit der Auswertung und alle großen Projekte sind für dieses Format wenig geeignet. In manchen Fällen ist der richtige Weg der zur Statistikberatung, auch wenn das manchmal Geld kostet.
LG,
Bernhard
(PS: Wenn Ihr was ähnliches schon mal gelesen habt, dieser Text ist eine Anpassung dessen, was ich schon in einem anderen Forum geschrieben habe.)