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Re: Normalverteilung gepaarter t-Test

BeitragVerfasst: Mi 9. Jun 2021, 18:08
von PonderStibbons
Ich bin da gar nicht glücklich mit. Statt zu sagen "geschätzt beträgt der Unterschied XX und unser
Vertrauensintervall drumherum ist recht groß, mit der Spannbreite XYZ", werden nicht-interessierende
"Nullhypothesen" eingebracht und ein halbes Dutzend "Ergebnisstufen" definiert. Finde ich, mit
meinem jetzigen Kenntnisstand, fatal und hoffe, es ist weitgehend nur ein Übergangsphänomen.

Re: Normalverteilung gepaarter t-Test

BeitragVerfasst: Mi 9. Jun 2021, 23:11
von bele
Hallo Ponder,

ich kann das gut nachvollziehen und dann auch wieder nicht.

geschätzt beträgt der Unterschied XX und unser Vertrauensintervall drumherum ist recht groß, mit der Spannbreite XYZ


Ich habe aber subjektiv überhaupt keinen Bezug dazu, ob ein gegebener Unterschied zwischen zwei Rangsummen groß oder klein ist. Das funktioniert für mich, wenn überhaupt, nur in natürlichen Einheiten. Und auch dann bin ich nicht überzeugt von einer Schätzung, die ihren Prior nicht angibt. Und wenn ich Vertrauensintervall mit Konfidenzintervall übersetzen darf, dann funktioniert es für mich auch wieder nicht, weil ich bis heute kein richtiges Bild von einem Konfidenzintervall in meinen Kopf kriege, sondern unwillkürlich das Konfidenzintervall für ein credible Intervall nehme.

werden nicht-interessierende "Nullhypothesen" eingebracht


Werden die eingebracht, oder sind sie leider automatisch schon da? Frank Wilcoxon hat 1945 einen Artikel "Individual Comparisons by Ranking Methods" veröffentlicht. Das ist über 70 Jahre her und doch hatte er damals den Wissensstand, um die Fragen von Christina_92 zu beantworten. Angewandte Statistik ist schwerfällig und langsam. Ein guter Teil des letzten Jahrhunderts wurde damit verbracht, Studierenden quantitativer Wissenschaften zu erklären, dass p-Werte zwischen Wahrheit und Irrtum im Erkenntnisprozess entscheiden. Das hat sich tief in den Glauben über Statistik bei Nichtstatistikern eingebrannt. Bei den Leuten, die über Christina_92s Noten entscheiden werden.
Wenn Du von Übergangsphänomen schreibst, dann stellen sich mir zwei Fragen: Übergang zu welchem Folgezustand und "werde ich das noch erleben?".

Ich weiß nicht, wohin es gehen wird. Momentan glaube ich, eine weitere Verbreitung von Bayes-Methoden in einem nutzerfreundlicheren Gewand könnte der bessere Weg sein. Aber zur zweiten Frage bin ich pessimistisch. Ich befürchte, dass für die Dauer meines Lebens die Nullhypothese immer schon da sein wird und nicht eingebracht werden muss.
Wir wären damit in so einer Art Spatz-in-der-Hand, Taube-auf-dem-Dach Situation in der ich mich traue, Christina_92 einen BF vorzuschlagen und mich vielleicht irgendwann mal trauen werde, in einem Paper oder in einem Vortrag einen BF selbst zu benutzen. Ich habe keine Lust, mich mit einem Reviewer der schon von NHST zu wenig versteht darüber zu streiten, ob ich für meine lineare Regression geeignete Prior gewählt habe.

Nunja, wir haben es beide nicht in der Hand.
Liebe Grüße,
Bernhard