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Hallo an alle,
ich hab eine Frage zu meinem kleinen Forschungsgegenstand. Ich bin statistisch relativ unerfahren, daher wirkt mein Problem vielleicht etwas untypisch:
Ich untersuche mittels einer zweifachen ANOVA, wie sich verschiedene Lehrkonzepte auf Leistungen der Schüler auswirken. Aus der Literatur konnte ich ableiten, dass es keine Auswirkungen auf die Leistungen geben wird. Das wäre dann Hypothese 1. Diese Hypothese hat sich auch bewahrheitet.
Die Nullhypothese müsste doch dann auch heißen „es wird keine statistisch signifikanten Auswirkungen auf die Leistungen geben.“ Ist es möglich, dass die Hypothese und die Nullhypothese gleich sind? Ich denke nicht. Aber eine Nullhypothese kann auch nicht lauten: „es wird statistisch signifikante Unterschiede geben.“ Korrekt?
Kann mir jemand weiterhelfen? Ich wäre über jeden Tipp dankbar!

Viele Grüße

Die Nullhypothese müsste doch dann auch heißen „es wird keine statistisch signifikanten Auswirkungen auf die Leistungen geben.“

In Nullhypothesen steht nichts von statistisch signifikant.
Der Signifikanztest ist ein Hilfsmittel, um auf Basis von
Stichprobendaten hinsichtlich der Nullhypothese eine
Entscheidung über Beibehalten versus verwerfen zu ermöglichen.
Also so etwas wie: "Der Mittelwertunterschied der Leistung
beträgt zwischen den beiden Lehrmethoden = 0,0000..."

Ist es möglich, dass die Hypothese und die Nullhypothese gleich sind? Ich denke nicht.

Falls Du belegen wolltest, dass die Nullhypothese gilt, dann ist die Sache
etwas knifflig. Ein nicht-signfikantes Ergebnis ist schnell erzielt, wenn die
Stichprobe klein ist (=> niedrige statistsche power => hohes Risiko für Fehler
2. Art). Das sagt dann was über die Studienplanung aus, wenig über die
Hypothese. Deine Stichprobengröße hast Du nicht angegeben.

Wenn man belegen möchte, dass die Nullhypothese gilt, dann handelt es sich um
eine => Äquivalenzstudie und die muss entsprechend geplant werden.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons

Hallo PonderStibbons,

vielen Dank für deine schnelle Antwort. Ich denke, ich habe mich ein wenig unklar ausgedrückt. Ich versuch es nochmal:
Ist es möglich, dass meine Hypothese: "es wird keine signifikanten Unterschiede zwischen den Lerngruppen geben" lautet und die Nullhypothese dementsprechend: "Es wird einen Unterschied zwischen den verschiedenen Lerngruppen geben"?
Die Stichprobengröße liegt bei 97 Menschen.

Viele Grüße

Hallo norah,

im echten Leben ist es so, dass es immer Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen gibt. Wenn Du sagst "Da gibt es keinen Unterschied" dann meinst Du eigentlich: Der Unterschied ist so klein, dass er niemanden interessiert. Wenn die Stichprobengröße bei Dir bereits festgelegt ist, dann finde ein geeigenetes Maß für die Größe des Unterschieds, berechne ein credible interval oder ein Konfidenzintervall und diskutiere, ob die in diesem Intervall enthaltenen Werte als klein genug einzuschätzen sind, um als Quasi-Null zu gelten.
In der Bayes-Statistik gibt es das Konzept der "Region of practical Equivalence (ROPE)". Da definiert man vorher einen Bereich möglicher Unterschiede, der praktisch einem Null-Unterschied gleich kommt. Sowas ähnliches kannst Du mit Konfidenzintervallen nachturnen.

LG,
Bernhard

norah hat geschrieben:Ist es möglich, dass meine Hypothese: "es wird keine signifikanten Unterschiede zwischen den Lerngruppen geben" lautet und die Nullhypothese dementsprechend: "Es wird einen Unterschied zwischen den verschiedenen Lerngruppen geben"?

Die statistische Nullhypothese gibt einen Wert an. Eine H0 kann sein „Mittelwertunterschied = 0“ oder auch „Mittelwertunterschied = 3“ oder „Mittelwertunterschied <= 0“ oder „Mittelwertunterschied <= 1,2“. Dann wird ermittelt, inwieweit die Stichprobendaten mit dieser Nullhypothese vereinbar sind. Ohne Angabe eines zu testenden Wertes kann man das nicht ermitteln, ein p-Wert ist dann im Kontext des Signifikanztestens nicht berechenbar.

Mit freundlichen Grüßen

Ponderstibbons

Hi,

du musst zwischen Deinen fachlichen Arbeitshypothesen (Fragestellungen) und den ('fest per Formel') programmierten Hypothesen unterscheiden.
Schreib Dir beide konkret einmal auf.
Berichte einfach die (Haupteffekt-) Befunde aus Deinem 2*2 faktoriellen varianzanalytischen Design.
Dabei kannst Du zunächst (fast) nix falsch machen.

Gruß
S.