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Datenauswertung

BeitragVerfasst: Do 4. Apr 2019, 22:48
von Safridoo
Guten Abend,
ich versuche eine Hypothese zu überprüfen, weiß aber nicht mit welchem Testverfahren ich meine Daten analysieren kann.

Es geht um Folgendes..

Meine Probanden sollten in mehreren Versuchen bei einer im Vorfeld vertikal geteilten (mal mittig, mal nicht mittig) Linie entscheiden, welche der beiden Seiten (Antwortmöglichkeiten: linke Seite / rechte Seite) ihnen länger erscheint. Nun gehe ich aufgrund des theoretischen Hintergrundes davon aus, dass bei den tatsächlich mittig geteilten Linien nicht etwa eine 50% zu 50% Verteilung der beiden Antwortmöglichkeiten auftritt, sondern dass deutlich häufiger die linke Seite als länger eingeschätzt wurde.

In meinem Datenblatt habe ich u.a. die Variable "L_sym_links" und die Variable "L_sym_rechts"..
Für jeden Probanden steht dann dort, wie oft sie mit "links" (L_sym_links) und wie oft sie mit "rechts" (L_sym_rechts) geantwortet haben.

Meine Hypothese lautet:
Die Probanden schätzen die linke Seite einer mittig geteilten Linie signifikant häufiger als länger ein, als die rechte Seite einer mittig geteilten Linie

Nun ist meine Frage, wie ich das Ganze statistisch sinnvoll überprüfen kann, und zwar so, dass ich auch überprüft bekomme, ob die Abweichung signifikant ist?
Gerne mit SPSS. Wenn es mit Excel besser funktioniert, dann auch gerne damit..

Über Tipps und Hinweise würde ich mich sehr freuen.

Viele Grüße
Safridoo

Re: Datenauswertung

BeitragVerfasst: Fr 5. Apr 2019, 06:48
von bele
Jeder Proband schätzt das mehrfach ein? Wenn jeder es nur einmal täte, oder Messwiederholungen irrelevant wären, dann wäre das ein einfacher Binomialtest.
Andernfalls erkläre bitte nochmal den genauen Versuchsaufbau inklusive. Zahl der Wiederholungen.

Re: Datenauswertung

BeitragVerfasst: Fr 5. Apr 2019, 07:21
von PonderStibbons
Außerdem ist von erheblicher Relevanz, wie groß die Stichprobe ist.

NB,
Die Probanden schätzen die linke Seite einer mittig geteilten Linie signifikant häufiger als länger ein, als die rechte Seite einer mittig geteilten Linie
ist nicht die Hypothese. Die Hypothese ist, dass Probanden die linke Seite häufiger als länger einschätzen.
Der inferenzstatistische Signifikanztest anhand von Stichprobendaten ist nur das Werkzeug.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons

Re: Datenauswertung

BeitragVerfasst: Fr 5. Apr 2019, 10:05
von Safridoo
Erst einmal vielen Dank für die ersten Rückmeldungen, PonderStibbons!
Die Hypothese werde ich dementsprechend abändern.

Nun noch einmal zur Testung.

Die Probanden (N=40) bekamen in insgesamt 40 Versuchen eine horizontale Linie präsentiert, die durch einen kurze vertikale Linie geteilt war.
In 24 dieser Versuche war die horizontale Linie tatsächlich symmetrisch geteilt.
In den anderen 16 Versuchen wurde die vertikale Linie ausgehend von der Mitte mit kleine Abweichungen (je zweimal um +/- 1,5 mm, je zweimal um +/- 3mm, je zweimal um +/- 4,5mm und je zweimal um +/- 6mm ) nach links bzw. rechts verschoben.

Mich interessieren für die Auswertung nun aber erst einmal die tatsächlich symmetrischen Versuche. Jeder Proband hat dabei also 24 mal mit "links ist länger" oder "rechts ist länger" geantwortet.
Wie kann ich nun überprüfen, ob die Probanden häufiger die linke Seite als länger eingeschätzt haben?

Viele Grüße

Re: Datenauswertung

BeitragVerfasst: Fr 5. Apr 2019, 10:34
von Safridoo
Meine erste Idee war, die "links ist länger"- Antworten im Verhältnis zur Gesamtanzahl der Antworten (=24) für jeden einzelnen Probanden zu berechnen.
Wenn ich dazu nun Mittelwert und Standardabweichung berechne, erhalte ich für den Mittelwert 55,94% und für die Standardabweichung 22,58%.

Aber so habe ich irgendwie noch keine zufriedenstellende Antwort darüber, wie aussagekräftig die Abweichungen sind.
Ich habe beispielsweise einen Probanden dabei, der für alle 24 Versuche gesagt hat "rechts ist länger". Das ist ja so ein Ausnahmefall, der komplett rausfällt, und deswegen dürfte dieses Ergebnis doch nicht genauso eine große Gewichtung erhalten, wie die anderen, oder?

Ich hoffe mein Problem wird verständlich. Vielleicht denke ich auch nur falsch :?:

Re: Datenauswertung

BeitragVerfasst: Fr 5. Apr 2019, 10:49
von PonderStibbons
wie aussagekräftig die Abweichungen sind.

Was verstehst Du konkret unter aussagekräftig?

Falls es nur um den inferenzstatistiscen Test geht, geeignet wäre ein
t-Test für eine Stichprobe mit Erwartungswert 12 oder Erwartungswert 50,
je nachdem, ob man die Anzahl der Reaktionen "links" auswertet oder den
Anteil. Anteil wäre robust gegen eventuell fehlende einzelne Werte.

Ob jemand mit 24 "rechts ist länger" einbezogen werden sollte oder nicht
(wenn ausreichend Verdacht auf Pfusch durch den Probanden besteht),
kann man von heraus nicht beurteilen.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons

Re: Datenauswertung

BeitragVerfasst: Fr 5. Apr 2019, 13:26
von Safridoo
Hallo,
Wenn ich den t-Test bei einer Stichprobe zum EW 50 durchführe, erhalte ich folgendes:

MW=55,9375
Std.A.=22,58427
Std.F.=3,57089

T=1,663
df=39
Sig. (2-seitig)=0,104
Mittlere Differenz=5,93750
Untere: -1,2853 Obere: 13,1603

Wie interpretiere ich die Ergebnisse nun?
Das Ergebnis ist ja erst einmal nicht signifikant. Heißt es nun, dass die Antworten nicht signifikant vom erwarteten Wert abweichen?
Kann ich damit die Aussage treffen, dass die Probanden nicht häufiger die Antwort "links ist länger" nennen?

Wie wäre es, wenn der t-Test tatsächlich einen signifikanten Wert ausgespuckt hätte?
Hätte ich daraus folgern können, dass signifikant häufiger links als länger eingeschätzt worden ist?

Viele Grüße

Re: Datenauswertung

BeitragVerfasst: Fr 5. Apr 2019, 13:48
von PonderStibbons
Kann ich damit die Aussage treffen, dass die Probanden nicht häufiger die Antwort "links ist länger" nennen?

Deine konkreten Probanden in der Stichprobe haben augenscheinlich nicht exakt zu 50,00%
links genannt. Falls Du mit "die Probanden" allerdings eine Grundgesamtheit meinst,
aus der Deine Stichprobe gezogen wurde: Das Testergebnis sagt, dass die Nullhypothese ("Der
durchschnittliche Anteil beträgt in der Grundgesamtheit 50%") nicht verworfen wird. Die Abweichung
der Stichprobendaten von der Nullhypothese kann mit dem Stichprobenzufall erklärt werden.
Wie wäre es, wenn der t-Test tatsächlich einen signifikanten Wert ausgespuckt hätte?
Hätte ich daraus folgern können, dass signifikant häufiger links als länger eingeschätzt worden ist?

Wenn 55% bedeutet, häufiger links als rechts, dann ja.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons