Bachelorarbeit zu Depression: Hilfe für Analysen gesucht

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Bachelorarbeit zu Depression: Hilfe für Analysen gesucht

Beitragvon Himbeerbrause » So 24. Aug 2014, 19:06

Hallo zusammen,

ich schreibe meine Bachelorarbeit zum Einfluss von Kindheitserfahrungen auf Depression und sitze schon länger an der Analyse mit SPSS, ohne weiter zu kommen. Vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen?
Ich bin mir sehr unsicher, welche statistischen Verfahren jeweils richtig sind und auch was ich dann bei der Eingabe in SPSS jeweils beachten muss... :?

Ich habe folgende Variablen:

Maß für Depression: Score von 0 bis 63
Maß für interpersonelle Probleme: Score von 0,35... bis 3,48...
Bindungsstil: A, B, C oder D (also nominal, 4 Klassen)

Und dann habe ich folgende Hypothesen:

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen dem Maß an Depression und dem Maß an interpersonellen Problemen

--> Hier habe ich bisher eine Pearson-Korrelation gerechnet - gibt es da noch ein besseres Verfahren?


H2: Personen mit Bindungsstil A entwickeln eine weniger schwere Form der Depression als Personen mit Stil B, C oder D.

-->Kann man hier eine ANOVA mit Messwiederholung rechnen? Ich weiß, eigentlich ist es ja keine Messwiederh., aber da könnte man zumindest eine Gruppe mit 3 Gruppen zusammen vergleichen...


H3: Personen mit Bindungsstil B entwickeln weniger Depression als Personen mit Stil C. Personen mit Bindungsstil C entwickeln weniger Depression als Personen mit Stil D.

-->Ist hier ein t-Test für unabhängige Stichproben möglich? Die Hypothese ist ja so ähnlich wie H2, nur dass ich eben immer nur 2 einzelne Gruppen miteinander vergleiche...


H4: Bindungsstil A führt im Zusammenhang mit weniger interpersonellen Problemen zu weniger Depression. Bindungsstil D führt im Zusammenhang mit mehr interpersonellen Problemen zu mehr Depression.

-->Kann man das mit einer Regressionsanalyse machen? Oder eventuell mit einer Mediatorenanalyse? Hier habe ich eigentlich gar keine Ahnung... :?


Falls sich da jemand ein bisschen auskennt, wäre ich über Antwort sehr dankbar! ;)
Himbeerbrause
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Re: Bachelorarbeit zu Depression: Hilfe für Analysen gesucht

Beitragvon PonderStibbons » So 24. Aug 2014, 22:05

Ich bin mir sehr unsicher, welche statistischen Verfahren jeweils richtig sind und auch was ich dann bei der Eingabe in SPSS jeweils beachten muss...

Andy Fields "Discovering Statistics Using SPSS" wird von Anfängern sehr goutiert.

Hier habe ich bisher eine Pearson-Korrelation gerechnet - gibt es da noch ein besseres Verfahren?

Vielleicht eine lineare Regression. Woher stammt denn die Stichprobe,
von der Du Deine Daten hast, und wie groß ist diese Stichprobe?

Kann man hier eine ANOVA mit Messwiederholung rechnen? Ich weiß, eigentlich ist es ja keine Messwiederh., aber da könnte man zumindest eine Gruppe mit 3 Gruppen zusammen vergleichen...

Personen mit Bindungsstil B entwickeln weniger Depression als Personen mit Stil C. Personen mit Bindungsstil C entwickeln weniger Depression als Personen mit Stil D.

Am einfachsten wäre eine Einfaktorielle Varianzanalyse mit post-hoc
Tests (zum Beispiel nach Tukey), wo dann jede Gruppe gegen
jede getestet wird. Oder Du recherchierst "lineare Kontraste"
im Zusammenhang mit einfaktorieller Varianzanalyse, dabei
werden solche Hypothesen wie Deine spezifiziert und getestet.
Bindungsstil A führt im Zusammenhang mit weniger interpersonellen Problemen zu weniger Depression. Bindungsstil D führt im Zusammenhang mit mehr interpersonellen Problemen zu mehr Depression.

Was heißt "im Zusammenhang mit"? Und worauf bezieht sich "zu weniger" -
führt zu weniger Depression im Vergleich wozu?

NB solltest Du bei einer nichtexperimentellen und Querschnittserhebung etwas
nüchterner formulieren. Ein "a führt zu b" wirst Du nicht nachweisen können, Du
kannst nur bestehende Zusammenhänge hier und jetzt analysieren. Was da
zweifelsfrei was verursacht, oder welche Drittvariablen oder Selektionsprozesse
eine Rolle spielen, kannst Du nicht klären.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Bachelorarbeit zu Depression: Hilfe für Analysen gesucht

Beitragvon DHA3000 » Mo 25. Aug 2014, 12:21

Für alle deiner vorgestellten Hypthesen sollte man ein lineares Regressionsmodell nehmen.
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Re: Bachelorarbeit zu Depression: Hilfe für Analysen gesucht

Beitragvon Himbeerbrause » Di 26. Aug 2014, 14:43

Hallo PonderStibbons,

vielen Dank schon einmal für deine Antwort!

PonderStibbons hat geschrieben:Andy Fields "Discovering Statistics Using SPSS" wird von Anfängern sehr goutiert.

Danke, gut, ich suche mal danache!

PonderStibbons hat geschrieben: Hier habe ich bisher eine Pearson-Korrelation gerechnet - gibt es da noch ein besseres Verfahren?
Vielleicht eine lineare Regression. Woher stammt denn die Stichprobe,
von der Du Deine Daten hast, und wie groß ist diese Stichprobe?


Die Stichprobe stammt aus einer Reha-Klinik. Sie ist sehr groß (N > 1000), allerdings habe ich keine Kontrollgruppe, sondern eben nur Patienten mit kleineren oder größeren Depressions-Werten.
Regression habe ich auch überlegt, das Problem ist aber, dass in der Hypothese nur um den Zusammenhang geht, ich kann also nicht sagen, dass Depression die AV ist, denn es könnte ja auch andersherum sein.
Deswegen dachte ich, eine Regression geht nicht, weil man da ja UV und AV definieren muss?

PonderStibbons hat geschrieben:Am einfachsten wäre eine Einfaktorielle Varianzanalyse mit post-hoc
Tests (zum Beispiel nach Tukey), wo dann jede Gruppe gegen
jede getestet wird.


Das habe ich probiert, hat soweit auch gut geklappt. Allerdings frage ich mich, ob ich berücksichtigen muss, dass die Gruppen unterschiedlich groß sind? Und wenn ja, wie man das dann machen könnte...
Gruppe A: N=519, Gruppe B: 1127, Gruppe C: 1013, Gruppe D: 1289 (und Fehlerwerte: 333) -->Gruppe A ist also deutlich kleiner als die anderen. Oder ist die Stichprobe insgesamt groß genug, dass das nicht berücksichtigt werden muss?

PonderStibbons hat geschrieben:Was heißt "im Zusammenhang mit"? Und worauf bezieht sich "zu weniger" -
führt zu weniger Depression im Vergleich wozu?


Ja, die Hypothese könnte eventuell noch ein bisschen anders formuliert werden. Es soll darum gehen, dass der Bindungsstil und Interpersonale Probleme (IP) zusammen einen Einfluss auf Depression haben. Ich teste davor noch den Einfluss vom Bindungsstil auf IP (ähnlich wie in H2 und H3; ist vorhanden).
Deswegen gehe ich davon aus, dass der Bindungsstil allein Depression beeinflusst und aber auch IP beieinflusst, diese wiederum beeinflussen auch Depression.
Also der Bindungsstil ist Mediatorvariable und IP ist die Moderatorvariable?
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Re: Bachelorarbeit zu Depression: Hilfe für Analysen gesucht

Beitragvon Himbeerbrause » Di 26. Aug 2014, 14:54

DHA3000 hat geschrieben:Für alle deiner vorgestellten Hypthesen sollte man ein lineares Regressionsmodell nehmen.


Danke!
Ich habe für die H4 mal eine lineare Regression gerechnet (=Moderatorenanalyse?).

Das Ergebnis ist ein R-Quadrat von .167, was also heißt, dass das ein sehr schlechtes Modell ist und so gut wie keine Varianz aufklärt?

Zudem verwirrt mich das Ergebnis bei den Koeffizienten:
Der Bindungstyp ist nicht signifikant, Interpersonale Probleme hingegen schon... das verstehe ich nicht richtig, da, wenn ich den Bindungstyp alleine mit Depression teste, das alles hochsignifikant ist.

Oder wie könnte man das interpretieren? Bzw. muss ich bei SPSS vorher noch was berücksichtigen?
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Re: Bachelorarbeit zu Depression: Hilfe für Analysen gesucht

Beitragvon PonderStibbons » Di 26. Aug 2014, 20:51

Bindungstyp wirkt auf Depression. Wie macht er das? Welche Mechanismen sind
dafür verantwortlich, dass Bindungstyp Depression vorhersagt?

Debkbares Modell:
Bindungstyp wirkt auf interpersonelle Probleme, diese wiederum wirken auf Depression.
Das heißt, interpersonelle Probleme mediieren zwischen Bindungstyp und Depression.
Da die Varianz in der Depression, die vorher von Bindungstyp erklärt wurde, nunmehr
durch den (von Bindungstyp beeinflussten) Mediator Interpersonelle Probleme erklärt
wird, bleibt für Bindungstyp kein direkter (!) Erklärungswert (keine Varianzaufklärung)
hinsichtlich Depression.

Zu Mediatoren ein kurzer Abriß http://davidakenny.net/cm/mediate.htm
(siehe auch dortige Literaturhinweise).

NB ist R²= 0,17 eine ordentliche Varianzaufklärung, nicht zuletzt da alle beteiligten
Variablen fehlerhaft gemessen sind (also ein erheblicher Teil der Varianz von vornherein
gar nicht aufgeklärt werden kann, weil er aus Fehlerrauschen besteht) und Depression
natürlich von weitaus mehr Faktoren determiniert wird, als lediglich dem "Bindungstyp"
bzw. IP.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Bachelorarbeit zu Depression: Hilfe für Analysen gesucht

Beitragvon Himbeerbrause » Do 28. Aug 2014, 10:38

Okay, vielen Dank!

Muss man bei SPSS bei "Auswahlvariable" oder "WLS-Gewichtung" noch irgendwas angeben? Und gibt man in der Auswertung noch irgendwas anderes an außer dem R-Quadrat und dem F-Wert? Noch etwas von den Koeffizienten?

Und dann frage ich mich, ob man generell noch irgendwelche Effektstärken für alle Aufgaben berechnen muss (weil es ja so eine große SP ist und es kein Wunder ist, dass alles signifikant ist)?
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Re: Bachelorarbeit zu Depression: Hilfe für Analysen gesucht

Beitragvon Wummel » Do 28. Aug 2014, 22:45

Wuha - Mutig so viel Statistik in eine Bachelorarbeit rein zu packen wenn man nicht all zu viel Ahnung hab. Bin grade am ähnlichen Problem - nicht Thema - lach! Und ich glaube ich werde nur eine einfache Statistik einbauen.
Ich habe schiss dass ich mich in der Statistik verzettele und dann ein Problem hab, lach!
Wie dürft ihr Eure Arbeit abgeben? Schon auf Stick oder noch per Klebebindung? Bei uns wird das grade diskutiert, ich könnte ja auch die Klebebindung verzichten, Stick oder Datei schicken ist doch viel einfacher. Gibt doch PDF.

LG
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Re: Bachelorarbeit zu Depression: Hilfe für Analysen gesucht

Beitragvon Lumba » Mo 1. Sep 2014, 16:51

Hey, da bin ich echt mal auf das Ergebnis gespannt. Teile es uns doch bitte mit, wenn es soweit ist.
Wummel, ich glaube Klebebindung ist immernoch gang und Gebe. Stell dir mal vor der Dozent erhält von jedem Studenten eine PDF Datei.
Eine Bachelorarbeit besteht ja nicht nur aus 10 Seiten. Das heißt, der Dozent müsste stundenlang vorm PC sitzen und sich die PDF durchlesen.
Also ich sitze beruflich bedingt auch recht häufig am PC und weiß daher, dass das ganz schön Kopfschmerzen verursachen kann.
Das hieße für den Dozenten, das ganze selbst auszudrucken. Aber er wird nicht so doof sein, die Arbeit der Studenten zu übernehmen.
Ich finde es also nur fair, wenn die Studenten die Arbeit ausdrucken und binden lassen. Ob es jetzt unbedingt eine Klebebindung sein muss, kann man ja mal dahinstellen.
Gibt ja auch Ringbindung etc.

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