Hypothese AV=nominalskaliert, UV=Intervallskaliert

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Hypothese AV=nominalskaliert, UV=Intervallskaliert

Beitragvon Dreamcut » Do 23. Feb 2017, 11:40

Hallo liebe Statistikfreunde,

ich plane gerade meine Masterarbeit und lese mich fleißig in diverse statistische Verfahren zur Überprüfung meiner Hypothesen ein.
Bei dem Berechnen einer Hypothese habe ich große Schwierigkeiten, vielleicht sehe ich aber auch langsam einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr oder die Hypothese an sich ist schwierig zu prüfen. Vielleicht könnt ihr mir ja helfen.

Kurz zum Hintergrund:
Im Allgemeinen geht es darum den Einfluss verschiedener Heuristiken auf die Beurteilung der Glaubhaftigkeit einer Aussage zu überprüfen. Zusätzlich möchte meine Professorin nun, dass ich noch die Sicherheit der Entscheidung (Aussage glaubhaft oder nicht glaubhaft) mit einer 4-stufigen Likertskala erhebe und soll dazu eine Hypothese formulieren.
Ich hatte mir folgendes überlegt: Probanden, die sich in ihrer Wahl der Glaubhaftigkeitsbeurteilung sicher waren, ließen sich weniger stark von der Heuristik beeinflussen als diejenigen die sich ihrer Wahl unsicher waren. Wenn eine Heuristik den Probanden in Richtung Glaubhaft manipulieren soll, soll also die mittlere Anzahl glaubhafter Urteile von der Sicherheit der Entscheidung der Probanden abhängen und bei sicheren Probanden signifkant geringer ausfallen.

Hier hätte ich nun aber das Problem, dass meine Variable Sicherheitsbeurteilung (UV) intervallskaliert, aber die Variable Glaubhaftigkeit (AV) mit zwei Ausprägungen nominalskaliert ist und ich somit ja kein parametrisches Verfahren in Form eines t-tests etc berechnen kann oder? Mich würde bei der Fragestellung die Signifkanz und die Effektstärke interessieren.

Kann man die Hypothese vielleicht irgendwie umstellen, damit sich UV und AV umdrehen? Ich würde gerne die Datendifferenzierung beim Intervallskalenniveau der Sicherheitsbeurteilung nutzen können.

Es wäre schön, wenn mir jemand weiterhelfen könnte. Tut mir leid falls meine Frage etwas sehr dumm oder irritierend ist, aber ich bin bei dem Thema mittlerweile so verwirrt, dass ich eine Meinung von außen als sehr hilfreich erachten würde.

Vielen lieben Dank schon einmal im Voraus!
Dreamcut
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Re: Hypothese AV=nominalskaliert, UV=Intervallskaliert

Beitragvon PonderStibbons » Do 23. Feb 2017, 12:21

Zusätzlich möchte meine Professorin nun, dass ich noch die Sicherheit der Entscheidung (Aussage glaubhaft oder nicht glaubhaft) mit einer 4-stufigen Likertskala erhebe und soll dazu eine Hypothese formulieren.

Wenn es nur 1 Item ist, dann ist das keine Likert-Skala (die bestehen aus mehreren Items vom Likert-Typ).
Hier hätte ich nun aber das Problem, dass meine Variable Sicherheitsbeurteilung (UV) intervallskaliert,

Ein vierstufiges Likert-Item ist sicher nicht intervallskaliert.
aber die Variable Glaubhaftigkeit (AV) mit zwei Ausprägungen nominalskaliert ist und ich somit ja kein parametrisches Verfahren in Form eines t-tests etc berechnen kann oder?

Wäre Sicherheit intervallskaliert, dann wäre der t-Test ein Problem [Korrektur: KEIN Problem] (man kann "AV" und "UV" problemlos umdrehen). Aber da es sich um ein ordinalskaliertes Item zu handeln scheint, kannst Du einen U-Test mit Glaubhaftigkeit als Gruppierungsvariable und Sicherheit als (technisch gesehen) abhängiger Variable rechnen.


Mit freundlichen Grüßen

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Re: Hypothese AV=nominalskaliert, UV=Intervallskaliert

Beitragvon Dreamcut » Do 23. Feb 2017, 12:56

Vielen Dank für die Antwort!

Ich bin auch zunächst von einer ordinalskalierten Variable ausgegangen, meine Professorin meinte aber, dass jeder Fragebogen mit Likertskala als Intervallskala verrechnet wird, da das Kriterium ist, ob die Abstände zwischen den Antwortmöglichkeiten gleich anzusehen sind.
Ich hab eben eine vierstufige Skala von sicher - eher sicher - eher unsicher - unsicher.

Ich habe aber keinen Fragebogen sondern nur das eine Item? Wenn sie jetzt möchte, dass ich es dennoch als intervallskaliert annehme, kann ich mit dem T-Test dann einfach AV und UV umdrehen, ohne dass sich da etwas ändert? Könntest du vll erklären wieso man das darf?

Ansonsten Danke für den Tipp mit dem U-Test! Das werde ich mir gleich mal genauer anschauen.
Dreamcut
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Re: Hypothese AV=nominalskaliert, UV=Intervallskaliert

Beitragvon PonderStibbons » Do 23. Feb 2017, 13:16

Ich bin auch zunächst von einer ordinalskalierten Variable ausgegangen, meine Professorin meinte aber, dass jeder Fragebogen mit Likertskala als Intervallskala verrechnet wird, da das Kriterium ist, ob die Abstände zwischen den Antwortmöglichkeiten gleich anzusehen sind.

Sie verwechselt anscheinend Likert-Item mit Likert-Skala. Vielleicht aber kann sie Dir seriöse Literaturstellen nennen, die Du in Deiner Arbeit zitieren kannst, um die Behandlung von 4stufigen Ratings als Intervallska zu verteidigen.
Könntest du vll erklären wieso man das darf?

Wieso soll man dann nicht dürfen? Wenn Gruppierung und Einschätzung zusammenhängen, dann sind die Einschätzungen in der einen Gruppe höher als in der anderen. Was der Mensch als AV oder UV ansieht, ist dem statistischen Test doch einerlei.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Hypothese AV=nominalskaliert, UV=Intervallskaliert

Beitragvon forenthomas » Di 28. Feb 2017, 12:44

Hallo,
PonderStibbons hat geschrieben:Sie verwechselt anscheinend Likert-Item mit Likert-Skala.
PonderStibbons

ich bin mir da nicht so sicher, weil ich mir auch nicht so sicher bin, ob Dreamcut die Dimension des Hinweises der Dozentin richtig verstanden hat. "Glaubhaftigkeit" ist per se ein latentes Merkmal und damit kann man schon überlegen, ob die einfache Frage "Für wie glaubhaft halten Sie die getroffene Entscheidung" denn für eine Messung ausreicht, oder man nicht eine echte Likert-Skala aufbauen (oder viel(!) besser: finden) muss. Es handelt sich ja schließlich auch um eine Masterarbeit, nicht um eine Seminararbeit.

Gruß, Thomas
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