Likert Skalen auswerten, habe ich einen Denkfehler?

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Likert Skalen auswerten, habe ich einen Denkfehler?

Beitragvon user8374 » Do 27. Sep 2018, 18:17

Hallo,

bevor ich meinen Betreuer mit so welchen Sachen belästige, frage ich doch noch mal besser hier ... :D

Ich möchte die Zufriedenheit messen und habe dies mit einer Befragung über einen Fragebogen gemacht. Verwendet wurde dafür ein Messinstrument aus der Literatur, welches auf Likert-Skalen basiert. Das Messinstrument oder Messmodell (?) umfasst verschiedene Dimensionen. Nun möchte ich diese auswerten.

Ich habe für jeden Teilnehmer die Mittelwerte der jeweiligen Dimensionen gebildet. Da ich davon ausgehe, dass die Dimensionen unterschiedlich stark die Zufriedenheit beeinflussen, habe ich anschließend mit einer linearen Regression die drei Dimensionen als UV verwendet, und die Gesamtzufriedenheit(wurde extra gemessen) als AV verwendet. Nun habe ich eine Regressionsgleichung (oder Modell?) der Form y = a + b1*dim1 + b2*dim2 + b3*dim3. Die Koeffizienten und die Konstante wurden ja mit der Regressionsanalyse geschätzt. Nun kann ich die Mittelwerte der Dimensionen in die Gleichung einsetzen und erhalte für jeden Teilnehmer einen Zufriedenheitswert. Dieser liegt aufgrund der Schätzung natürlich natürlich nicht mehr auf einer Skala von 1 bis 7 sondern eher 0,4 bis 7,3.

Ist das überhaupt ein richtiges Vorgehen ?

Ich habe mir diverse Bachelor & Masterarbeiten angeschaut, welche die Zufriedenheit messen. Dort wurde immer wieder eine Faktorenanalyse durchgeführt. Ich verstehe nicht warum. Wenn ich ein validiertes Messinstrument verwendete, warum sollte ich dann eine Faktorenanalyse durchführen? Die Dimensionen sind ja schon vorgegeben. Nur irgendwie verwirrt mich das etwas, weil das einige getan haben...
user8374
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Re: Likert Skalen auswerten, habe ich einen Denkfehler?

Beitragvon strukturmarionette » Fr 28. Sep 2018, 00:12

Hi,

Gesamtzufriedenheit(wurde extra gemessen)

- wie?
- N?

Gruß
S.
strukturmarionette
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Re: Likert Skalen auswerten, habe ich einen Denkfehler?

Beitragvon user8374 » Fr 28. Sep 2018, 11:00

strukturmarionette hat geschrieben:- wie?
- N?


Hallo,

Stichprobenumfang ist 1100.

Gesamtzufriedenheit wurde nach dem beschriebenen Ansatz der Erweiterung des ursprünglichen Messinstrumentes gemessen (overall Ansatz, welcher alle vorherhigen Kundenkontakte in das Gesamt-Zufriedenheitsurteil mit einbezieht). Dabei handelt es sich um drei Aussagen, welche ebenfalls auf einer 7 Punkte-Likert-Skala gemessen wurden.

In einigen Studien werden die Skalenwerte aller Dimensionen einfach zusammengezogen, also mit der selben Gewichtung einbezogen. In einer einer späteren Quelle der selben Autoren wird aber beschrieben, dass die Dimensionen mit unterschiedlichen Gewicht eine bessere Verknüpfung mit der Zufriedenheit erbringen, weshalb das Konstrukt "Gesamtzufriedenheit" extra gemessen wird.

Mein Problem ist jetzt nur, dass ich versuche mein Vorgehen irgendwie versuche zu begründen. Und ich konnte eben keine wirkliche Quelle finden, welche mein Vorgehen rechtfertigt. Die verwendete Quelle bezieht sich auf die Validierung des Messinstrumentes und nicht auf die Anwendung. Dort wird ebenfalls eine Faktorenanalyse durchgeführt. Eine Quelle wo das Messinstrument wirklich für eine reale Messung der Zufriedenheit angewendet wird, finde ich leider nicht. Deswegen weiß ich nun auch nicht ob der Ansatz mit einer Regression korrekt ist, welcher jedem Teilnehmer einen Schätzwert zuordnet.

Ich finde lediglich die beschriebenden Bachelor & Masterarbeiten, welche ebenfalls andere, ähnliche, Messinstrumente aus der Literatur übernehmen und dann dort eine Faktorenanalyse durchführen. Nur verstehe ich das warum nicht. Das Messinstrument ist doch bereits validiert und nach meinen Verständnis brauche ich dann dort keine explorativen oder konfirmatorischen Verfahren mehr anzuwenden (?). Nur leider bin ich auch nicht der Überflieger in der Operationalisierung von Konstrukten. :|

Für mich ist das alles Voodoo... Faktoren, Dimensionen, Faktorenanalyse ... Ich verstehe bis heute nicht, warum ich nicht einfach direkt nach der Zufriedenheit Fragen konnte. Der Betreuer meinte, ich soll dafür ein Messinstrument verwenden. Aber im Endeffekt sind die Schätzwerte natürlich sehr nahe bei den Werten der Gesamtzufriedenheit. Was sicherlich auch nicht verwunderlich ist... :roll:

Liebe Grüße
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Re: Likert Skalen auswerten, habe ich einen Denkfehler?

Beitragvon PonderStibbons » Fr 28. Sep 2018, 18:19

Wie lautet denn das Thema und die Fragestellung der Studie?

Wozu willst Du Zufriedenheit messen, was hast Du damit weiter vor?

Was beinhalten konkret die drei Skalen? Und sind sie laut Literatur dazu gedacht, gemeinsam Zufriedenheit zu messen? Wenn ja, wie werden die Skalen zusammengefasst in der Literatur, um Gesamtzufriedenheit zu ermitteln? Und wieso dann noch zusätzlich die Messung der Gesamtzufriedenheit?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Likert Skalen auswerten, habe ich einen Denkfehler?

Beitragvon PonderStibbons » Fr 28. Sep 2018, 18:23

P.S., Deine Verwendung der Begriffe ist mir nicht ganz klar.
nutzung-des-forums-f44/likertskalen-und-anderes-t9192.html#p34777
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Re: Likert Skalen auswerten, habe ich einen Denkfehler?

Beitragvon user8374 » Sa 29. Sep 2018, 00:54

Danke schon mal für die Antwort.

Also es ist wohl besser, doch alles etwas genauer zu beschreiben.

Ich wollte die Zufriedenheit messen, um diese in ein Modell aufzunehmen (Choice Model) und zu überprüfen, ob die Zufriedenheit eine Auswirkung auf die Auswahlentscheidung hat. Nun hatte ich eine normale Rating Skala erstellt, frei nach dem Motto "Bitte geben Sie ihre Zufriedenheit mit XY auf der Skala von 1-7 an". Der Plan war, den Wert dann einfach in das Modell aufzunehmen. Nun wurde mir aber nahe gelegt, für die Messung eine validierte Skala zu verwenden... da mir das nahe gelegt wurde, habe ich das auch getan. Verstanden warum habe ich zwar nicht, aber gut.

Da es sich um eine Dienstleistung handelt wurde ein modifizierter SERVQUAL Ansatz verwendet. Dieser misst ursprünglich die Dienstleistungsqualität, welche wohl bei einer Dienstleistung in Kundenzufriedenheit mündet. Nun war für mich relevant, ob die Qualität dieser Dienstleistung überhaupt die Kundenzufriedenheit determiniert und welche der Dimensionen den größten Einfluss auf die Zufriedenheit hat. Deshalb wurde zusätzlich die Gesamtzufriedenheit gemessen, um Stärke in einer linearen Regression zu überprüfen. Das hat auch eigentlich ganz gut geklappt. Ich habe für jede Dimension den Mittelwert der Items gebildet und die Dimensionen anschließend in einer linearen Regression als UV und die Gesamtzufriedenheit als AV verwendet. Das Ergebnis ist, dass die Dimensionen lediglich 73% der Varianz erklären. Meine Interpretation ist nun, dass es noch andere nicht qualitative Dimensionen gibt, welche für die Zufriedenheit eine Rolle spielen.

Nur weiß ich jetzt nicht so ganz, wie ich für jeden innerhalb der Stichprobe einen Wert ermittle, der die Zufriedenheit ausdrückt. Zum einen habe ich einen Wert für die Qualität, zum anderen einen Wert für die Gesamtzufriedenheit. Jedoch ist für die Untersuchung lediglich die Zufriedenheit mit der Qualität von Bedeutung, da diese ja in das Choice Model aufgenommen werden soll um zu überprüfen, ob die Zufriedenheit einen Effekt auf die Auswahl hat. Durch die Auswahl kann theoretisch die Qualität verbessert werden. Es soll überprüft werden, ob jemand der Unzufrieden mit Qualität ist eher bereit ist eine Auswahl zu treffen, als jemand der zufrieden ist.

Ich dachte dabei an den Schätzwert der linearen Regression für die Aufnahme in das Choice Model. Ich wollte den Schätzwert nehmen, da dieser ja eine Art Gewichtung der Dimensionen vornimmt (durch die Koeffizienten).

Nur wie bereits erwähnt, finde ich keine Quelle die soetwas jemals gemacht hat und deshalb habe ich dabei ein sehr ungutes Gefühl. :|
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Re: Likert Skalen auswerten, habe ich einen Denkfehler?

Beitragvon PonderStibbons » Sa 29. Sep 2018, 09:46

Das Ergebnis ist, dass die Dimensionen lediglich 73% der Varianz erklären. Meine Interpretation ist nun, dass es noch andere nicht qualitative Dimensionen gibt, welche für die Zufriedenheit eine Rolle spielen.

Wenn man berücksichtigt, dass die verwendeten Messinstrumente, von denen eines nur sogar nur aus 1 einzelnen Item besteht, Reliabilitäten irgendwo zwischen 0,6 und 0,9 haben sollten, klingt 73% beinahe nach dem maximal erreichbaren. 15-30% Fehlerrauschen sind allemal zu erwarten.
Nur weiß ich jetzt nicht so ganz, wie ich für jeden innerhalb der Stichprobe einen Wert ermittle, der die Zufriedenheit ausdrückt.

Du nimmst das 7stufige Item oder den Gesamtscore aus den 3 Skalen. Anscheinend ist ersteres nicht im Sinne der Betreuer, also führst Du das zweite durch. Oder es wäre im Sinne der theoretischen Annahmen, die 3 Skalen als Block in weiteren Analysen zu verwenden, aber das weiß ich nicht.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Likert Skalen auswerten, habe ich einen Denkfehler?

Beitragvon user8374 » Sa 29. Sep 2018, 13:49

PonderStibbons hat geschrieben:Du nimmst das 7stufige Item oder den Gesamtscore aus den 3 Skalen. Anscheinend ist ersteres nicht im Sinne der Betreuer, also führst Du das zweite durch. Oder es wäre im Sinne der theoretischen Annahmen, die 3 Skalen als Block in weiteren Analysen zu verwenden, aber das weiß ich nicht.


Danke nochmals für die Hilfe.

Eine weitere Frage:

Innerhalb der Skalen gab es die "N/A" Option. Diese musste aufgenommen werden, falls ein Teilnehmer keine Bewertung der Aussage aufgrund von mangelnder Erfahrung machen konnte. Dadurch werden bei einigen fehlende Werte für die jeweiligen Items produziert. Wenn ich nun den Mittelwert aller Items nehme (über die mean Funktion in SPSS), wie werden dann die fehlenden Werte im Untersuchungskontext behandelt? Sind die Mittelwerte überhaupt miteinander vergleichbar? Also entspricht der Mittelwert, trotz der fehlenden Werte, für jeden dem Zufriedenheitswert ?

Ich hoffe das klingt nicht zu komisch...
user8374
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