Vorgehen statistische Auswertung

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Vorgehen statistische Auswertung

Beitragvon Tina2412 » Mi 5. Feb 2020, 15:23

Hallo zusammen :)

Ich studiere Psychologie und bin jetzt mit meinem Master soweit durch. Zur Vorbereitung auf die Masterarbeit habe ich an einem Projekt teilgenommen und gerade einige Probleme bei der statistischen Auswertung. Da ich die letzten drei Wochen leider krank im Bett gelegen habe, habe ich gerade etwas Zeitdruck (die Zeit der Krankschreibung fällt leider nicht in die offizielle Zeit für die Erstellung des Berichts, welcher letztlich prüfungsrelevant sein wird :? ). Aber vielleicht kann mir hier der ein oder andere Anregungen/ Hilfestellungen/ Bestätigung geben, was das generelle Vorgehen/ die Auswertung betrifft, gerne auch per Mail oder Skype. Ich wäre euch sehr dankbar :)

Es geht um folgendes:

Ich habe eine Moderatorhypothese aufgestellt. Prädiktor, Kriterium und Moderator wurden als Teil eines größeren Projekts online per Fragebogen erhoben. Erste Frage zum generellen Vorgehen: der Fragebogen zur Erfassung der UV besteht aus mehreren Skalen. Theoretisch habe ich mir überlegt, dass es vielleicht Sinn macht einen Teil der Skalen zu einem Gesamtwert zusammenzufassen. Müsste ich in diesem Falle noch eine Faktorenanalyse durchführen um zu schauen, ob diese Zusammenfassung überhaupt gerechtfertigt ist? Oder sollte ich lieber die m. E. relevanten Skalen so belassen und einzeln in die Analyse aufnehmen?

Die Datenbereinigung war soweit problemlos. Aber auch hierzu hätte ich gleich eine Frage: Es gab nicht viele fehlende Werte. Die Erfassung der Moderators erfolgte über zwei Items auf einer 5-stufigen Likert Skala. Es gab zwei Fälle bei denen jeweils eine Antwort in diesen beiden Items gefehlt hat (Aussetzer). Anteil der fehlenden Werte hier genau 1%. MCAR Test nach Little war nicht signifikant. Habe mich erstmal für den listenweisen Fallausschluss entschieden... aber machen hier andere Verfahren mehr Sinn?
Ähnlich beim Prädiktor: ein fehlender Wert bei einem von 24 Items = 0.5% fehlende Werte. Little-Test p=.105. Was würdet ihr hier vorschlagen?

Ich möchte die Moderatoranalyse mit Process rechnen. Aber vorher muss ich ja noch die Voraussetzungen prüfen, oder? Woran muss ich denken? Lineare Beziehung zwischen den Variablen, Unabhängigkeit der Residuen, Multikolinearität, Homoskedastizität der Residuen, Normalverteilung der Residuen? Muss ich vorher auch die Interkorrelationen zwischen UV, AV und M prüfen?

Was müsste ich tun, wenn ich evtl. noch Kontrollvariablen mit in die Analyse aufnehmen möchte? Z.B. könnte ich mir vorstellen, dass das Geschlecht noch einen Einfluss auf den ganzen Zusammenhang hat.

Irgendwie fühle ich mich gerade etwas überfordert und so, als hätte ich während meines ganzen Studiums nichts gelernt und habe Probleme, das alles für mich zu strukturieren :cry: Ich bin euch für jeden Input, jede Anmerkung oder Verbesserungsvorschläge dankbar :) :) :)
Tina2412
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Re: Vorgehen statistische Auswertung

Beitragvon PonderStibbons » Mi 5. Feb 2020, 15:31

Vielleicht erstmal zusammenhängend und für Außenstehende nachvollziehbar die basalen Informationen.
Wie lauten das Thema und die Fragestellung der Arbeit, wie wurde die Stichprobe generiert, wie sah das
Untersuchungsdesign aus, welche Variablen wurden erhoben und konkret wie gemessen (sofern noch
nicht erwähnt) und wie groß ist die Stichprobe?

Was für ein Fragebogen ist das, wie ist der strukturiert, was für Skalen sind da konkret gemeint, wie heißen die,
was messen die, wo stammen die her und wo wurden sie bisher verwendet?

Nebenbei, zur Nomenklatur:
Die Erfassung der Moderators erfolgte über zwei Items auf einer 5-stufigen Likert Skala.

Es gibt keine "5-stufige Likert Skala". Es gibt fünfstufige Antwortformate von Likert-Items (ordinal skaliert).
Der Begriff Likert-Skala bezeichnet ein Messinstrument, das aus mehreren Likert-Items zusammengesetzt ist,
deren Scores addiert werden. Man könnte Deine 2 Items zusammen eventuell als eine Likert-Skala behandeln
(Intervallskala).

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Vorgehen statistische Auswertung

Beitragvon Tina2412 » Mi 5. Feb 2020, 16:55

Hey, vielen Dank für die schnelle Antwort :)
Ja, da habe ich im ersten Moment nicht drüber nachgedacht…
Es geht allgemein um den Zusammenhang zwischen Arbeitsbelastung und Arbeitszufriedenheit. Ich möchte prüfen, ob die Stärke des Zusammenhangs zwischen Belastung und Zufriedenheit von der Ausprägung der wahrgenommenen Bedeutsamkeit der eigenen Tätigkeit abhängig ist.

Die Teilnehmer wurden online in verschiedenen Gruppen rekrutiert. Es nahmen insgesamt 1033 Personen teil, wobei aufgrund der Filterführung 236 die für meine Fragestellung relevanten Items vorgelegt bekamen. Ich habe Fälle ausgeschlossen aufgrund einer fehlenden aktuellen Berufstätigkeit und einer zu geringen wöchentlichen Arbeitszeit. Danach blieben noch 197 gültige Fälle. Im weiteren Vorgehen hat sich dann der Umgang mit den oben beschriebenen 3 Fällen gestellt.

Bedeutsamkeit wurde wie gesagt mit 2 Items erfasst, aus denen ich einen Skalenmittelwert errechnet habe (danke für den Hinweis).

Belastung wurde mit einem Fragebogen erfasst, der aus insgesamt 19 Skalen mit jeweils 3 Items besteht.
10 dieser Skalen beziehen sich auf den Arbeitsinhalt (Vollständigkeit der Aufgabe, Handlungsspielraum, Variabilität, Informationsmängel, Informationsüberflutung, fehlende Rollenklarheit, Qualifikationsmängel, Qualifikationsunterforderung, soziale Belastungen durch Kunden, emotionale Dissonanz),
5 auf die Arbeitsorganisation (belastende Arbeitszeit, entgrenzte Arbeitszeit, Arbeitsintensität, Unterbrechungen, fehlende Kommunikationsmöglichkeiten) und
4 auf soziale Beziehungen (soz. Unterstützung durch Kollegen, soz. Stressoren durch Kollegen, soz. Unterstützung durch Vorgesetzte, Feedback und Anerkennung).

Zufriedenheit wurde ebenfalls mit einem Fragebogen erfasst, der aus 6 Skalen (Tätigkeiten, Kollegen, Entwicklungsmöglichkeiten, Bezahlung, Vorgesetzter, Gesamtzufriedenheit) mit jeweils 5 Items besteht.

Eine inhaltliche Überlegung war, mich bei der Analyse auf die Skalen zum Arbeitsinhalt zu beschränken, aufseiten der Zufriedenheit nur auf die Skala Tätigkeiten.

Viele Grüße :)
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Re: Vorgehen statistische Auswertung

Beitragvon PonderStibbons » Mi 5. Feb 2020, 17:09

Belastung wurde mit einem Fragebogen erfasst, der aus insgesamt 19 Skalen mit jeweils 3 Items besteht.

Ob und wie man das zu einem oder mehreren Gesamtwerten zusammenfassen kann, das hängt zum
einen vom eigenen Konzept ab (soll Gesamtbelastung untersucht werden oder mehrere Facetten,
und wenn ja, welche) und von dem, was in der Handanweisung bzw. in der Literatur zu diesem Verfahren
steht. Vielleicht wäre die Zusammenfassung zu 3 Skalen entsprechen der 3 Belastungsfaktoren im
Kontext Deiner Fragestellung sinnvoll. Eine eigene exploratorische Faktoren- oder Hauptkomponentenanalyse
halte ich persönlich für unangebracht oder nur für das letzte Mittel; es sind nur wenig Fälle in der Stichprobe
angesichts von 57 zu analysierenden Items, sodass die Ergebisse instabil und fraglich generalisierbar sein könnten.

Ich möchte die Moderatoranalyse mit Process rechnen. Aber vorher muss ich ja noch die Voraussetzungen prüfen, oder? Woran muss ich denken? Lineare Beziehung zwischen den Variablen, Unabhängigkeit der Residuen, Multikolinearität, Homoskedastizität der Residuen, Normalverteilung der Residuen?

Nicht verkehrt, abgesehen eventuell von der Normalverteilung, die ist bei n > 30 an sich nicht mehr relevant.
Muss ich vorher auch die Interkorrelationen zwischen UV, AV und M prüfen?

Nein, aber es wäre informativ.
Was müsste ich tun, wenn ich evtl. noch Kontrollvariablen mit in die Analyse aufnehmen möchte?

Es handelt sich um eine lineare Regressionsanalyse, dementsprechend kann man weitere
Prädiktoren aufnehmen
Z.B. könnte ich mir vorstellen, dass das Geschlecht noch einen Einfluss auf den ganzen Zusammenhang hat.

Das wäre dann keine Kontrollvariable, sondern ein Moderator.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Vorgehen statistische Auswertung

Beitragvon Doro » Mi 4. Mär 2020, 14:36

Hallo Zusammen, hallo PonderStibbons,
hierzu habe ich auch einige Fragen.

Ich möchte Alter als Kontrollvariable, in einem ähnlichen Zusammenhang wie von der Themenstellerin vorgestellt, verwenden.

1) wozu verwendet man Kontrollvariablen, also was ist der Sinn diese hinzuzunehmen?
2) wie führe ich die ein und mit welcher Begründung?

Für meine Fragestellung sind keine empirischen Studien zu finden, so dass ich nicht darauf zurückgreifen kann.

Ich würde Alter als Kontrollvariable in einem ähnlichen Zusammenhang wie die Themenstellerin verwenden.
Dazu verwende ich PROCESS. Mein Moderator ist knapp nicht signifikant und Alter als Kontrollvariable ist auch nicht signifikant.
Was sagt mir das? Wie und wo (unter Methode nur kurz berichten, dass ich Alter als Kontrollvariable aufgenommen habe und in der Diskussion erklären?) berichte ich das?

Vielen Dank für eure Hilfe

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Re: Vorgehen statistische Auswertung

Beitragvon PonderStibbons » Mi 4. Mär 2020, 14:42

Hallo Zusammen, hallo PonderStibbons,
hierzu habe ich auch einige Fragen.

Ich möchte Alter als Kontrollvariable, in einem ähnlichen Zusammenhang wie von der Themenstellerin vorgestellt, verwenden.

Also, ich für meinen Teil werde jetzt nicht erst den
ganzen Thread durchlesen, um dann Deine Frage zu
verstehen.
Vorzugsweise könntest Du Deine Studie zusammenhängend
und nachvollziehbar schildern (Fragestellung, Design,
Stichprobengröße, Variablen und deren Messung,
Ergebnisse bitte nicht uninformativ als "signifikant/
nicht signifikant" berichten, sondern p-Werte und
Koeffzienten und Standardfehler) und dann in diesem
Kontext Dein Problem beschreiben.

Mit freundlichen Grüßen

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