richtige Klassengrenzen finden

Univariate Statistik.

richtige Klassengrenzen finden

Beitragvon wicked1 » Mo 14. Aug 2017, 22:32

hallo liebe statistikfreunde :D
ich habe 82 basketballer nach ihrer erfahrung im basketball gefragt (angabe in jahren). nun soll ich laut meinem dozenten die gruppe in 2 statistisch sinnvolle klassen einteilen (erfahrene und nicht erfahrene basketballer). gibt es da irgendeine formel bzw. regel bei welchem alter ich da die grenze ziehe? danke schon mal für die hilfe :)
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Re: richtige Klassengrenzen finden

Beitragvon PonderStibbons » Di 15. Aug 2017, 06:55

in 2 statistisch sinnvolle klassen

"statistisch sinnvolle Klassen" klingt merkwürdig. Wozu soll denn die Einteilung erfolgen, was wird mit den Klassen weiter gemacht?

Dichotomisieren ist fast durchweg sinnlos, u.a. weil damit Fälle, die einander sehr ähnlich sind (in der Nähe der Klassengrenze liegen) als verschieden behandelt werden, während Fälle, die de facto sehr verschieden sind (z.B. einer knapp unter der Klassengrenze, der andere mit einem ganz niedrigen Wert) als "gleich" geführt werden. Zudem führt diese Dichotomisiererei zur willkürlichen Vernichtung von Informationen, die in den Intervalldaten steck(t)en.
http://biostat.mc.vanderbilt.edu/wiki/M ... Continuous
http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/do ... 1&type=pdf

Wenn es absolut nottut, wäre eher eine Einteilung in 3 statt 2 Klassen sinnvoll, dann kann man sicher sein, dass sich die die Fälle beiden 'äußeren" Klassen unterscheiden.

Einige Vorgehensweisen beim Dichotomisieren sind hier enthalten https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1458573/ - Dichotomisieren könnte man am Stichproben-Median, das ergäbe 2 gleich große Klassen, wäre aber nicht übertragbar (weil der Stichproben-Median bei einer anderen Stichprobe ziemlich sicher ein anderer wäre). Man könnte sich auch ein Histogramm ansehen und beurteilen, ob eine 2gipflige Verteilung vorliegt (hier vermutlich nicht). Man könnte Vorwissen/Vorannahmen heranziehen und anhand dessen eine inhaltlich begründete Einteilung vornehmen. Man könnte den Populations-Median nehmen, sofern man Informationen darüber hat.

gibt es da irgendeine formel bzw. regel bei welchem alter ich da die grenze ziehe?

Wie gesagt, die Regel lautet eigentlich: "lass es bleiben". Wenn nicht, dann wäre wichtig zu wissen, wozu das eigentlich gut sein soll.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: richtige Klassengrenzen finden

Beitragvon wicked1 » Mi 16. Aug 2017, 10:37

danke erstmal für die antwort! :) also mit den 2 klassen wird ein vergleich zur psychischen beanspruchung im basketball vorgenommen. ca. 4x 15 fragen wurden gestellt, die auf einer skala von 1-7 beantwortet wurden. die 2 klassen würden dann mithilfe von mittelwert, standardabweichung, f-wert und signifikanzniveau miteinander verglichen werden. hier hab ich einfach mal die ganze spalte mit den ergebnissen:
3; 4; 4; 5; 5; 5; 6; 6; 6; 7; 7; 7; 7; 8; 8; 8,5; 10; 10; 10; 10; 10; 10; 10; 10; 11; 11; 11; 11; 11; 12; 12; 13; 13; 13; 13; 13; 13; 14; 14; 14; 14; 14; 14; 15; 15; 15; 15; 15; 15; 15; 15; 15; 16; 16; 16; 16; 16; 16; 16; 17; 17; 17; 17; 17; 18; 18; 18; 18;
19; 19; 20; 20; 20; 20; 20; 21; 21; 22; 22; 22; 25; 28
Hier wenn es hilft die senrechte Zahlenreihe:
3
4
4
5
5
5
6
6
6
7
7
7
7
8
8
8,5
10
10
10
10
10
10
10
10
11
11
11
11
11
12
12
13
13
13
13
13
13
14
14
14
14
14
14
15
15
15
15
15
15
15
15
15
16
16
16
16
16
16
16
17
17
17
17
17
18
18
18
18
19
19
20
20
20
20
20
21
21
22
22
22
25
28
Der Median liegt bei 14. Die untere Klasse würde ich dann bis 14 und die obere Klasse ab 15 gehen lassen. Damit würden auch 2 relativ gleiche große Klassen rauskommen. Woran ich zweifle: Spieler mit 14 Jahren Erfahrung in eine Gruppe von Spielern mit dem Titel "Wenig Erfahrung" zu packen klingt schon rein objektiv blöd. Und bloß wegen einem Jahr mehr sollen Spieler mit 15Jahren zur Gruppe Mehr Erfahrung gehören. Da ist definitiv auch sinnlos wie du schon sagst. aber wenn ich logisch unterteilen würde, würde ich sagen alles unter 10 Jahren kommt in die eine Gruppe und alle mit 10 oder mehr Jahren in die obere, dann habe ich zwei sehr unterschiedlich große Gruppen.
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Re: richtige Klassengrenzen finden

Beitragvon PonderStibbons » Mi 16. Aug 2017, 11:03

also mit den 2 klassen wird ein vergleich zur psychischen beanspruchung im basketball vorgenommen. ca. 4x 15 fragen wurden gestellt, die auf einer skala von 1-7 beantwortet wurden. die 2 klassen würden dann mithilfe von mittelwert, standardabweichung, f-wert und signifikanzniveau miteinander verglichen werden.

Dafür macht man keine Dichotomisierung. Das geht problemlos über ein X-Y-Streudiagramm (zur Visualisierung) und eine Korrelation bzw. eine einfache lineare Regression. Ich finde es nicht nachzuvollziehen, dass Dein Dozent eine Dichotomisierung von Dir verlangt. Dass das Unfug ist, sollte im 21. Jahrhundert zumindest auf dem Dozentenlevel bekannt sein. Allenfalls kann ich mir vorstellen, dass es um eine Fingerübung zur Durchführung von t-Tests bzw. F-Tests geht, nicht um inhaltliche Erkenntnisse aus einer Studie, aber etwas in der Richtung hast Du nicht erwähnt.
Woran ich zweifle: Spieler mit 14 Jahren Erfahrung in eine Gruppe von Spielern mit dem Titel "Wenig Erfahrung" zu packen klingt schon rein objektiv blöd.

Ja.
wenn ich logisch unterteilen würde, würde ich sagen alles unter 10 Jahren kommt in die eine Gruppe und alle mit 10 oder mehr Jahren in die obere, dann habe ich zwei sehr unterschiedlich große Gruppen.

Jemand mit 11 Jahren wäre dann extrem zu unterscheiden von einem mit 10 Jahren Erfahrung, während 1 Jahr und 10 Jahre Erfahrung dasselbe wären. Das ergibt eben alles keinen Sinn. Unter Schmerzen könnte man überlegen, 3 Gruppen zu bilden, so dass zumindest sehr erfahrene und sehr unerfahrene Spieler deutlich voneinander getrennt wären. Aber wenn man so weit geht, kann man eigentlich auch gleich die Originalvariable nehmen und eine Korrrelation/Regression rechnen (siehe oben).

Mit freundlichen Grüßen

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