Skalenniveau bei Summenskala und Index-Bildung

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Skalenniveau bei Summenskala und Index-Bildung

Beitragvon Diabetes » Di 25. Aug 2015, 13:44

Hallo,
ich nutze 2 Fragebögen, die bei ihren Items lediglich Ordinalskala aufweisen. Das sind der EQ5-D und der SF-12.

Bei dem EQ5-D kann man einen Index aus den 5 Items erstellen. Es ergibt einen Zahlenwert, ich glaube von 0-1. Ist es korrekt, dass der Index auch nur ordinalskalert ist? Er kann doch nicht höheres Skal.niveau (intervallsk.) haben, wenn die Items nur ordinal skaliert sind, oder?

Gleiche Frage für den SF-12. HIer 12 Items, ordinalskaliert. Die Items werden unterschiedlich gewichtet zu einer Summenskala zusammengefasst bzw. das können sie als 1 Auswertungsvariante. Auch hier die summenskala nur ordinalskaliert, oder?

Manuals der beiden Fragebögen konnten mir nicht letzte Klarheit geben.

Danke vorab für Eure Hilfe.
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Re: Skalenniveau bei Summenskala und Index-Bildung

Beitragvon Albrecht » Di 25. Aug 2015, 20:25

Werden wohl eher wie intervallskaliert behandelt. Gilt fast immer für Summenscores.
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Re: Skalenniveau bei Summenskala und Index-Bildung

Beitragvon Diabetes » Mi 26. Aug 2015, 11:49

Danke für die Rückmeldung. 2 Antworten, 2 Meinungen. Werde es nun wohl ordinalsk. belassen (ohnehin keine Normalverteilung gegeben, weshalb ich spätestens dann wieder auf non-parametrischen test zurückgreife.
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Re: Skalenniveau bei Summenskala und Index-Bildung

Beitragvon Albrecht » Mi 26. Aug 2015, 23:52

Heinz_Stat hat geschrieben:Also, das kann ich mir nicht vorstellen, dass durch Summierung plötzlich eine Intervallskalierung daraus wird!
Ich würde sagen, dass es auch eine Ordinalskala ist, wenn auch mit mehr möglichen Werten.
Viele Grüße,
Heinz

Nun, es kommt nicht darauf an, ob man es sich vorstellen kann.
Ich schrieb ja, es wird so gehandhabt :D
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Re: Skalenniveau bei Summenskala und Index-Bildung

Beitragvon bele » Do 27. Aug 2015, 14:21

Hallo Diabetes,

Du hast da einen wunden Punkt getroffen: Albrecht hat Recht und Heinz_Stat hat fast recht. Natürlich wird durch die Summierung das Skalenniveau nicht wirklich angehoben. Es wird schon vor der Summierung angehoben, denn sonst könnte man die Summe ja gar nicht bilden. Die Summe aus "trifft zu" und "trifft zu" ist nun mal nicht "trifft sehr zu". Aber wenn man mal ganz fest beide Augen zusammenkneift und sich den Ärger beim Verarbeiten einer ernsthaft als Ordinalskala zu betrachtenden Fragebogenantwortskala vorstellt und weiß, dass man beim Ignorieren dieser Zusammenhänge die ganz große Masse der Psychologen, Soziologen und sonstigen Fragebogen-Fächer hinter sich hat, dann solange die Luft anhält bis einem leicht schwindlig wird, dann erkennt man irgendwann, dass das Skalenniveau quasi-metrisch ist und bei Addition genügend vieler Items als metrisch durchgehen kann.

In der sogenannten "Klassischen Testtheorie" wird so getan, als seien die Antworten metrisch. Damit lebt man ganz gut, solange die Fragebögen einigermaßen vernünftig gestaltet sind. Und das sind viele. Wenn Du darüber hinauswachsen willst, dann brauchst Du Fragebögen, die nach den Normen der "IRT Item-Response-Theory" erarbeitet wurden -- und die gibt es für Deine Fragestellung wahrscheinlich nicht.

Das ist jetzt bestimmt nicht wirklich befriedigend für Dich, aber so sieht es hinter dem Lack nunmal aus. Tröste Dich damit: Es zeichnet Dich aus, dass Du überhaupt über das Problem gestolpert bist.

Wenn Du nicht-parametrische Methoden anwendest begründe das besser über die Normalverteilungsannahme (oft ist auch das keine gute Begründung), denn das mit dem Ordinalskalenniveau machst Du schon falsch, wenn Du nur einen Summenscore errechnest.

LG,
Bernhard


PS: allgemeine-fragen-f5/skalenniveau-likert-skalenmittelwert-t6311.html#p22613
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Re: Skalenniveau bei Summenskala und Index-Bildung

Beitragvon PonderStibbons » Do 27. Aug 2015, 15:08

Ein wesentlicher Unterschied zwischen einer diskreten z.B.Item-5erskala (mit halbwegs
gleichen Abständen zwischen den Stufen, sonst geht's natürlich von vornherein
schlecht mit dem Addieren) und einer aggregierten Skala aus z.B. drei solcher Items
ist die Zahl der Abstufungen und die Differenzierungsfähigkeit. Im einen Fall
hat man eben 5 mögliche Werte, im anderen schon 15. Die "Sprünge" bei der
Erfassung eines Merkmals sind da von unterschiedlichem Kaliber.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Skalenniveau bei Summenskala und Index-Bildung

Beitragvon Diabetes » Fr 4. Sep 2015, 12:07

Danke für die weiteren Antworten, insbesondere danke Bernhard.

Ich bin sozusagen hintenrum grad, als ich zweifelte, ob die mittelwertangaben dieser summenskalen, scores, überhaupt sinn machen, auch nochmal darauf aufmerksam geworden, dass ich bzw. die software für den SF-12 und wohl auch EQ-5 (genauer die Version EQ5-3L: also leider nur 3 Antwortoptionen pro Item) bereits mit der score-bildung "quasi-metrisches" niveau voraussetze. bei ordinal würde man ja eher den median als den arith. MW angeben. aber bei der summenbildung 0-100 oder score 0-1 dann Median zu nennen, wäre wohl quatsch. wie bernhard ausführte, ist das beschäftigen mit dem "problem" schon als "positiv" zu bewerten und nehme ich zusammen mit der Aufnahme des Begriffs "quasi-metrisch" in meine Diss. und mit Verweis auf die wissenschaftliche Etablierung der beiden Fragebögen zum Anlass, bei meiner Diss. diesen Stein aus dem Weg zu räumen, um eeeeendlich fertig zu werden. Unter Medizinern ist das eh schon "höhere Statistik", wenn ich in meinen Umkreis blicke.

Danke auch für den letzten Satz, Bernhard, wie Anwendung des non-parametr. Tests begründet bzw. wierum eben nicht begründet werden sollte. ich brauchte allerdings 2min, um es zu verstehen ;)
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