Ich brauche dringend statistische Beratung

Ich brauche dringend statistische Beratung

Beitragvon Shabutie44 » Fr 13. Nov 2015, 21:41

Hallo,

im Rahmen meiner Abschlussarbeit soll ich u.a. eine Faktorenanalyse machen. Ich möchte meinen Prüfer ungern wegen allen Kleinigkeiten fragen (da ich nicht so gut in Statistik bin), daher wollte ich hier mal mein Glück versuchen, weil ich schon wieder nicht weiterkomme und unsicher bin. Ich bin da einfach nicht klug genug dafür bzw. mir fehlt einfach statistisches Verständnis. Mein Abgabedatum rückt näher und ich bekomme immer mehr Panik, daher ist alles recht detailliert. Ich hoffe, ich drücke mich richtig aus und mir kann jemand helfen. Ich habe sonst leider niemanden, den ich fragen kann.


Zuerst zur eigentlich Thematik:

Oberthema ist Führungsverhalten und Gesundheit. Ich habe einen Fragebogen, aus denen ich mir 4 Itembatterien/Skalen rausgesucht habe, die zu meiner Theorie passen:

Gesundheitliche Beschwerden mit 19 Items - 4 Antwortkategorien: ständig (1), häufig (2), gelegentlich (3), nie (4), z.B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Unruhe
Führungsstil d. Vorgesetzten mit 10 Items - stimme voll und ganz zu (1), stimme eher zu (2), stimme eher nicht zu (3), stimme überhaupt nicht zu (4), alle positiv formuliert z.B. Mein Vorgesetzter stärkt meine Fähigkeiten, ...ist empathisch...setzt sich für Work-life-balance ein...
Arbeitsaufgaben und Anforderungen mit 14 Items - s. Antwortkategorien von Führungsstil, z.b. mein aufgaben sind monoton, ich fühle mich überfordert (negativ formuliert), aber auch "ich bin mit meiner qualifizierung zufrieden"
Betriebsklima mit 6 Items: s. Antwortkategorien von Führungsstil (alle positiv formuliert)

Desweiteren habe ich Daten zu Geschlecht m/w, Altersklassen (3), Vollzeit/Teilzeit, Führungsfunktion ja/nein, Kümmern um Kinder ja/nein, Pflege von Personen ja/nein
N=129, leider viele Missings (dazu später mehr)

Mehr Skalen möchte ich mir wegen des Umfangs nicht angucken.

So, nun habe ich folgende Hypothesen aus meiner Theorie abgeleitet:

H1: Die Beurteilung des Führungsverhaltens der Vorgesetzten durch die Mitarbeiter in der untersuchten Verwaltung steht in einem Zusammenhang mit ihrem subjektiven Gesundheitsempfinden.

H2a: Die Beurteilung der Arbeitsaufgaben und -anforderungen durch die Mitarbeiter in der untersuchten Verwaltung steht in einem Zusammenhang mit dem subjektiven Gesundheitsempfinden der Mitarbeiter.
H2b: Die Beurteilung des Betriebsklimas durch die Mitarbeiter in der untersuchten Verwaltung steht in einem Zusammenhang mit dem subjektiven Gesundheitsempfinden der Mitarbeiter.

H3a: Die Beurteilung der Arbeitsaufgaben und -anforderungen durch die Mitarbeiter in der untersuchten Verwaltung steht in einem Zusammenhang mit der Beurteilung des Führungsverhaltens der Vorgesetzten.
H3b: Die Beurteilung des Betriebsklimas durch die Mitarbeiter in der untersuchten Verwaltung steht in einem Zusammenhang mit der Beurteilung des Führungsverhaltens der Vorgesetzten.

Mein Vorgehen, das mir mein Prüfer vorgeschlagen hat, sieht so aus:
Es ist bekannt, dass es den Fragebogen bereits gibt, das heißt, ich muss ja auch meine Hypothesen danach ausrichten, weil ich die Erhebung, die Fragen, Skalen ja nicht mehr beeinflussen kann, daher sind diese ungerichtet, da ich ja z. B. nicht sagen kann "je mehr <Führungsverhalten>, desto weniger gesundheitliche Beschwerden"...Führungsverhalten ist ja insofern noch nicht konkretisiert, außer ich nehme natürlich einzelne Variablen und mache Korrelationen mit diesen.

Der Plan ist aber folgender:
Mithilfe von Cronbachs Alpha und anschließender Faktorenanalyse prüfen, ob man die Skalen zu einer Variablen zusammenfassen kann und anschließend mit Pearson eine Korrelation für die Hypothesentestung machen. Das habe ich soweit verstanden. Ich weiß, dass das eig. nur mit metrischen Skalen, ebenso Pearson, aber ich habe eine Quelle gefunden, die ich zur Sicherheit auch nochmal im Punkt "Auswertungsmethode" angeben kann, die besagt, dass man das bei Likert-Skalen auch machen kann.
Mein Vorgehen bisher:
Ich habe für alle vier Skalen Cronbachs Alpha gerechnet. Bei "Arbeitsaufgaben und Anfordeurngen" habe ich die negativ formulierten Variablen umkodiert, weil sonst ein negativer Wert rauskam. Kann man das einfach machen? Das schreib ich dann auch in den Punkt "Auswertungsmethode" oder? Ich muss das ja irgendwo auch sagen und ich habe es ehrlich gesagt, intuitiv gemacht. Muss ich die umgedrehten Variablen dann bei der Faktorenanalyse auch umgedreht lassen oder ist das egal?
HIer ist die Übersicht dazu mit den eingeschlossenen Fällen:


Skala Eingeschlossene N Anzahl der Items Cronbachs-Alpha-Koeffizient
Gesundheitliche Beschwerden
96 (74,4%) 19 0,852
Führungsstil des/der Vorgesetzten
59 (45,7%) 10 0,942
Arbeitsaufgaben und Arbeitsanforderun-gen
112 (86,8%) 14 0,715
Betriebsklima 110 (85,3%) 6 0,821

Die Begründung für die vielen missings bei Führungsstil ist folgender: Im Fragebogen wurden leider beim letzten Item die Kästchen vergessen, manche haben trotzdem angekreuzt, viele ja eben nicht, was sehr ärgerlich ist. Wie jetzt damit verfahren?

Aber soweit von den Daten her könnte ich eine Faktorenanalyse machen, meinte mein Prüfer. Gesagt getan,...so, nun kommt bei Führung ein Faktor raus, bei den anderen mehrere. Bei Gesundheit sogar 6 und merkwürdige Kombinationen. Ich poste nachträglich nochmal, wie meine Einstellungen sind und die genauen Werte.

Aber jetzt mal angenommen, ich bekomme weiterhin mehrere Faktoren raus bei den anderen Skalen (Gesundheitliche Beschwerden, Arbeitsaufgaben/Anforderungen, Betriebsklima). Dann müsste ich die ja alle benennen, was bestimmt nicht einfach wird und dann jeweils mit allen neu kreierten Variablen (also eben immer die Variablen, die auf einen Faktor zusammen laden zusammenfassen) die Korrelationen rechnen, oder? Sowas muss ich ja eigentlich auch alles vorher im Punkt Auswertungsmethode festlegen, oder? Wie kann man das am besten lösen? :(
Wie gesagt, Führungsstil scheint aufzugehen, immerhin.

Ich würde mich riesig freuen, wenn mir jemand seine Meinung dazu sagen könnte. Ist das alles totaler Mist? Wie gesagt, mit meinem Prüfer werde ich auch nochmal reden, aber ich würde gerne auch zeigen, dass ich nicht wegen jedem Problem zu ihm hingehe und zumindest "eigene" Vorschläge habe (mit eurer Hiflfe ;) )
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Re: Ich brauche dringend statistische Beratung

Beitragvon Shabutie44 » Fr 13. Nov 2015, 23:07

Nachtrag:

Ich habe zwar jetzt in meiner Hypothese stehen:

H1: Die Beurteilung des Führungsverhaltens der Vorgesetzten durch die Mitarbeiter in der untersuchten Verwaltung steht in einem Zusammenhang mit ihrem subjektiven Gesundheitsempfinden.

Es sollte dann wohl besser heißen: H1: Die Beurteilung des Führungsverhaltens der Vorgesetzten durch die Mitarbeiter in der untersuchten Verwaltung steht in einem Zusammenhang mit ihrer Angabe, in den letzten zwei Monaten an gesundheitlichen Beschwerden zu leiden.

Weil:

Die Skala heißt "Gesundheitliche Beschwerden" und die Eingangsfrage ist: "Wie oft haben Sie in den letzten zwei Monaten unter folgenden Beschwerden gelitten?"
Zwischenfrage: Die Eingangsfrage sollte ich dann wohl auch im Methodenteil hinzufügen, oder?

So, wenn ich dann meinetwegen eine Variable aus den Items der Skala "Führungsstil" baue, muss ich diese ja benennen und würde das dann eventuell "unterstützungsorientiertes Führungsverhalten" nennen. Aber so kann ich doch theoretisch meine Hypothese gar nicht direkt messen? Weil die heißt ja "Führungsverhalten"...Ich weiß ja zu dem Zeitpunkt der Hypothesenaufstellung noch nichts davon, dass die Variablen alle auf einem Faktor laden, den ich dan so nennen könnte?
Versteht mich jemand :/
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Re: Ich brauche dringend statistische Beratung

Beitragvon PonderStibbons » Fr 13. Nov 2015, 23:32

Mithilfe von Cronbachs Alpha und anschließender Faktorenanalyse prüfen, ob man die Skalen zu einer Variablen zusammenfassen kann

Wieso wird das denn in Frage gestellt? Du schreibst, das sei ein bereits vorhandenes Instrument. Das lässt vermuten,
über Dimensionalität/interne Struktur, Reliabilität und Validität sind bereits Erkenntnisse vorhanden.
Aber soweit von den Daten her könnte ich eine Faktorenanalyse machen, meinte mein Prüfer.

Die Stichprobe ist dafür eigentlich zu klein, und der Sinn und Zweck ist wie gesagt nicht erkennbar.
Wenn, dann wäre eine konfirmatorische Faktorenanalye auch näherliegend als die exploratorische, die anscheinend unternommen wurde.
Gesagt getan,...

Das ist sicher nicht die angemessene Darstellungsweise. Es gibt Dutzende von Möglichkeiten, eine (exploratorische) Faktorenanalyse
zu rechnen, nichtmal berücksichtigt die verbreitete Verwechslung von Hauptkomponentenanalyse mit Faktorenanaysen.

Ist das alles totaler Mist?

Kann ich nichtmal beurteilen Wirkt wie künstlich aufgeblähte Komplexität.

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Re: Ich brauche dringend statistische Beratung

Beitragvon Shabutie44 » Sa 14. Nov 2015, 09:14

Ohje, das klingt gar nicht gut. Danke für deine Meinung.

Mein Prüfer hat es eben so vorgeschlagen, dass ich das durch die Faktorenanalyse eben nochmal prüfen soll. Er meinte auch, ich solle eine Faktorenanalyse und zwar eine Hauptkomponentenanalyse machen. Meint er eben. Ja, künstlich aufgebläht Komplexität, das kann sein. Er meinte, im Prinzip würde ja Cronbachs Alpha reichen, aber ich könnte ja trotzdem zur Absicherung noch eine Faktorenanalyse machen.
Der Fragebogen wurde in einer Behörde erstellt. Er basiert ursprünglich zwar auf einem Instrument, wurde aber schon in zwei Durchläufen erheblich verändert, daher könnte man schon argumentieren, dass man somit auch prüfen möchte, ob die Skalen das abbilden, was sie messen sollen?
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Re: Ich brauche dringend statistische Beratung

Beitragvon PonderStibbons » Sa 14. Nov 2015, 14:35

Mein Prüfer hat es eben so vorgeschlagen, dass ich das durch die Faktorenanalyse eben nochmal prüfen soll. Er meinte auch, ich solle eine Faktorenanalyse und zwar eine Hauptkomponentenanalyse machen.

Eine exploratorische, wo eine konfirmatorische näher läge, bei viel zu kleiner Stichprobe, und dann verwechselt er auch noch Hauptkomponentenanalyse mit Faktorenanalyse. Das klingt nicht gut
Er meinte, im Prinzip würde ja Cronbachs Alpha reichen, aber ich könnte ja trotzdem zur Absicherung noch eine Faktorenanalyse machen.

Das klingt nicht sehr hilfreich. Aber mach vielleicht erstmal eine und diskutiere die Ergebnisse dann mit dem Anstoßgeber.

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Re: Ich brauche dringend statistische Beratung

Beitragvon Shabutie44 » Fr 27. Nov 2015, 16:22

Hallo, ich melde mich nochmal.

Also, wir sind jetzt inhaltlich etwas weitergekommen. Statt einer Hauptkomponentenanalyse soll ich jetzt bei SPSS die Einstellung "ungewichtete kleinste Quadrate" nutzen, da meine Variablen, die ich in die Faktorenanalyse einziehenn möchte, teilweise leider nicht normalverteilt sind und wegen der nur vierstufigen Ausprägung (er hatte sich den Fragebogen vorher leider nicht so genau angesehen, denke ich). Dann soll ich mir zunächst ohne Vorgabe der Faktorenanzahl die Lösung ansehen (Hauptaugenmerk auf den Screeplot legen) und danach schrittweise und aufgrund inhaltlicher Überlegungen die Variablen zusammenführen, sodass es am Ende ein oder zwei Faktoren sind. Diese soll ich mit Cronbachs Alpha überprüfen.

Danach soll ich einen Summenindex mit den jeweiligen Variablen bilden und mit denen meine Korrelationen und t-Tests machen (siehe dieses Posting von mir:
test-f8/test-fur-unverbundene-stichproben-hier-richtig-t6690.html

Da ich ihn jetzt nicht schon wieder fragen möchte und ohnehin WE ist, ich aber weiterkommen muss, wäre meine Frage nun, ob ich denn dann noch die Korrelation mit Pearson machen kann, wenn ich oben sage, dass ich mit kategorialen Variblen arbeite. Ist ein Summenindex nicht immer intervallskaliert? Wenn nicht, heißt das dann, dass ich die Korrelationen mit Spearman machen muss? Und bezüglich der t-Tests dann den Mann-Whitney-U-Test?
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Re: Ich brauche dringend statistische Beratung

Beitragvon PonderStibbons » Fr 27. Nov 2015, 16:27

Ist ein Summenindex nicht immer intervallskaliert?

Man verwendet ihn oft so.
Wenn nicht, heißt das dann, dass ich die Korrelationen mit Spearman machen muss? Und bezüglich der t-Tests dann den Mann-Whitney-U-Test?

Das wären die Alternativen.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Ich brauche dringend statistische Beratung

Beitragvon Shabutie44 » Fr 27. Nov 2015, 16:49

Danke für die schnelle Antwort.

Was würden Sie mir empfehlen? Ich weiß, dass ich das eigentlich mit meinem Betreuer besprechen müsste, ich werde am Montag direkt eine E-Mail schicken. Der Summenindex, den ich aus den Variablen erzeuge, ist dann doch kategorial, oder? Das heißt, ich müsste dann die beiden Alternativen nehmen? Gibt es Argumente dafür, dass ich es doch mit der ursprünglichen Variante (Pearsons und t-test) machen kann?
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Re: Ich brauche dringend statistische Beratung

Beitragvon PonderStibbons » Fr 27. Nov 2015, 17:47

Der Summenindex, den ich aus den Variablen erzeuge, ist dann doch kategorial, oder?

Die Annahme ist nun etwas überraschend. Ich gehe mal davon aus, es ist nur ein Versehen.

Wie gesagt, Summenscores werden oft als intervallskaliert verwendet.
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Re: Ich brauche dringend statistische Beratung

Beitragvon Shabutie44 » Fr 27. Nov 2015, 18:13

PonderStibbons hat geschrieben:
Der Summenindex, den ich aus den Variablen erzeuge, ist dann doch kategorial, oder?
Wie gesagt, Summenscores werden oft als intervallskaliert verwendet.


Ok, dann also auch, wenn ich ihn aus kategorialen Variablen bilde.
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