ANOVA mit Messwiederholung und Kovariate

Alles zu (M)ANOVA, ALM...

ANOVA mit Messwiederholung und Kovariate

Beitragvon jellian » Do 24. Mär 2016, 14:06

Hallo zusammen!

Ich habe eine kleine Studie:

Probanden muessen Emotionen aus Fotos von Gesichtern erkennen. Ich habe also einen Innersubjektfaktor habe (Emotion: Aerger oder Freude) und einen Zwischensubjektfaktor (Gruppe: Depressive vs Kontrollen). Meine Hypothese ist, dass Kontrollen besser in der Zuordnung von Valenzen (positive ist Freude, negativ ist Aerger) beim Emotionenerkennen sind als depressive Patienten. Meine abhaengige Variable ist also ein Valenzrating.

Zur Analyse habe ich eine ANOVA mit Messwiederholung genommen. Ich habe einen signifikanten Haupteffekt der Emotion gefunden sowie auch einen signifikanten Haupteffekt der Gruppe. Das bedeutet, dass, unabhaengig von der Gruppenzugehoerigkeit die beiden Emotionen mit signifikant unterscheidlicher Valenzen erkannt wurden, und auch, dass sich unabhaengig von der Emotion, die beiden Gruppen in ihrer Bewertung signifikant unterscheiden (Tendenz zur negativ en Valenz bei den depressiven Pbn). Die Interaktion ist nicht signifikant.

Nun ist es so, dass ich die Probanden auch noch gebeten habe einen Alexithymie Fragebogen auszufuellen (Alexithymie = Gefuehlsblindheit), weil es natuerlich sein kann, dass es eine natuerliche gewisse Varianz in der Population gibt. Interessanterweise kommt bei der Auswertung raus, dass depressive Pbn signifikant hoehere Alexithymie Werte haben (nicht klinisch, aber signifikant hoeher als die Kontrollprobanden). Ich frage mich nun, ob es die diagnostische Gruppenzugehoerigkeit oder die damit korrelierten TAS-Werte dafuer zustaendig sind, dass ich einen signifikanten Haupteffekt der Gruppe finde.

Um herauszufinden, ob die diagnostische Gruppenzugehoerigkeit statt TAS fuer den signifikanten Effekt verantwortlich ist, habe ich ueberlegt TAS als Kovariate in die ANOVA mit Messwiederholung zu nehmen. Dabei kommt dann raus, dass der Haupteffekt der Gruppe nicht mehr signifikant ist.

Meine Fragen:

1) Darf ich eine kontinuierliche Variable als Kovariate mit reinnehmen in der ANOVA mit Messwiederholung, wenn sich meine beiden Gruppen hinsichtlich dieser Variable signifikant unterscheiden? Wenn nicht, was kann ich machen um herauszufinden welchen Anteil der Varianz durch die diagnostische Grupenzugehoerigkeit und nicht durch die TAS-Werte erklaert wird?
2) Wenn ja, kann man das so interpretieren, dass, wenn man TAS rauspartialisiert, der signifikante Gruppen- Effekt verschwindet und dadurch koennte man vermuten, dass es eigentlich die TAS-Leistung und nicht die diagnostische Gruppenzugehoerigkeit ist, die den signifikanten Effekt verursacht?

Ich waere fuer jeden Kommentar und Tipp unendlich dankbar! :)

Liebe Gruesse,
Jellian
jellian
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 9
Registriert: Mo 15. Feb 2016, 12:12
Danke gegeben: 2
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: ANOVA mit Messwiederholung und Kovariate

Beitragvon PonderStibbons » Do 24. Mär 2016, 14:40

Probanden

Wie viele?
Ich habe einen signifikanten Haupteffekt

Wass heißt das konkret? p=0,001? p=0,049?
Die Interaktion ist nicht signifikant.

Was heißt das konkret? p=0,050? p=0,99?
Nun ist es so, dass ich die Probanden auch noch gebeten habe einen Alexithymie Fragebogen auszufuellen (Alexithymie = Gefuehlsblindheit), weil es natuerlich sein kann, dass es eine natuerliche gewisse Varianz in der Population gibt.

Die Begründung verstehe ich nicht recht.
Interessanterweise kommt bei der Auswertung raus, dass depressive Pbn signifikant hoehere Alexithymie Werte haben

Was ist daran so interessant? Der enge Zusammenhang zwischen Depression
bzw. Schwergegrad der Depressivität und Alexithymie ist doch seit langem
bekannt. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25769520

Um herauszufinden, ob die diagnostische Gruppenzugehoerigkeit statt TAS fuer den signifikanten Effekt verantwortlich ist, habe ich ueberlegt TAS als Kovariate in die ANOVA mit Messwiederholung zu nehmen.

Ergibt das inhaltlich Sinn? Womöglich rechnest Du damit einen Bestandteil von
Depression bei einem Vergleich Depressive/Nichtdepressive heraus. Du
würdest ja auch nicht einen Depressivitätsscore henehmen und den als
Kovariate einfügen.

Dabei kommt dann raus, dass der Haupteffekt der Gruppe nicht mehr signifikant ist.

Was heißt das konkret? p=0,050? p=0,99?

1) Darf ich eine kontinuierliche Variable als Kovariate mit reinnehmen in der ANOVA mit Messwiederholung, wenn sich meine beiden Gruppen hinsichtlich dieser Variable signifikant unterscheiden? Wenn nicht, was kann ich machen um herauszufinden welchen Anteil der Varianz durch die diagnostische Grupenzugehoerigkeit und nicht durch die TAS-Werte erklaert wird?

Technisch geht das wohl. Die Frage ist wie gesagt, ob dem ein sinnvolles
theoretische Modell zur Beziehung zwischen Alexithymie, Depressivität
und Gesichtserkennung zugrunde liegt. Je nach Modell ist Alexithymie als
konfundierende Variable, Moderator, Mediator, oder eben auch garnicht
sinnvoll einzubeziehen.

Mit freundlichen Grüßen

P.
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11276
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 50
Danke bekommen: 2476 mal in 2460 Posts

Re: ANOVA mit Messwiederholung und Kovariate

Beitragvon jellian » Do 24. Mär 2016, 14:59

Hallo PonderStibbons!

Das waren 21 Probanden in jeder Gruppe.

Signifikanzen:

Emotion (Innersubjektfaktor): F(1,40) = 1.07, p = 0.307
Gruppe (Zwischensubjektfaktor): F(1,40) = 5.190, p < 0.05 (=0.028)
Emotion x Gruppe (Interaktion): F(1,40) = 0.081, p=0.778

Mit TAS im Modell als Kovariate:
Emotion (Innersubjektfaktor): F(1,39)=0.465, p = 0.5
Gruppe (Zwischensubjektfaktor): F(1,39)=2.623, p=0.113
Emotion x Gruppe (Interaktion): F(1,39)=0.551, p=0.462

Meine urspruengliche Idee war zu schauen ob, wenn man die TAS Leistung rauspartialisert, depressive Menschen doch Emotionen erkennen koennen. Ich konnte mir vorstellen, dass hoehere TAS Werte vermehrt in der depressiven Population vorkommen. Aber koennen diejenigen mit niedrigen TAS Werten doch Emotionen lesen? Dann koennen bisherige Erkenntnisse evtl einen anderen Grund als Gefuehlsblindheit haben (z.B. koennte man in einer nachfolge Eyetracking Studie schauen ob depressive Menschen weniger auf bestimmte diagnostische Gesichtsareale schauen, wie die Augenpartie, und deshalb Emotionen schlechter lesen koennen).

Ich denke das Problem kommt dadurch zustande, dass die TAS Alexithymie-Werte mit der diagnostischen Gruppenzugehoerigkeit konfundiert sind?...
jellian
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 9
Registriert: Mo 15. Feb 2016, 12:12
Danke gegeben: 2
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: ANOVA mit Messwiederholung und Kovariate

Beitragvon jellian » Do 24. Mär 2016, 15:09

Bei Andy Field habe ich zu ANCOVA Folgendes gefunden:

"Assumptions ion ANCOVA (...) (1) independence of the covariate and treatment effect (...) means that the covariate should not be different across the groups in the analysis"

Das klingt schon mal schlecht, weil das ist genau das Problem das ich habe.

Ich weiss nicht ob es eine Moeglichkeit gibt den Effekt der einen unabhaengig der anderen Variable zu untersuchen. Wenn nicht, dann muss ich das Modell ohne TAS als Kovariate berichten und einfach bei der Stichprobenbeschreibung sagen, dass sich die beiden Gruppen hinsichtlich der Alexithymie Werte signifikant unterscheiden. Das Problem, ist, dass ich auch nicht wirklich argumentieren kann dass es eine Komorbiditaet an sich ist, sondern das liegt eher an der Validitaet des TAS Fragebogens, dass man hoehere TAS Werte in der depressiven Population findet...
jellian
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 9
Registriert: Mo 15. Feb 2016, 12:12
Danke gegeben: 2
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: ANOVA mit Messwiederholung und Kovariate

Beitragvon jellian » Do 24. Mär 2016, 15:10

Achso, ich muss noch aber sagen, ich habe keine klassische ANCOVA an sich gemacht (deshalb noch eine Rest-Unsicherheit wegen Andy Field) - sondern ANOVA mit Messwiederholung und eine Kovariate spezifiziert.
jellian
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 9
Registriert: Mo 15. Feb 2016, 12:12
Danke gegeben: 2
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: ANOVA mit Messwiederholung und Kovariate

Beitragvon PonderStibbons » Do 24. Mär 2016, 15:52

Gruppe (Zwischensubjektfaktor): F(1,40) = 5.190, p < 0.05 (=0.028)
...
Gruppe (Zwischensubjektfaktor): F(1,39)=2.623, p=0.113

An der Aussage ändert sich nicht viel. Der Unterschied zwischen
0.028 und 0.113 ist bei einer so kleinen Stichprobe nicht beeindruckend.
Ich denke das Problem kommt dadurch zustande, dass die TAS Alexithymie-Werte mit der diagnostischen Gruppenzugehoerigkeit konfundiert sind?...

Ich sehe eigentlich kein Problem. Technisch wie gesagt lässt sich das
wohl machen. Ob sich darauf eine sinnvolle Aussage bzw. Interpretation
aufbauen lässt, bezweifele ich erstmal.

Mit freundlichen Grüßen

P.
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11276
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 50
Danke bekommen: 2476 mal in 2460 Posts

folgende User möchten sich bei PonderStibbons bedanken:
jellian

Re: ANOVA mit Messwiederholung und Kovariate

Beitragvon jellian » Fr 25. Mär 2016, 13:23

Vielen Dank PonderStibbons!
jellian
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 9
Registriert: Mo 15. Feb 2016, 12:12
Danke gegeben: 2
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: ANOVA mit Messwiederholung und Kovariate

Beitragvon Lene0053 » Sa 26. Mär 2016, 16:20

Hallo ihr!
Es geht nun mit meiner Masterarbeit los und ich tu mich was Statistik angeht sehr schwer. Darum hoffe ich ihr könnt mir helfen :-)

Hier meine FA´S:

1. Unterscheiden sich Normal- und Übergewichtige in ihrer Emotionsregulation
a) innerhalb normalgewichtiger
b) innerhalb übergewichtiger
c) zwischen Normal vs. Übergewichtigen

2. Verändert sich durch die Prävention die Emotionsregulation
a) innerhalb der Normalgewichtigen
b) innerhalb der Übergewichtigen
b) zwischen Normal- vs. Übergewichtigen

3. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Emotionsregulation und BMI?

Mit welchen Methoden würdet ihr das berechnen?

Vielen Dank :-)
Lene0053
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 2
Registriert: Sa 26. Mär 2016, 16:16
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: ANOVA mit Messwiederholung und Kovariate

Beitragvon Lene0053 » Sa 26. Mär 2016, 16:22

PS. und VORALLEM was ist hier AV und UV??!! Das Übergewicht sehe ich hier als UV an oder?
Lene0053
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 2
Registriert: Sa 26. Mär 2016, 16:16
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: ANOVA mit Messwiederholung und Kovariate

Beitragvon PonderStibbons » Sa 26. Mär 2016, 19:44

Da machst Du besser einen eigenen thread für auf. Und dann bitte
nutzung-des-forums-f44/das-musste-mal-gepostet-werden-t6682.html
beachten. So Sachen wie Erhebungsdesign und Stichprobengröße müssen
eigentlich routinemäßig beschrieben werden.

Mit freundlichen Grüßen

P.
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11276
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 50
Danke bekommen: 2476 mal in 2460 Posts


Zurück zu Varianzanalysen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste

cron