STATISTIK-FORUM.de

[Marcus]

Ich habe Aufzeichnungen über eine Vogelart über mehrere Jahre hinweg.
Im Laufe der Zeit hat der Bestand zugenommen, so dass es mehr Brutpaare gibt.

Die Frage ist nun, ob Reviere, die später besetzt wurden, nicht so viele Junge hervorbringen...
Sprich, es gibt die Annahme: Zuerst hat die Art die "besten" Reviere besiedelt, d.h. die mit dem höchsten
Nahrungsangebot etc...

Ich muss also ältere Reviere (z.B. Jahr 2000 besetzt) mit jüngeren Revieren, (z.B. 2012) besetzt vergleichen.

Aber wie vorgehen? Zuerst wohl standardisieren, oder?
Also den Z- Wert berechnen...
Und das geht doch folgendermaßen: z.B. für alle Reviere 2015 den mittleren Nachwuchs ausrechnen, also
z.B. 1,8 Junge pro Paar und dann dazu die Standardabweichung bestimmen.
Dann kann ich den Z-Wert bestimmen und bekomme dabei negative Werte, wenn das Paar weniger als 1,8 Junge hatte und positive
bei mehr als 1,8 Jungen.
Soweit richtig? Oder wie muss ich standardisieren?

Und dann die Frage nach der Auswertung?
Welchen Test kann man nehmen und welche Daten nimmt man?

Ich habe mir vorgestellt, dass man z.B. den Fortpflanzungserfolg von Paaren früh besetzter Reviere ab dem Jahr 2000 über 3-5 Jahre hinweg mit dem Fortpflanzungserfolg von Paaren vergleicht, die erst ab 2008-2010 ihre Reviere besetzt haben.

LG Marcus

[bele]

Hallo Marcus,

Hilfe!!!!!!!! Wie vorgehen bei Datenauswertung?!!?

Zunächst ruhig bleiben, mehr Analyse, weniger Satzzeichen.

Die Frage ist nun, ob Reviere, die später besetzt wurden, nicht so viele Junge hervorbringen...

Das kann man entweder als sogenannte Korrelationsanalyse machen, oder indem man eine frühe und eine späte Gruppe definiert.

Ich habe mir vorgestellt, dass man z.B. den Fortpflanzungserfolg von Paaren früh besetzter Reviere ab dem Jahr 2000 über 3-5 Jahre hinweg mit dem Fortpflanzungserfolg von Paaren vergleicht, die erst ab 2008-2010 ihre Reviere besetzt haben.

Das wäre eine willkürlich erscheinende Trennung in zwei Grupppen. Wenn die Unterteilung nicht so willkürlich ist, wie ich mir das denke, dann mach das so. Sonst schau Dir die Korrelationsanaylse an, die untersucht, ob der Fortpflanzungserfolgt kontinuierlich von 2000 bis 2010 besser geworden ist. Da können dann auch Daten von 2005 bis 2008 einfließen, wenn es die gibt.

Aber wie vorgehen? Zuerst wohl standardisieren, oder?

Warum willst Du standardisieren? Und was genau? Ich glaube nicht, dass man hier irgendwas standardisieren muss.

Welchen Test kann man nehmen und welche Daten nimmt man?

Kommt zunächst darauf an, ob Du bei Deiner Zweiteilung bleiben oder eine Korrelationsanalyse machen willst. Man nimmt entweder die besten Daten die man bekommen kann oder die umfangreichsten Daten, die man bekommen kann oder einen Kompromiss daraus. Was für Daten hast Du denn?
Zwei Verfahren, mit denen Du Dich schon mal beschäftigen solltest, sind der Wilcoxon-Rangsummentest (auch Mann-Whitney-U-Test) und die Korrelationsrechnung nach Spearman.

LG,
Bernhard

[Marcus]

Erstmal vielen Dank für deine umfangreiche Antwort!

Die Standardisierung hat mein Prof. vorgeschlagen...

Ja, die Daten liegen auch für den mittleren Zeitraum (2006-2010) vor...
Insgesamt habe ich Daten von Anfang 2000 bis 2015.
Eine Spearman-Korrelation für alle Jahre habe ich auch schon durchgeführt.
Habe einen Korrelationskoeffizienten von 0.63 und einen p-Wert von 0.02 erhalten, was
ja für folgenden Zusammenhang spricht: Je mehr
Paare, desto mehr Junge.
Gestartet ist alles mit einem Revier Anfang 2000, und nun sind es 15-20 Reviere die letzten Jahre.

So weit, so gut...Aber alleine mit dieser Korrelation weiß ich ja noch nicht, ob sich nun die Zahl der Jungen
zwischen den zuerst besetzten und den deutlich später besetzten Revieren signifikant voneinander unterscheidet, oder nicht!?
Oder übersehe ich etwas?

Ich würde das Korrelationsergebnis je erstmal so interpretieren, dass es wahrscheinlich gar keinen signifikanten
Unterschied gibt, weil es schon einen erkennbaren Zusammenhang gibt.
Natürlich nicht perfekt, aber hier spielen ja auch natürliche Schwankungen in den einzelnen Jahren mit rein und so
viele Untersuchungsjahre sind es ja nicht.
Genau wegen diesen Schwankungen zwischen "erfolgreichen" und "schlechten" Brutjahren hat der Prof. auch die Standardisierung vorgeschlagen.
Es könnte ja sein, dass die Anfangsjahre theoretisch schlechte Jahre waren und nun bei anschließenden guten Jahren auch die später besetzten Reviere vgl.
erfolgreich abschneiden...

Ich hoffe, es ist alles etwas klarer geworden

[bele]

Eine Spearman-Korrelation für alle Jahre habe ich auch schon durchgeführt.
[...]
Je mehr Paare, desto mehr Junge.

Ja, manchmal errechnet man mit hohem Aufwand solche Banalitäten. Es kommt halt immer darauf an, was man miteinander korrelliert.

Ich hätte jetzt gedacht, dass Du für jedes Nest oder jedes Habitat oder wie auch immer sagen kannst, in welchem Zeitraum es besiedelt wurde und wieviele Kücken 2015 darin groß geworden sind. Wenn dann auch

Korrelationskoeffizienten von 0.63 und einen p-Wert von 0.02

herauskommt, dann wäre gezeigt, dass früh besiedelte Nester/Habitate/was-auch-immer heute einen größeren Bruterfolg haben, ohne, dass man die Daten eines Zwischenzeitraums verwirft (was ja irgendwie respektlos den Menschen gegenüber ist, die sie mühevoll erarbeitet haben).

Aber alleine mit dieser Korrelation weiß ich ja noch nicht, ob sich nun die Zahl der Jungenzwischen den zuerst besetzten und den deutlich später besetzten Revieren signifikant voneinander unterscheidet, oder nicht!?

Mir ist noch nicht klar, was Du da mit was korrelliert hast.

dass es wahrscheinlich gar keinen signifikanten Unterschied gibt, weil es schon einen erkennbaren Zusammenhang gibt.

Da verstehe ich jetzt überhaupt gar nicht mehr, was Du sagen willst.

Es könnte ja sein, dass die Anfangsjahre theoretisch schlechte Jahre waren und nun bei anschließenden guten Jahren auch die später besetzten Reviere vgl. erfolgreich abschneiden...

Ich habe ja oben vorgeschlagen, den Erfolg jetzt (z. B. 2015) damit zu korrellieren, wie früh ein Bereich bezogen wurde. Damit sind alle Nester im gleichen Jahr untersucht.

LG,
Bernhard

[Marcus]

Ja, ich habe für alle Jahre die Daten von den Nestern vorliegen.
Es gab natürlich auch Jahre mit einer 0, sprich es wurde in einigen Nestern kein Junges groß gezogen.
Aber insgesamt sind kontinuierliche Standorte dazugekommen.

Die Korrelation habe ich für den gesamten Datensatz ausgerechnet. Ist also nichts "verloren" gegangen!
Aber wie muss ich denn genau vorgehen, wenn ich den Erfolg von z.B.( 2015 damit korrelieren will, wie früh ein Nest
bezogen wurde? ...damit sind alle Nester im gleichen Jahr untersucht)? Stehe da gerade auf dem Schlauch!

Und wenn ich willkürlich zwei Gruppen bilde, also in diesem Fall eine Gruppe früh besetzter Reviere und eine Gruppe spät
besetzter Reviere, dann kann der Man- Whitney- U- Test genommen werden?
Das sind ja dann zwei unabhängige Stichproben, bei denen dann die beiden Mittelwerte geprüft bzw. verglichen werden?!

Am besten zeige ich mal hier eine vergleichbare Tabelle mit veränderten Zahlen, aber ähnlichem Aufbau (das Original lasse ich mal weg, weil ich die Daten ja nicht selber aufgenommen habe).....LG Marcus

[bele]

Aber wie muss ich denn genau vorgehen, wenn ich den Erfolg von z.B.( 2015 damit korrelieren will, wie früh ein Nest
bezogen wurde? ...damit sind alle Nester im gleichen Jahr untersucht)? Stehe da gerade auf dem Schlauch!

Du schreibst für jedes Jahr nebeneinander, in welchem Jahr das Nest erstmals beobachtet wurde und wieviele Eier es im Jahr 2016 hatte. Aus zwischen dem ersten Jahr und der Zahl der Eier errechnest Du eine Spearman-Korrelation mit Korrelationskoeffizient und p-Wert.

Und wenn ich willkürlich zwei Gruppen bilde, also in diesem Fall eine Gruppe früh besetzter Reviere und eine Gruppe spät
besetzter Reviere, dann kann der Man- Whitney- U- Test genommen werden?
Das sind ja dann zwei unabhängige Stichproben, bei denen dann die beiden Mittelwerte geprüft bzw. verglichen werden?!

Ja, außer, dass der U-Test nicht die Mittelwerte vergleicht, sondern die Rangsummen.

LG,
Bernhard