Kontrolle Störvariable bei kleinem N

Alle Verfahren der Regressionanalyse.

Kontrolle Störvariable bei kleinem N

Beitragvon orbanit179 » Fr 10. Mär 2017, 17:38

Liebes Forum,

ich bin neu hier und habe zwei Anliegen, bei denen ihr mir hoffentlich helfen könnt. :)

Meine Situation: Ich habe eine Stichprobe von 17 Personen im Rahmen meiner Abschlussarbeit erhoben, die verschiedene Fragebogenverfahren mit unterschiedlichen Antwortformaten bearbeitet haben. Berechnet habe ich einfache lineare Regressionen (für multiple Regressionen reicht N unglücklicherweise nicht aus). Nun habe ich zwei unabhängige Anliegen:

1. Ich vermute, dass beispielsweise das Alter der Probanden eine Störvariable darstellen könnte. Im Normalfall hätte ich diese Variable als zusätzlichen Prädiktor in die multiple Regression eingespeist (ich hoffe das stimmt so), diese kann ich wegen der kleinen Stichprobe nicht durchführen. Gibt es eine Möglichkeit, dennoch die Störvariable Alter zu kontrollieren? Ich hatte die Idee, sie zuvor mit dem Kriterium zu korrelieren und bei nicht-Signifikanz dieser Korrelation zu argumentieren, dass das Alter wahrscheinlich keinen Einfluss auf mein Kriterium hat und daher nicht in die Regressionsanalyse eingebracht wird. Ist das zulässig?

2. Eine meiner Hypothesen besagt einen positiven Zusammenhang zwischen einem Prädiktor (depressive Symptome) und der Differenz zweier Skalen aus den Fragebögen. Diese beiden Skalen sind jedoch unterschiedlich skaliert, weshalb ich sie nicht einfach voneinander abziehen kann (eine ist ein Summenwert, der Werte von 0-13 annehmen kann, die zweite ist eine kategoriale Bewertung, die Werte von 0-4 annehmen kann). Ziel ist es dann, eine einfache lin. Regression mit dem Prädiktor depressiver Symptomatik und dieser neuen Differenzvariable zu rechnen... Meine Idee hierzu: beide Skalen z-transformieren und dann eine Differenz bilden (ich hoffe, ich habe das verständlich erklärt...). Und auch hier wieder die Frage, kann man das so lösen? :?

Vielen Dank schon im Voraus für eure Mühe und ich bin froh über jede Rückmeldung!
Viele Grüße
Tina
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Re: Kontrolle Störvariable bei kleinem N

Beitragvon PonderStibbons » Fr 10. Mär 2017, 23:01

(für multiple Regressionen reicht N unglücklicherweise nicht aus).

Wie kam das Unglück zustande?
Ich hatte die Idee, sie zuvor mit dem Kriterium zu korrelieren und bei nicht-Signifikanz dieser Korrelation zu argumentieren, dass das Alter wahrscheinlich keinen Einfluss auf mein Kriterium hat und daher nicht in die Regressionsanalyse eingebracht wird. Ist das zulässig?

Bei n=17 werden selbst mittlere bis große Korrelationen (in der Grundgesamtheit) nur mit begrenzter Wahrscheinlichkeit in einer Stichprobe statistisch signifikant (sehr geringe power). Oder von der Stichprobe her betrachtet: selbst ein r=0,41 ist auf dem konventionellen 5%-Niveau nicht signifikant.
Und auch hier wieder die Frage, kann man das so lösen? :?

Der Mittelwert der vorher-Messung ist dann = 0. Und auch der Mittelwert der Nachher-Messung ist dann = 0.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Kontrolle Störvariable bei kleinem N

Beitragvon orbanit179 » Mo 13. Mär 2017, 18:30

Hey PonderStibbons,

danke für deine schnelle Antwort!
Das kleine N kam durch eine ziemlich geringe Bereitschaft, an unserer Studie teilzunehmen, zustande. Ich untersuche traumatisierte Probanden, die sich erfahrungsgemäß deutlich schlechter rekrutieren lassen... Ursprüngliche Idee war es, ca. 50 Probanden zu mobilisieren, was hinsichtlich der Analysen natürlich netter gewesen wäre.

Bei n=17 werden selbst mittlere bis große Korrelationen (in der Grundgesamtheit) nur mit begrenzter Wahrscheinlichkeit in einer Stichprobe statistisch signifikant (sehr geringe power).


Das bedeutet im Grunde, dass ich das kleine N einfach als Limitation hinnehmen muss. Meine Recherche hat leider auch keine weitere Möglichkeit aufgetan... Danke trotzdem!

Der Mittelwert der vorher-Messung ist dann = 0. Und auch der Mittelwert der Nachher-Messung ist dann = 0.


Genau genommen habe ich keine Vorher-Nachher-Messung. Es handelt sich um 2 komplett verschiedene Skalen, die miteinander verglichen werden sollen. Wie genau, das erschließt sich mir bisher noch nicht ganz. Vielleicht noch eine etwas detailreichere Erklärung: Die Probanden haben angegeben, wie viele Komponenten eines Versorgungsprogramms sie in Anspruch genommen haben (z.B. Proband XY hat an 9 von 12 Komponenten teilgenommen, Proband XZ an 5 von 12 Komponenten usw.). Zusätzlich zu dieser objektiven Angabe haben die Probanden einen subjektive Einschätzung der erhaltenen Unterstützung durch den Arbeitgeber auf einer 5-stufigen Likert-Skala, also mögliche Werte zwischen 0 und 4, abgegeben ("Wie sehr haben Sie sich insgesamt unterstützt gefühlt?" --> Proband XY [12 Angebote] fühlte sich sehr unterstützt [Wert 4], Proband XZ [5 Angebote] fühlte sich gar nicht unterstützt [Wert 0]).
Die Differenzvariable würde ich nun gern zwischen objektiv erhaltener Unterstützung und subjektiv bewerteter Unterstützung sinnvoll bilden...

Viele Grüße!
:)
orbanit179
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Re: Kontrolle Störvariable bei kleinem N

Beitragvon PonderStibbons » Di 14. Mär 2017, 10:03

Ich untersuche traumatisierte Probanden, die sich erfahrungsgemäß deutlich schlechter rekrutieren lassen...

Wenn also von vornherein klar war, dass sich die 50 nicht erreichen,
dann läge eine eklatante Fehlplanung vor.

Ich schreibe das deshalb, weil Du diesen Punkt in der Darstellung der Studienplanung
bei Abfassung der Arbeit eventuell vorsichtig formulieren solltest.

Das bedeutet im Grunde, dass ich das kleine N einfach als Limitation hinnehmen muss. Meine Recherche hat leider auch keine weitere Möglichkeit aufgetan... Danke trotzdem!

Das bedeutet, dass ein nicht-signifikantes Ergebnis hier in aller Regel nichts damit zu tun
hat, dass kein Effekt (z.B. von Alter) existiert, sondern nur, dass man ihn nicht nachweisen
konnte. "Absence of evidence does not mean evidence of absence", wie es klassischerweise
heißt.
Zusätzlich zu dieser objektiven Angabe haben die Probanden einen subjektive Einschätzung der erhaltenen Unterstützung durch den Arbeitgeber auf einer 5-stufigen Likert-Skala,

Das ist keine Likert-Skala, sondern ein einzelnes Item vom Likert-Typ.
Likert-Skalen bestehen aus mehreren solcher Items, deren Werte
summiert werden. Likert-Skalen werden als intervallskaliert betrachtet,
Likert-Items als ordinal, daher ist die Unterscheidung wichtig.

also mögliche Werte zwischen 0 und 4, abgegeben ("Wie sehr haben Sie sich insgesamt unterstützt gefühlt?" --> Proband XY [12 Angebote] fühlte sich sehr unterstützt [Wert 4], Proband XZ [5 Angebote] fühlte sich gar nicht unterstützt [Wert 0]).
Die Differenzvariable würde ich nun gern zwischen objektiv erhaltener Unterstützung und subjektiv bewerteter Unterstützung sinnvoll bilden...

Da gibt es IMHO keine sinnvoll bildbare Differenz. Worum dreht es sich
inhaltlich - dass die Probanden den Grad der Unterstützung im Schnitt
systematisch unterschätzen (oder überschätzen), ist das die Hypothese?

Dürchführbar wäre, die subjektive Einschätzung der Unterstützung
mit der erhaltenen Untertützung zu korrelieren (Spearman-Rangkorrelation).
Das würde aussagen, ob die subjektive Einschätzung mit der erhaltenen
Hilfe monoton ansteigt.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Kontrolle Störvariable bei kleinem N

Beitragvon orbanit179 » Di 14. Mär 2017, 13:36

Hallo nochmal :)

Wenn also von vornherein klar war, dass sich die 50 nicht erreichen,
dann läge eine eklatante Fehlplanung vor.


Die Gesamtzahl aller möglichen Teilnehmer lag bei ca. 200. Wir hatten bereits mit einer recht niedrigen Response-Rate gerechnet, dass diese aber unter 25 % fällt, war so nicht zu erwarten. Dementsprechend würde ich eher eine Fehleinschätzung als eine grob fahrlässige Fehlplanung in meine Diskussion einbringen :)


Worum dreht es sich inhaltlich -


Neben den schon erwähnten Variablen wurde Depressivität erfasst. Inhaltlich geht es nun darum, dass dieser Depressions-Score (einfacher Summenscore aus dem BDI-II, Werte zwischen 0 und 63 sind möglich) in meiner Hypothese einen positiven Zusammenhang hat mit der Differenz zwischen objektiv erhaltener und subjektiv empfundener Unterstützung. Also: Je depressiver ich bin, desto größer ist die Diskrepanz zwischen der Unterstützung die ich tatsächlich erhalten habe und meiner Bewertung derer. Oder anders: Bei gleicher objektiv erhaltener Unterstützung bewertet ein depressiverer Proband diese schlechter, als ein nicht depressiver Proband.

Viele Grüße!
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Re: Kontrolle Störvariable bei kleinem N

Beitragvon PonderStibbons » Di 14. Mär 2017, 15:59

Wäre die Stichprobe ausreichend, wäre das demnach eine Regression der subjektiven Einschätzung
auf Erhaltene Hilfe, Depressivität und die Wechselwirkung Depressivität*Erhaltenen Hilfe. Die
Wechselwikung zeigt, inwieweit der Zusammenhang zwischen Hilfe und deren Wahrnehmung vom
Grad der Depressivität abhängt.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Kontrolle Störvariable bei kleinem N

Beitragvon orbanit179 » Di 14. Mär 2017, 18:23

Alles klar. Am Stichprobenumfang ist nichts mehr zu ändern... Daraus folgere ich, dass ich die Hypothese im Grunde nicht statistisch sinnvoll bearbeiten kann?

Und bezüglich der Störvariable ist dann aus dem selben Grund nichts Sinnvolles machbar...

Viele Grüße
orbanit179
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Re: Kontrolle Störvariable bei kleinem N

Beitragvon bele » Di 14. Mär 2017, 18:28

Du kannst damit rechnen und die Ergebnisse deskriptiv beschreiben, aber halt eben nicht als verallgemeinerbare Wahrheit mit Signifikanz sondern als Aussage über diese 17 Leute.

LG,
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