Entscheidung statistischer Testverfahren - Hilfeeee!

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Entscheidung statistischer Testverfahren - Hilfeeee!

Beitragvon Lissi2705 » Do 18. Mai 2017, 11:20

Hallo zusammen, :)
ich schreibe momentan ein meiner Bachelorarbeit und bin gerade dabei aus meinen Daten Ergebnisse zu generieren. Leider bin ich mir bezüglich der zu verwendenden Auswertungsverfahren total unsicher... Am besten erkläre ich mal ganz allgemein, was ich untersuchen möchte:
Grundsätzlich untersuche ich den Einfluss von Farben auf die Aufmerksamkeit bzw. Konzentrationsleistung, Stimmung sowie Grad der Aktivierung (Wach/Müde). In 5 farblich unterschiedlich gestalteten Arbeitsumgebungen wurden die Daten von 100 Vpn erhoben. An dieser Stelle wurden die Farben Blau, Rot, Gelb und Grün als Experimentalgruppe und weiß ("Nichtfarbe") als Kontrollgruppe verwendet, sodass es letztendlich 5 Versuchsgruppen mit jeweils 20 Vpn gab.

An dieser Stelle habe ich folgende Hypothesen (mit meinem Prof. zusammen) aufgestellt:
H.1.1 Der Einfluss von Farben wirkt sich primär (also wenn Farben nur kurz auf den Probanden einwirken) auf die Valenz Dimension von Emotionalität aus.
H.1.2 Der Einfluss von Farben wirkt sich sekundär (wenn Farben länger auf den Probanden einwirken) auf die Aufmerksamkeit und Konzentrationsleistung aus.
H.2.1 Das Arbeiten unter dem Setting der Farbe xy (hier untersuche ich alle verwendeten Farben einzeln), hat eine spezifische Wirkung auf geäußerten Aktivierungsgrade der Probanden.

Für die Erhebung der Stimmung beziehungsweise Emotionalität sowie Grad der Aktivierung wurde der Mehrdimensionale Befindlichkeitsfragebogen (MDBF) verwendet (ordinalskaliert)
Für die Erhebung der Aufmerksamkeit und Konzentrationsleistung wurde der d2-Revison (d2-R) verwendet (intervallskaliert).
Um zeitliche Vergleiche (vorher nachher) ziehen zu können, mussten pro Versuchsgruppe (n=20) jeweils 10 erst den MDBF bearbeiten (Rückschluss auf kurzfristigen Einfluss von Farbe auf die Stimmung) und anschließend den d2-R (langer Einfluss von Farbe auf die Konzentration) und die anderen 10 erst den d2-R und im Anschluss den MDBF.
Doch wie kann ich meine Hypothesen nun untersuchen??? Ich habe die vorher / nachher Daten der Stimmung, Aktivierung sowie Konzentrationsleistung....
Mein Prof. meinte ich soll Korrelationen (Pearson/ Spearman) aufstellen und "das wärs, mehr müsste ich nicht berechnen"....
Das ergibt für mich jedoch keinen Sinn... Was sollte ich hierbei korrelieren lassen, wenn ich nur vorher nachher Daten habe und keine wirklich sinnige zu korrelierende Variable wie beispielsweise Zeit? und was sagt mir das Ergebnis? ... ich glaube an dieser Stelle hat mein Prof. nicht wirklich alles durchdacht und ich hab es auch nicht wirklich weiter hinterfragt, da ich dachte "Hey er wird schon recht haben!"

Ich hab schonmal überlegt, ob ich bei der ersten Hypothese einfach einen U-Test mache, um einen Unterschied festzustellen... wäre ja ordinal skaliert und ich habe unterschiedliche Stichprobengrößen (vgl. Weiß (n=20) und "Farbe" (n=80))
Bei der zweiten Hypothese hätte ich an einem tTest überlegt, nur da die Stichprobengröße unterschiedlich sind, geht das wahrscheinlich nicht oder?
--> Das sind aber nur wilde Überlegungen von mir... ich bin ja leider kein Statistik-Ass :D deswegen könnt ihr meine Vorschläge auch gern über den Haufen werfen.

Hat da jemand einen Vorschlag wie ich da wirklich was sinnig ausrechnen kann?????
Ich bedanke mich im Voraus schonmal bei euch und hoffe eine schnelle Antwort zu erhalten :)

P.S. Auswerten werde ich das Ganze mit SPSS
Lissi2705
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Re: Entscheidung statistischer Testverfahren - Hilfeeee!

Beitragvon bele » Do 18. Mai 2017, 12:58

Hallo Lissi,

eine kurze Rückfrage zu Deinen Statistik-Kenntnissen. Da du jetzt keine Verfahren der multivariaten Statistik erwähnt hast: Ist Dir "ANOVA" ein Begriff?

Außerdem: Hast Du schon von "Alphafehlerkummulation" oder von "Bonferroni-Korrektur" gehört?

Deine Antowrten sollen dazu dienen, unverständliche, weil überfordernde Antworten zu vermeiden.

LG,
Bernhard
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Re: Entscheidung statistischer Testverfahren - Hilfeeee!

Beitragvon Lissi2705 » Do 18. Mai 2017, 14:26

Hallo Bernhard,

vielen dank für deine Antwort.

Von ANOVA habe ich schonmal etwa gehört aber jedoch noch nie selbst angewandt. Wie würde das denn Funktionieren, wenn ich für die unabhängige Variable (Einfluss von Farben) keine Daten und lediglich Daten für die abhängige Variable (z.B. Konzentrationsleistung) habe?
Von den anderen Verfahren habe ich leider noch nichts gehört.


Eine Korrelation, wie mein Professor meinte, ist doch an dieser stelle unsinnig oder?


Liebe Grüße und 100000 Dank schonmal :)
Lissi2705
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Re: Entscheidung statistischer Testverfahren - Hilfeeee!

Beitragvon bele » Do 18. Mai 2017, 15:08

Nehmen wir Deine Hypothese 1.2: Jeder Proband arbeitet in einer Farbe und für jeden liegt ein metrischer Messwert "Aufmerksamkeit und Konzentration" vor. Jeder gehört also einer nominalen Gruppe an und hat einen metrischen Messwert. Eine Varianzanalyse (vulgo ANOVA) könnte nun die folgende Nullhypothese untersuchen: Der Mittelwert von Aufmerksamkeit und Konzentration ist in allen Gruppen gleich.

Wenn dieser eine p-Wert unter einer vernünftigen Grenze von z. B. 0,05 läge, hättest Du einen Einfluss der Farbe gezeigt. Deine Idee mit den einzelnen U-Tests oder t-Tests hat ein Problem damit, dass Du entweder weiß gegen alle Farben gemeinsam testest oder weiß gegen jede Farbe einzeln. Ersteres hat Probleme, wenn manche Farben aktivierend und andere sedierend wirken, letzteres führt zu einer sehr großen Zahl von Tests. Das Problem bei einer sehr großen Zahl von Tests ist, dass Tests auch mal "per Zufall" signifikant werden können - das passiert umso eher, je mehr Tests man macht.

Schau mal, ob es von Zeit und Aufwand möglich ist, dass Du Dich in die Varianzanalyse/ANOVA noch einguckst. Ansonsten fände ich paarweise U-Tests oder paarweise t-Tests ebenfalls naheliegender als Korrelationsrechnungen.

LG,
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Re: Entscheidung statistischer Testverfahren - Hilfeeee!

Beitragvon Lissi2705 » Do 18. Mai 2017, 16:13

Ich hab das nun so verstanden:
Ich habe die einzelnen Gruppen (Weiß, Blau, Rot, Gelb, Grün), wobei von jedem Teilnehmer ein Konzentrationsleistungswert (KL) ermittelt wurde.
Sprich für die Kl Werte die ich als erstes erhoben habe, habe ich 50 KL-Werte (10 pro Farbe) und für die KL-Werte die ich nach dem MDBF erhoben habe, ebenso 50 KL-Werte.
Nun kann ich die einzelnen KL-Mittelwerte eines Versuchsablaufes der Farben miteinander vergleichen.

Aber ich kann nicht begründen, dass Farben Sekundär die Konzentrationsleistung beeinflussen oder?
Oder kann ich, indem beispielsweise im ersten Versuchsablauf (erst d2 und dann MDBF) keine Signifikanz festgestellt wurde (Also alle Mittelwerte gleich sind) und im zweiten Versuchsablauf (erst MDBF dann d2) eine Signifikanz festgestellt wurde, sagen, dass Farben sekundär die KL beeinflussen?


Um zu ermitteln, ob Farben primär die Stimmung beeinflussen, kann der Test nicht verwendet werden oder?
Und für den vorher/nachher vergleich des Aktivierungsgrades ebenfalls nicht oder?
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Re: Entscheidung statistischer Testverfahren - Hilfeeee!

Beitragvon bele » Fr 19. Mai 2017, 15:04

Ich muss gestehen, dass ich das mit dem primär/sekundär und der unterschiedlichen Reihenfolge der Fragebögen nicht ganz verstanden habe. Wenn von einer Farbgruppe zehn am Anfang einen Test gemacht haben und später 10 andere den Test gemacht haben, dann kannst Du mit einem Rangsummentest prüfen, ob die Werte zum einen Zeitpunkt oder zum anderen Zeitpunkt höher waren oder nicht. Dort, wo Du quasi-metrisches Skalenniveau annimmst, kannst Du auch die Veränderung im Laufe der Zeit durch Vorher-minus-Nachher-Wert errechnen und diese Veränderung zwischen verschiedenen Farbgruppen vergleichen.

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