welcher statistische test

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

welcher statistische test

Beitragvon Sanne H » Mi 8. Feb 2012, 21:43

Hallo!
Vielleicht kann mir hier jemand helfen, den richtigen statistischen Test zu finden:
10 Betriebsleiter haben die Stärke des Einflusses von 22 Einflussgrößen aufeinander (das sind 462 mögliche Wechselwirkungen) auf einer Skala von 0 = kein Einfluss bis 3 = überproportionaler Einfluss beurteilt. Die Einflussgrößen beschreiben das System Tiergesundheit, sie sind in allen 10 Betrieben, die nach denselben Rahmenbedingungen wirtschaften, wirksam.

H0: die Einflüsse / Einflussstärke der Variablen aufeinander gleicht sich in den Betrieben.

Ich habe in SPSS jetzt 462 Variblen angelegt für jede Wechselwirkung eine. Die 10 Betrieben sind 10 Fälle, für jeden Fall habe ich zu jeder Variable einen Wert zwischen 0 und 3 eingegeben.

Ich wäre für Denkunterstützung sehr dankbar.

Susanne
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Re: welcher statistische test

Beitragvon PonderStibbons » Mi 8. Feb 2012, 23:25

Deine n=10 Befragten haben 462 Angaben gemacht. Dass diese Angaben
sich von Person zu Person unterscheiden, ist nichts, das sich testen lässt
oder überhaupt getestet werden müsste.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: welcher statistische test

Beitragvon Sanne H » Do 9. Feb 2012, 00:01

Hallo,
Danke erst mal. Mein normaler Menschenverstand sagt mir das auch.
Vielleicht versuche ich das Problem noch mal etwas allgemeiner zu beschreiben:
In der Wissenschaft wird i.d.R. die Wirksamkeit bestimmter Maßnahmen unter ceteris paribus Bedingungen geprüft und dann "auf die Wirklichkeit" losgelassen. Die Wirklichkeit entspricht i.d.R. nicht den Testbedingungen und ist vor Allem nicht einheitlich.
Meine Untersuchung zielte darauf ab, 10 betriebsindividuelle Systeme (Systeme werden durch Wechselwirkungen beschrieben) zu untersuchen. Durch die Erfassung der Stärke der Wechselwirkungen kann ich die Einflussgrößen in einem Diagramm abbilden und damit die individuellen Systeme darüber charakterisieren, wie aktiv oder passiv bestimmte Einflussgrößen in diesem System sind. Das geht alles sehr gut, ist aber immer (nur) deskriptiv.
Die Frage ist, ob ich die Annahme, alle Betriebe wären im Durchschnitt irgendwie gleich (worauf die allgemeine Empfehlung von Maßnahmen beruht), irgendwie wiederlegen kann.
Sanne H
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Re: welcher statistische test

Beitragvon strukturmarionette » Do 9. Feb 2012, 01:25

Hi,

vielleicht ließ sich das Modell weniger allgemein, sondern eher konkreter beschreiben.

Was ist Tiergesundheit für ein Var in Deiner DatenDatei? Existiert die dort überhaupt?
Gibt es auch 22 Variablen für die 22 Einflussgrößen?
Wofür steht beispielsweise die Var Nr. 1, Nr.2, Nr.3 u.s.w. von den Vars 1 - 462 für die Wechselwirkungen?
(Was ist in Deinem Sytem unter einer Wechselwirkung zu verstehen?)
Was bedeuten die Variablen inhaltlich?

S.
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Re: welcher statistische test

Beitragvon PonderStibbons » Do 9. Feb 2012, 10:56

Die Frage ist, ob ich die Annahme, alle Betriebe wären im Durchschnitt irgendwie gleich (worauf die allgemeine Empfehlung von Maßnahmen beruht), irgendwie wiederlegen kann.

"alle Betriebe sind im Durchschnitt irgendwie gleich" ist keine testbare Hypothese.
"Betrieb" ist kein Faktor, sondern die Beobachtungsobjekte. Dass die Betriebe/
Beobachtungsobjekte in Deiner Stichprobe sich voneinander unterscheiden, wird
unmittelbar aus den Stichprobendaten ersichtlich. Damit ist die Hypothese: "Die Varianz
ist in der Grundgesamtheit = 0" auch ohne formalen Test widerlegt.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: welcher statistische test

Beitragvon Sanne H » Do 9. Feb 2012, 11:05

Gut - dann ausführlicher:

Tiergesundheit ist das Ergebnis ganz verschiedener Einflüsse, die ein komplexes System bilden. Es ist eher ungewöhnlich, dieses Gesamtsystem zu beleuchten. Bisher ist der Ansatz in den Nutztierwissenschaften eher von linearem Denken geprägt. Z.B. weiss man, dass eine Stalldesinfektion den Keimdruck reduziert. Daher wird diese Maßnahme zur Gesundheitsverbesserung unabhängig von einzelbetrieblichen Besonderheiten als wirksame Maßnahme zur Verbesserung der Tiergesundheit angesehen. In der Praxis führt aber diese Maßnahme nicht bei allen Betrieben zu einer Verbesserung der Tiergesundheit - darum ist sie nicht für alle Betriebe (ökonomisch) sinnvoll.
Mein Ansatz besteht nun darin, das System der Einflüsse, die auf die Tiergesundheit wirken, individuell auf Betrieben zu analysieren und daraus dann die Maßnahmen ableiten zu können, die in dem jeweiligen Betrieb größte Effizienz versprechen.
Dazu wurde ein Set von 22 Einflussgrößen ermittelt, die auf die Tiergesundheit in Betrieben wirken. Die sind als 22 Variablen definiert:
Z.B.
Qualität der Nährstoffversorgung,
Qualität der Einstreu,
Anzahl der Ferkellieferanten,
Informationsgrad über die Ferkel,
Gesundheit der Ferkel,
Qualität der Haltungsbedingungen,
Angemessene Behandlung kranker Tiere,
Grad der Nutzung von Beratung
Reinigung und Desinfektion
Gewinn aus der Schweinemast
Arbeitskapazität,
Preisentwicklung,
Datenauswertung
Motivation.

Es geht nicht darum, die Wirkung der Variablen auf Tiergesundheit zu prüfen, sondern die Rolle der einzelnen Variable innerhalb des betriebsindividuellen Systems. Die Systeme werden im Wesentlichen durch die Wechselwirkungen zwischen den Einflussgrößen charakterisiert. Die Zusammenhänge habe ich mit einer sogenannten Einflussmatrix, in der die 22 Variablen die Zeilen und Spalten bilden für 10 Betriebe untersucht (Ich habe dazu das Sensitivitätsmodell nach Prof. Vester genutzt). Aus 22 Variablen ergeben sich 462 möglichen Wechselwirkungen (für jeden Betrieb). Die Betriebsleiter wurden nun z.B. gefragt: Wenn sich die "Qualität der Nährstoffversorgung (Var.1)" in Deinem Betrieb verändert, ändert sich dann auch die "Nutzung der Beratung (Var. 8)". Wenn kein direkter Einfluss von der ersten (A) auf die zweite (B) Variable gesehen wurde, wurde eine 0 vergeben. Wenn eine starke Veränderung von A zu einer geringen Änderung von B führt wurde eine 1 vergeben. Bei etwa gleichstarker Änderung von B eine 2 und bei überproportionaler Änderung (kleine Änderung von A führt zu großer Änderung bei B) eine 3.

Aus den so vergebenen Werten für Einflussstärken lassen sich für jede Variable Summen berechnen, die etwas darüber aussagen, wie viel Einfluss eine Variable auf andere Variablen im System hat (Zeilensumme) oder wie stark eine Variable von anderen Einflussgrößen beeinflusst wird (Spaltensumme). Produkt und Quotient dieser Summen sagen etwas darüber aus, ob die Variablen innerhalb des Systems eher abpuffernd wirken oder als kritische Variablen anzusehen sind. Das Ergebnis ist eine sogenannte Rollenverteilung der Einflussgrößen, die etwas darüber sagt, welche Einflussgröße im System "aktiv" ist, eine tatsächliche Änderung im System verspricht und nicht nur "Kosmetik" darstellt.

Für die 10 Betriebe habe ich auf diese Weise verschiedene Variablen als „aktiv“ ermittelt. Weil nur die aktiven Variablen einen Einfluss im System (und daher eine Wirkung auf die Tiergesundheit) versprechen, lassen nur Maßnahmen, die sich auf diese Variablen beziehen, eine Wirkung erwarten.
Die Schlussfolgerung ist, dass zur Ermittlung effektiver Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit, die Betriebe mit einem systemaren Ansatz analysiert werden müssen, weil sie sich durch die Wirkungen innerhalb der betrieblichen Systeme unterscheiden.

Dieses letzte „Unterscheiden“ ist nun das, was ich gerne „mehr“ als deskriptiv belegen würde. Denn die herkömmlichen linearen Denkansätze gehen davon aus, dass man die unter spezifischen Bedingungen gewonnenen Erkenntnisse auf jeden durchschnittlichen Betrieb anwenden kann. Ich vertrete die Ansicht, dass das nicht legitim ist, weil es den „Durchschnitt“ nicht gibt.
Daher ist die Hypothese, die ich gerne verwerfen möchte: Die Einflussgrößen auf Tiergesundheit spielen auf allen Betrieben dieselbe Rolle.

Weil die Grundlage der Berechnung der Rollenverteilungen die Bewertungen der 462 Wechselwirkungen in der Einflussmatrix (0,1,2,3) sind, war meine Überlegung, ob ich da etwas vergleichen und daraus ableiten könnte… Die 10 Betriebsleiter haben ja dieselben Wechselwirkungen bewertet.
Sanne H
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Re: welcher statistische test

Beitragvon PonderStibbons » Do 9. Feb 2012, 12:04

Dieses letzte „Unterscheiden“ ist nun das, was ich gerne „mehr“ als deskriptiv belegen würde.

Wenn Du "mehr" aus den n=10 Bobachtungen machen möchtest, also zusätzlich zur
Deskription auch generalisieren mit statistischen Mitteln möchtest, musst Du (testbare)
Aussagen über Grundgesamtheiten formulieren.
Ich vertrete die Ansicht, dass das nicht legitim ist, weil es den „Durchschnitt“ nicht gibt.

Du hast zunächst 10 Einzelfallanalysen. Du kannst die empirisch vorgefundene Variabilität
innerhalb Deiner Stichprobe mit geeigneten Maßen beschreiben und kommentieren.
Daher ist die Hypothese, die ich gerne verwerfen möchte: Die Einflussgrößen auf Tiergesundheit spielen auf allen Betrieben dieselbe Rolle.

Dass in der Grundgesamtheit, aus der die Betriebe stammen, die Variablität nicht
= 0 ist, liegt wie gesagt unmittelbar auf der Hand. Um mehr kümmert sich auch ein
infernzstatistischer Signifikanztest nicht, als um die schlichte Frage: ist der betrachtete
Parameter in der Grundgesamtheit exakt = 0,0000..., oder weicht er davon ab.

Womöglich schwebt Dir etwas der Art vor, durch einen Test zu belegen, dass die
Variabilität zwischen den Betrieben groß/relevant/erheblich o.ä. ist, aber das kann
ein inferenzstatitischer Signifikanztest leider nicht leisten.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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