Ordinalskala, Mittelwertsvergleiche

Univariate Statistik.

Ordinalskala, Mittelwertsvergleiche

Beitragvon anntamsel » Mo 20. Aug 2018, 11:45

Hallo liebe Community,

ich sitze im Moment etwas verzweifelt an der Auswertung der Umfrage für meine Bachelorarbeit.
Hierbei geht es darum, die Arbeitszufriedenheit zwischen den einzelnen Generationen zu untersuchen und gegebenfalls Unterschiede aufzudecken, um Handlungsempfehlungen für Unternehmen geben zu können. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Gen Y. Teilnehmer hatte ich 104.

Ich habe beispielsweise mithilfe einer Likertskala die Wichtigkeit (6 Antwortmöglichkeiten: sehr wichtig, wichtig, eher wichtig, eher unwichtig, unwichtig, völlig unwichtig) verschiedener Faktoren (Arbeitsinhalt, Gehalt, Aufstiegschancen, Unternehmensimage, flex. Arbeitszeiten, etc.) für die Zufriedenheit abgefragt. --> ordinal skaliert. Nun bin ich mir erstens unsicher, ob ich mit ordinalskalierten Variablen Mittelwerte bilden kann (eigentlich braucht man dafür ja metrische Daten) und diese zwischen den Generationen vergleiche. So könnte ich beipielsweise sagen, die Tendenz geht dahin, dass die Gen Y das Gehalt als wichtiger einstuft als die Gen Baby Boomer.
Ich hab es schon mit dem Median versucht, aber das erscheint mir viel weniger aussagekräftig zu sein bzw. sieht man hier weniger Unterschiede...

Eine andere Frage war, welche der Faktoren die absolut wichtigsten darstellen und man konnte 3 auswählen. --> Nominalskala?

Und noch Entweder-Oder-Fragen (z.B. Gehaltssteigerung oder harmonisches Arbeitsumfeld) --> Nominalskala. Hier will ich zeigen ob die Tendenz eher zu soft oder hard facts geht.


Welche statistischen Verfahren kann ich denn überhaupt verwenden und welche machen Sinn? Worauf muss ich achten?... Mein Prof ist leider länger im Urlaub.

Am Ende will ich als Ergebnis haben, ob sich die Arbeitszufriedenheit zwischen den Generationen geändert hat. D.h. ob Generation Y auf bestimmte Faktoren mehr Wert legt in Bezug auf die Zufriedenheit als es beispielsweise die Baby Boomer Generation gemacht hat.
Ganz am Ende soll für die Gen Y noch der Unterschied von männlich und weiblich dargestellt werden um spezifische Handlungsempfehlungen zu geben.

Über Ratschläge bin ich sehr dankbar, da ich weder Statistik- noch SPSS Profi bin. :) :roll:
anntamsel
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Re: Ordinalskala, Mittelwertsvergleiche

Beitragvon PonderStibbons » Mo 20. Aug 2018, 12:02

ich sitze im Moment etwas verzweifelt

Ja. https://tinyurl.com/yamhs8gq

Ich habe beispielsweise mithilfe einer Likertskala die Wichtigkeit (6 Antwortmöglichkeiten: sehr wichtig, wichtig, eher wichtig, eher unwichtig, unwichtig, völlig unwichtig) verschiedener Faktoren (Arbeitsinhalt, Gehalt, Aufstiegschancen, Unternehmensimage, flex. Arbeitszeiten, etc.) für die Zufriedenheit abgefragt. --> ordinal skaliert.

Obacht bei der Benennung. Anscheinend meinst Du einzelne Items im Likert-Antwortformat. Likert-Skala bezeichnet ein Messinstrument, das aus mehreren solcher Items besteht, deren Scores addiert werden.
Nun bin ich mir erstens unsicher, ob ich mit ordinalskalierten Variablen Mittelwerte bilden kann (eigentlich braucht man dafür ja metrische Daten) und diese zwischen den Generationen vergleiche. So könnte ich beipielsweise sagen, die Tendenz geht dahin, dass die Gen Y das Gehalt als wichtiger einstuft als die Gen Baby Boomer.

Ordinalskalen haben keine Mittelwerte. Eventuell kann man darüber hinwegsehen, aber andererseits kannst Du auch einfach andere Darstellungen/Tests nehmen statt Mittelwertvergleiche (wie den von Dir genannten Median).

Zwischen Y und BabyBoomer hast Du sozusagen eine Lücke gelassen? Falls nicht: Das Ganze ist ja mehr so ein Zeug aus der Pop-Literatur (Generation X) bzw. aus der Werbeinsdustrie (Generation Y), unwissenschaftlich und ohne klar definierbare Grenzen; und das Kategorisieren als solches führt stets zu einigen Absurditäten (wer 1981 geboren ist, der soll so ganz anders sein als jemand aus dem Jahr 1980, aber übereinstimmen mit einem aus dem Jahr 1998, ziemlich seltsam) und vernichtet statistische Informationen. Insofern könnte man, statt Gruppen zu bilden, das Antwortverhalten auch anhand des Alters analysieren, beispielsweise durch Spearman-Rangkorrelationen zwischen Alter und Antwortverhalten. Lässt sich auch durch X-Y-Streudiagramme veranschaulichen.

Ich hab es schon mit dem Median versucht, aber das erscheint mir viel weniger aussagekräftig zu sein bzw. sieht man hier weniger Unterschiede...

Inwiefern sieht man weniger Unterschiede? Median 3 versus 3 ist klarerweise kein Unterschied, aber Mittelwert 2,9 versus 3,1 bei z.B. Standardabweichung 1 wäre auch nicht besonders eindrucksvoll, außer man trickst bei der grafischen Darstellung. Oder was sieht man bei den Mittelwerten in Deinem Datensatz, das man bei den Medianen nicht sieht? Könnte irreführend sein.

Hast Du Dir das Ganze schonmal grafisch veranschaulicht (Boxplots zum Vergleich der Items zwischen den Gruppen)?

Eine andere Frage war, welche der Faktoren die absolut wichtigsten darstellen und man konnte 3 auswählen. --> Nominalskala?

Sowas wie "gehört zu den 3 wichtigsten ja/nein"? Das wäre in der Tat kategorial.
Welche statistischen Verfahren kann ich denn überhaupt verwenden und welche machen Sinn? Worauf muss ich achten?

Das ist ein bißchen sehr allgemein formuliert, fürchte ich. Vergleiche relative Häufigkeiten, vergleiche Mediane, gegebenenfalls auch die Mittelwerte. Oder mach gar keine Gruppen und mach Korrelationsanalysen (siehe oben). Verwende Grafiken, um Dir die Daten anzusehen und die Gruppen zu vergleichen ("Explorative Datenanalyse", Streudiagramme, gibt es auch in SPSS).

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Ordinalskala, Mittelwertsvergleiche

Beitragvon bele » Mo 20. Aug 2018, 13:47

Vielleicht hilft Dir dieser Thread: nutzung-des-forums-f44/likertskalen-und-anderes-t9192.html
Vor allem im letzten Post ist ein ebook verlinkt, dass sehr schöne Vorschläge macht, wie man zwei 6stufige Skalen grafisch und auch testend miteinander vergleicht. Du solltest Dir dieses ebook wirklich einmal anschauen.

LG,
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Re: Ordinalskala, Mittelwertsvergleiche

Beitragvon anntamsel » Mo 20. Aug 2018, 14:50

PonderStibbons hat geschrieben:
ich sitze im Moment etwas verzweifelt

Ja. https://tinyurl.com/yamhs8gq

Ich habe beispielsweise mithilfe einer Likertskala die Wichtigkeit (6 Antwortmöglichkeiten: sehr wichtig, wichtig, eher wichtig, eher unwichtig, unwichtig, völlig unwichtig) verschiedener Faktoren (Arbeitsinhalt, Gehalt, Aufstiegschancen, Unternehmensimage, flex. Arbeitszeiten, etc.) für die Zufriedenheit abgefragt. --> ordinal skaliert.

Obacht bei der Benennung. Anscheinend meinst Du einzelne Items im Likert-Antwortformat. Likert-Skala bezeichnet ein Messinstrument, das aus mehreren solcher Items besteht, deren Scores addiert werden.

oh, ja richtig....

Nun bin ich mir erstens unsicher, ob ich mit ordinalskalierten Variablen Mittelwerte bilden kann (eigentlich braucht man dafür ja metrische Daten) und diese zwischen den Generationen vergleiche. So könnte ich beipielsweise sagen, die Tendenz geht dahin, dass die Gen Y das Gehalt als wichtiger einstuft als die Gen Baby Boomer.

Ordinalskalen haben keine Mittelwerte. Eventuell kann man darüber hinwegsehen, aber andererseits kannst Du auch einfach andere Darstellungen/Tests nehmen statt Mittelwertvergleiche (wie den von Dir genannten Median).


Zwischen Y und BabyBoomer hast Du sozusagen eine Lücke gelassen? Falls nicht: Das Ganze ist ja mehr so ein Zeug aus der Pop-Literatur (Generation X) bzw. aus der Werbeinsdustrie (Generation Y), unwissenschaftlich und ohne klar definierbare Grenzen; und das Kategorisieren als solches führt stets zu einigen Absurditäten (wer 1981 geboren ist, der soll so ganz anders sein als jemand aus dem Jahr 1980, aber übereinstimmen mit einem aus dem Jahr 1998, ziemlich seltsam) und vernichtet statistische Informationen. Insofern könnte man, statt Gruppen zu bilden, das Antwortverhalten auch anhand des Alters analysieren, beispielsweise durch Spearman-Rangkorrelationen zwischen Alter und Antwortverhalten. Lässt sich auch durch X-Y-Streudiagramme veranschaulichen.


nein, ich hab die Generationen im Fragebogen abgefragt. Also mir liegen keine genauen Altersangaben vor sondern ich weiß nur, wer zu welcher Generation gehört.

Ich hab es schon mit dem Median versucht, aber das erscheint mir viel weniger aussagekräftig zu sein bzw. sieht man hier weniger Unterschiede...

Inwiefern sieht man weniger Unterschiede? Median 3 versus 3 ist klarerweise kein Unterschied, aber Mittelwert 2,9 versus 3,1 bei z.B. Standardabweichung 1 wäre auch nicht besonders eindrucksvoll, außer man trickst bei der grafischen Darstellung. Oder was sieht man bei den Mittelwerten in Deinem Datensatz, das man bei den Medianen nicht sieht? Könnte irreführend sein.


Generation;n; Mittelwert; Std.abw.; Std. fehler; Median
Gen Y: 56; 1,77; 0,831; 0,111 ;2
Gen X: 21; 1,71; 0,784; 0,171 ;2
Baby B: 31; 2,03; 0,875; 0,157 ;2

würde bedeuten ich kann hier nicht sagen, dass das Gehalt für die Baby Boomer Generation weniger wichtig ist, als für die Gen Y? Da der Median ja gleich ist...
Bei den Mittelwerten sieht man hingegen schon eine Tendenz, vor allem wenn man es im Balkendiagramm darstellt.


Hast Du Dir das Ganze schonmal grafisch veranschaulicht (Boxplots zum Vergleich der Items zwischen den Gruppen)?

noch nicht

Eine andere Frage war, welche der Faktoren die absolut wichtigsten darstellen und man konnte 3 auswählen. --> Nominalskala?

Sowas wie "gehört zu den 3 wichtigsten ja/nein"? Das wäre in der Tat kategorial.

wie könnte man dies dann darstellen? Hätte gesagt ganz einfach durch den Vergleich von Häufigkeiten

Welche statistischen Verfahren kann ich denn überhaupt verwenden und welche machen Sinn? Worauf muss ich achten?

Das ist ein bißchen sehr allgemein formuliert, fürchte ich. Vergleiche relative Häufigkeiten, vergleiche Mediane, gegebenenfalls auch die Mittelwerte. Oder mach gar keine Gruppen und mach Korrelationsanalysen (siehe oben). Verwende Grafiken, um Dir die Daten anzusehen und die Gruppen zu vergleichen ("Explorative Datenanalyse", Streudiagramme, gibt es auch in SPSS).

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Ordinalskala, Mittelwertsvergleiche

Beitragvon PonderStibbons » Mo 20. Aug 2018, 15:40

nein, ich hab die Generationen im Fragebogen abgefragt. Also mir liegen keine genauen Altersangaben vor sondern ich weiß nur, wer zu welcher Generation gehört.

Ach Herrje.

Aber wenigstens steht damit fest, dass man keine Alternativen beoi der Datenanalyse bedenken muss.

würde bedeuten ich kann hier nicht sagen, dass das Gehalt für die Baby Boomer Generation weniger wichtig ist, als für die Gen Y? Da der Median ja gleich ist..
.
Der Mittelwert unterscheidet sich, der mittlere Wert nicht. Wenn Du für Deine Arbeit unbedingt Unterschiede brauchst, musst Du wohl den Mittelwert verwenden. Auch wenn ein durchschnittlicher Unterschied von 0,3 Punkten auf einer 6erskala nicht unbedingt beeindruckt. Ich würde mir wie gesagt mal die Boxplots ansehen.

Bei den Mittelwerten sieht man hingegen schon eine Tendenz, vor allem wenn man es im Balkendiagramm darstellt.

Wenn Du SPSS verwendest, dann schneiden sie vermutlich die Balken wieder so ab, dass auch unwesentliche Unterschiede nach viel aussehen. Außerdem muss man immer das Streuungsmaß mit in Betracht ziehen.
Hast Du Dir das Ganze schonmal grafisch veranschaulicht (Boxplots zum Vergleich der Items zwischen den Gruppen)?

noch nicht

Das sind basics. Man muss sich gründlich seine Daten anschauen, allein schon wegen möglicher Eingabefehler. Wenn Du das beherzigst, bist Du schon gewiefter als ein Großteil der akademischen Statistikanwender (behaupte ich mal).

Sind in Deiner weiteren Auswertung statistische Signifikantests vorgesehen?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Ordinalskala, Mittelwertsvergleiche

Beitragvon anntamsel » Mo 20. Aug 2018, 21:00

würde bedeuten ich kann hier nicht sagen, dass das Gehalt für die Baby Boomer Generation weniger wichtig ist, als für die Gen Y? Da der Median ja gleich ist..
.
Der Mittelwert unterscheidet sich, der mittlere Wert nicht. Wenn Du für Deine Arbeit unbedingt Unterschiede brauchst, musst Du wohl den Mittelwert verwenden. Auch wenn ein durchschnittlicher Unterschied von 0,3 Punkten auf einer 6erskala nicht unbedingt beeindruckt. Ich würde mir wie gesagt mal die Boxplots ansehen.


was heißt unbedingt... ich kann in meiner Arbeit ja auch feststellen, dass es keine Unterschiede gibt.

Hast Du Dir das Ganze schonmal grafisch veranschaulicht (Boxplots zum Vergleich der Items zwischen den Gruppen)?

noch nicht

Das sind basics. Man muss sich gründlich seine Daten anschauen, allein schon wegen möglicher Eingabefehler. Wenn Du das beherzigst, bist Du schon gewiefter als ein Großteil der akademischen Statistikanwender (behaupte ich mal).


angeschaut habe ich mir die Daten und ich habe nun Boxplots erstellt.

Sind in Deiner weiteren Auswertung statistische Signifikantests vorgesehen?


Jein. Ehrlich gesagt dachte ich, mit meinem Skalenniveau wäre das nicht möglich.
ein T-Test geht nicht , da ich dort intervallskalenniveau benötige.
Wie sieht es mit den Mann-Whitney-U-Test aus? Das würde ja funktionieren oder?
Kann ich so folgende Hypothese prüfen? H0: Die Faktoren, welche bei den Generationen Baby Boomern, Gen X und Gen Y zu Zufriedenheit führen sind die gleichen. H1: Die Faktoren unterscheiden sich.

Generell dachte ich mittlerweile, ich mach das ganze nur deskriptiv.. Bin ziemlich überfordert mit dem ganzen Statistikzeugs.

Danke für die Hilfe!
anntamsel
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