Kombination aus Vollerfassung und Stichprobe

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Kombination aus Vollerfassung und Stichprobe

Beitragvon Feierei » Mo 25. Feb 2019, 22:53

Hallo Zusammen,

ich bin auf dem Statistik-Fuß nicht irre stabil und bin mir auch gar nicht so recht sicher, ob ich hier richtig bin mit meiner Frage :-D:

Gerne möchte ich eine Umfrage machen, die sich an eine bestimmte Art von Unternehmen richtet (Gruppe 1). Darüber hinaus gibt es jedoch eine andere Gruppe an Unternehmen (Gruppe 2), woraus sich ebenso wichtige Erkenntnisse für meine Arbeit ergeben könnten.

Soooooo...und nun möchte ich gerne die Gruppe 1 vollumfänglich befragen (das passt von der Gesamtmenge her; selektiert habe ich die bereits alle) und bei der Gruppe 2 nur stichprobenartig (mit Konfidenzintervall, Gesamtpopulation, Fehlergröße usw.) befragen, da das sonst einfach zu viel wird....

Ganz simpel gefragt: Macht man das? Oder ist das eher hemdsärmlig, denn wissenschaftlich? :-).

Besten Dank im Voraus!

VG
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Re: Kombination aus Vollerfassung und Stichprobe

Beitragvon bele » Di 26. Feb 2019, 09:20

Hallo Feierei,

Statistik, so wie wir sie hier im Forum betreiben, soll dazu dienen, die verschiedensten quantitativen Wissenschaften voran zu bringen. Das ist der Maßstab. Wenn es aus der Sicht Deiner Wissenschaft und der Umstände der Wirklichkeit angemessen erscheint, eine Gruppe als Vollerhebung zu erfassen und aus der anderen eine Stichprobe zu untersuchen, dann ist das so. Dann wird man nachher schauen müssen, wie man das statistisch am besten bearbeitet.

Du wirst hier weder Absolution noch Gegenwehr bekommen, solange völlig unklar bleibt, was Dich dazu bewegt, die beiden Gruppen so unterschiedlich zu erheben und welche Fragen Du damit beantworten möchtest und welche Art von Auswertung Du Dir so vorstellst.

LG,
Bernhard
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Re: Kombination aus Vollerfassung und Stichprobe

Beitragvon Feierei » Mi 3. Apr 2019, 09:06

Hey!

Sry für die verspätete Rückmeldung - bin ja vielleicht eine Nase...erst fragen und dann nicht reagieren. Also noch einmal: sry!

Ich habe nunmehr die Umfrage seit etwa zwei Wochen laufen. Es wurde an beide Unternehmensformen versendet, wobei ich ja erst dachte, dass ich bei der ersten Gruppe (Gebietskörperschaftszugehörigkeit Stufe 1) eine Vollerhebung mache, was ja Pustekuchen ist, wenn nicht alle antworten: und da es ja nicht in meinem Ermessen liegt und ich die ja nur schlecht dazu zwingen kann, wird das wohl auch so bleiben.

Die Frage ist nur: Ist das denn tragisch?

Hinzu kommt allerdings noch ein zweite Gruppe (wie Gruppe I, bloß eben einem anderen Gebietskörperschaft zugehörig), die insgesamt gut 500 Betriebe darstellen. Hier habe ich eine Stichprobe von 218 gezogen. Bei einer durchschnittlich anzunehmenden Antwortquote von 20-25% würden auch die 500 insgesamt nicht reichen, um die Stichprobe zu erfüllen. Welche Aussage tätigt man dann hierzu? Werde ja nicht der erste sein, der im B2B-Gebiet (ist ja de facto nichts anderes) Umfragen platziert und eher kleine Grundgesamtheiten hat.

Des Weiteren muss man bei Online-Umfragen auch immer ein wenig vorsichtig sein bzgl. der Inkludierung/Ausschließung. Den Umfragelink habe ich an die o.g. Betriebe de facto zweimal versendet - einmal an einen Ansprechpartner, wo ich der Meinung war, dass der zu dem Thema aussagefähig sein muss und die zweite an eine allgemeine Adresse, da die erste ja immer mal nicht mehr aktuell/überlaufen/längerfristig außer Haus sein kann.

D.h. im Umkehrschluss, dass ich natürlich nicht davon ausgehen kann, dass in den Ergebnissen der Umfrage jede Einrichtung nur einmal antwortet: Was im Endeffekt auch ganz gut ist, da ich ja auch mehrere Ebenen (z.B. Geschäftsführung, untere Personalebene) ansprechen will, um diverse Sichtweisen eingebettet zu bekommen.

Von welcher Grundgesamtheit geht man dann jedoch aus? (durchschnittliche Anzahl der Personen, die mit dem Thema betraut sein könnten multipliziert mit der Betriebsanzahl?) Die Betriebe sind jedoch von Ihrer Größe nicht homogen, so dass die Anzahl der Personen, die damit betraut sind sehr unterschiedlich sein können.

Ich kriege hier echt einen Knoten im Kopf... :-)

Kann den jemand lösen bzw. in die Richtung schubsen?

Besten Dank!

VG
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Re: Kombination aus Vollerfassung und Stichprobe

Beitragvon bele » Mi 3. Apr 2019, 09:18

Hallo Feierei,

mit statistischem Hintergrund macht man solche Umfragen meist ja nicht, weil einen der Status quo interessiert, sondern weil man Regeln, Gesetzmäßigkeiten, Verhaltensmustern aufdecken will. Man könnte sich dann vorstellen, dass alle Unternehmen, die in unserer Welt existieren, nur eine Zufallsstichprobe all der Unternehmen sind, die in dieser Welt mit diesen Regeln, Gesetzmäßigkeiten und Verhaltensmustern entstehen konnten. Wenn sich diese Konstruktion auf Deinen konkreten Fall anwenden lässt, dann kann statistisches Testen auch bei fast-Vollerhebung sinnvoll sein.

Im Bundestag sitzen 218 Frauen und 491 Männer. Das ist eine Vollerhebung aller Bundestagsabgeordneten. Ich könnte unterstellen, dass pro Sitz eine bestimme Wahrscheinlichkeit besteht, dass dieser Sitz durch eine Frau oder einen Mann besetzt wird. Dann ist dieser Bundestag ein natürliches Experiment, eine Stichprobe, mit der ich einen Test durchführen kann, ob diese Wahrscheinlichkeit gleich groß gewesen sein könnte (und dann diese Nullhypothese mit p < 0,0001 ablehnen). Ich könnte auch für diese Wahrscheinlichkeit ein 95%-Konfidenzintervall von 27, % bis 34,3 % angeben, obwohl der Anteil der Frauen an den Sitzen ja nun einmal fix und durch Vollerhebung bekannt ist.

HTH,
Bernhard
Zuletzt geändert von bele am Mi 3. Apr 2019, 09:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kombination aus Vollerfassung und Stichprobe

Beitragvon Feierei » Mi 3. Apr 2019, 09:56

Hey Bernhard,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort.

Also primär will ich ja ein Feedback zu dem Thema "Personalgewinnung - Modelle, Instrumente und deren Umsetzung". Darin enthalten sind dann Fragen, welche Instrumente derzeit im Einsatz sind und ob man die als sinnvoll einschätzt usw. etc. pp. Die Rückflüsse sollen dann in meinen Betrieb (z.B. Stiftung öffentlichen Rechts) als Handlungsempfehlung zurückfließen.

Dabei interessiert mich jedoch nur eine ganz spezielle Betriebsform (z.B. Stiftung öffentlichen Rechts = Gruppe 1). Davon gibt es wie gesagt nur überschaubar viele, so dass ich eine ähnliche Betriebsform (z.B. Anstalt öffentlichen Rechts) in die Untersuchung mit einbinde. Da es dort jedoch echt sehr viele gibt, kam der Gedanke mit der Stichprobe.

Ich kriege jedoch einfach den gedanklichen Bogen nicht gespannt, inwiefern das überhaupt sinnvoll ist - oder ob ich stur auch sagen kann, dass ich soundso viele Unternehmen der Gruppe 1 und 2 angeschrieben habe und die Ergebnisse sind dabei so und so.

Glaube ich drücke mich irre dämlich aus :-)...
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Re: Kombination aus Vollerfassung und Stichprobeand

Beitragvon Feierei » So 7. Apr 2019, 13:01

Ich habe jetzt etwa 100 Rückläufer. Meine avisierte Stichprobengröße habe ich damit nicht realisieren können - und das lässt sich auch nicht mehr ändern.

Frage: Reicht es wohl dies einfach in der Auswertung zu kommunizieren? Oder wird dann sowas generell verworfen?

Des Weiteren haben von den 100 etwa 1/3 nicht bis zum Ende durchgehalten. Passiert. Ich lese hierzu überall, dass man diese Daten/Antworten rausfiltern soll. Das erschließt sich mir echt nicht. Auch wenn jemand nicht bis zum Ende durchhält, kann er/sie bis dahin relevante Antworen geliefert haben. Lediglich bei Querverweisen zwischen den Fragen und daraus abzuleitenden Erkenntnissen benötigt man doch irgendwie eine einheitliche Basis, um keine Verzerrung drin zu haben. Was auch gegen eine Filterung spricht ist, dass selbst diejenigen, die bis zum Ende beantworten, nicht alle Fragen beantwortet haben...man soll ja nicht mit zig-tausend Pflichtfragen arbeiten....das ist ja dann am Ende ähnlich.


Besten Dank im Voraus!
Feierei
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Re: Kombination aus Vollerfassung und Stichprobe

Beitragvon bele » So 7. Apr 2019, 18:18

bele hat geschrieben:Statistik, so wie wir sie hier im Forum betreiben, soll dazu dienen, die verschiedensten quantitativen Wissenschaften voran zu bringen. Das ist der Maßstab.
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