Umgang mit Auswahlmöglichkeit "keine Angabe"

Univariate Statistik.

Umgang mit Auswahlmöglichkeit "keine Angabe"

Beitragvon Polly » Sa 14. Apr 2012, 19:01

Hallo zusammen,

in Statistik bin ich leider sehr unerfahren. Ein paar Grundlagen habe ich mal erlernt, das ganze ist allerdings schon wieder eine Weile her.
Ich habe eine Frage, die den Bereich "deskriptive Statistik" betrifft. Ihr würdet mir mit einer Antwort sehr weiterhelfen. Für eine Rückmeldung bin
ich euch sehr dankbar.

Es geht um die Auswertung von Items, bei denen es die Auswahlmöglichkeit "keine Angabe" gibt.
Wenn ich nun Mittelwert und Median berechnen will, beziehe ich dann diese Auswahlmöglichkeit ein? (aber mit welcher Codierung - eine 0 würde den Mittelwert/Median ja verfälschen)
Meiner Ansicht nach berechne ich Mittelwert und Median ohne das Berücksichtigen dieser Auswahlmöglichkeit, stimmt das?
Dann müsste ich aber bei der Berechnung von Standardabweichung/Varianz auch nur die Anzahl der Personen mit einbeziehen, die eben nicht "keine Angabe" ausgewählt haben, oder?

Eine Lehrperson hat vor längerer Zeit mal gemeint, dass man bei allen, die "keine Angabe" angekreuzt haben, den Mittelwert aller anderen Werte annimmt.
Dadurch könne man mit allen Angaben der Vp rechnen. Erachtet ihr das als sinnvoll, wenn ja warum und wann? Oder würdet ihr lieber wie oben beschrieben
diese Antwortmöglichkeiten einfach nicht berücksichtigen?

Kann ich eigentlich mit Hilfe von Mittelwerten bereits Hypothesen überprüfen? Meiner Meinung nach hört sich dies etwas abenteuerlich an, da man für die ÜBerprüfung von Hypothesen Inferenzstatistik benötigt. Ich kenne allerdings Fälle, in denen dies gemacht wurde. (z.B. Hypothese: Die Mitarbeiter sind mit den Arbeitszeiten zufrieden; dann werden alle Mittelwerte der Items, die die Zufriedenheit mit Arbeitszeiten betreffen, analysiert und die Hypothese wird so bestätigt oder nicht bestätigt) Ist dies wirklich erlaubt?

Über eine Antwort freue ich mich. Für eure Unterstützung bedanke ich mich im Voraus

Viele Grüße
Polly
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Re: Umgang mit Auswahlmöglichkeit "keine Angabe"

Beitragvon PonderStibbons » Sa 14. Apr 2012, 21:23

Meiner Ansicht nach berechne ich Mittelwert und Median ohne das Berücksichtigen dieser Auswahlmöglichkeit, stimmt das?

Das wäre das übliche Vorgehen.
Eine Lehrperson hat vor längerer Zeit mal gemeint, dass man bei allen, die "keine Angabe" angekreuzt haben, den Mittelwert aller anderen Werte annimmt.

Bloß nicht! Das verfälscht zum Beispiel unweigerlich die Streuungsmaße.
Kann ich eigentlich mit Hilfe von Mittelwerten bereits Hypothesen überprüfen?

Sicher. Aber bei kleinen Stichproben bzw. fehlenden Replikationsstudien ist
die Zuverlässigkeit eben (sehr) eingeschränkt.
Meiner Meinung nach hört sich dies etwas abenteuerlich an, da man für die ÜBerprüfung von Hypothesen Inferenzstatistik benötigt.
Benötigen ist zu viel gesagt. Es ist das übliche Vorgehen in vielen Fächern geworden,
aber es gab und gibt Alternativen.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Umgang mit Auswahlmöglichkeit "keine Angabe"

Beitragvon Polly » So 15. Apr 2012, 18:39

Hallo PonderStibbons,

vielen Dank für deine rasche Antwort. Du hast mir damit echt weitergeholfen.
Noch kurz zwei Rückfragen:
Wenn ich wirklich mit einem Mittelwert eine Hypothese überprüfe und eine Vollerhebung (ca.800 Vp) einer
Grundgesamtheit plane, dann allerdings als Rücklauf z.B. nur 25% der Fragebogen zurückbekomme - würdest du dann
sagen, dass die Hypothese ausreichend zuverlässigt bestätigt/nicht bestätigt werden kann? Trotz fehlender Replikationsstudie?

Kurz noch eine Verständnisfrage:
Wenn ich mehrere Items habe, die z.B. die Zufriedenheit mit einem bestimmten Bereich messen und manche positiver bewertet werden,
manche negativer, kann ich dann von den Mittelwerten der Items einen weiteren Mittelwert bilden und dann so die Hypothese bestätigen?

Viele Grüße - und vielen Dank im Voraus,
Polly
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Re: Umgang mit Auswahlmöglichkeit "keine Angabe"

Beitragvon PonderStibbons » So 15. Apr 2012, 19:47

dann allerdings als Rücklauf z.B. nur 25% der Fragebogen zurückbekomme - würdest du dann sagen, dass die Hypothese ausreichend zuverlässigt bestätigt/nicht bestätigt werden kann?

Normalerweise vermutet man zunächst einmal, dass sich Antwortende und Nichtantwortende
mehr oder weniger stark voneinander unterscheiden. So ohne weiteres zu behaupten,
dass die Angaben der 25% weitgehend repräsentativ sind für die übrigen 75%, wäre
ungewöhnlich.
Wenn ich mehrere Items habe, die z.B. die Zufriedenheit mit einem bestimmten Bereich messen und manche positiver bewertet werden,
manche negativer, kann ich dann von den Mittelwerten der Items einen weiteren Mittelwert bilden und dann so die Hypothese bestätigen?

Da ich die Hypothese nicht kenne, kann ich das nicht beantworten.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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