Versuchsaufbau zu Erfassung von Präferenzverhalten?

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Versuchsaufbau zu Erfassung von Präferenzverhalten?

Beitragvon NiFe78 » Do 7. Nov 2019, 20:29

Hallo ihr Lieben,

ich zermarter mir seit Tagen den Kopf zu einer von mir geplanten Erhebungsmethode, bei der ich einfach nicht darauf komme, wie diese ausgewertet werden muss, um meine Hypothese zu überprüfen bzw. ich mir mittlerweile gänzlich unsicher bin, ob sie überhaupt zur Hypothesentestung geeignet ist.

Ich möchte den Einfluss einer Persönlichkeitseigenschaft X auf ein bestimmtes Verhalten (bzw. ein Präferenzverhalten) Y untersuchen. Die Annahme ist, je stärker die Ausprägung der Eigenschaft X, desto stärker die Präferenz von Y.

Die Persönlichkeitseigenschaft wird anhand einer validierten Fragebogenskala erfasst.

Das Verhalten bzw. die Präferenz möchte ich durch eine Mehrfachauswahlfrage erfassen. Vor der Mehrfachauswahlfrage wird dem Probanden eine Situation geschildert und auf Basis dieser Schilderung soll der Proband seine Präferenz angeben. Dem Probanden stehen dabei 4 Optionen zur Verfügung und er soll 2 Optionen auswählen (es handelt sich also um eine begrenzte Mehrfachauswahl, der Proband muss genau 2 Präferenzen angeben). Das Ganze wiederholt sich für insgesamt 6 Situationen, aber immer mit der gleichen Auswahl an Optionen (sprich, veränderte Situation, aber gleiche Auswahlmöglichkeiten). Bei den Auswahlmöglichkeiten sind es immer je 2 Optionen, die für Y stehen und 2 Optionen, die für Z stehen.

Die vorab geschilderten Situationen entsprechen sich alle in einem bestimmten Kriterium, das eine Präferenz von Y für alle Probanden wahrscheinlicher macht. (Dies wurde vorab bereits getestet.)
Ich möchte jetzt quasi zeigen, dass eine starke Ausprägung der Eigenschaft X, diese Präferenz von Y verstärkt.

Die Kodierung der gewählten Optionen erfolgt in 0= nicht ausgewählt und 1= ausgewählt.

Meine Idee war ursprünglich, dass ich bei der Auswertung immer nur die 2 Optionen, die für X stehen, betrachte und ganz simpel aufsummiere, wie oft diese Optionen über die 6 Szenarien hinweg gewählt wurden. Jedoch befürchte ich, dass dieses Vorgehen zu trivial ist, um möglich zu sein.

Davon abgesehen, ob dieser ganze Versuchsaufbau überhaupt Sinn macht, bliebe auch noch die Frage, wie ich mit den daraus ermittelten Daten den Zusammenhang mit der Persönlichkeitseigenschaft überprüfe? Wäre hier eine logistische Regression geeignet?

Ich weiß, schande über mein unwissendes Haupt aber kann mich hier bitte jemand an seiner Weisheit teilhaben lassen (und wenn, dann auch noch auf einer "Statistik für Dummies-Ebene"? :oops: )

Ich bin für jede hilfreiche Rückmeldung unendlich dankbar!

LG
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Re: Versuchsaufbau zu Erfassung von Präferenzverhalten?

Beitragvon PonderStibbons » Do 7. Nov 2019, 21:59

Demnach hast Du einen Score (Anzahl x-Wahlen über 6 Versuche), der potenziell von 0 bis 12 reicht.
Das könnte man vielleicht als intervallskaliert behandeln und als abhängige Variable in einer linearen
Regression mit der Persönlichkeitseigenschaft als Prädiktor verwenden.

Allerdings kenne ich das Messverfahren nicht. Sofern Du es nicht gänzlich selbst erdacht hast, wäre die Frage,
ob es sinnvoll ist und wie man die Daten verarbeitet, vielleicht vorrangig an Deine Referenzliteratur zu richten.
Oder wo stammt das Messverfahren her?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Versuchsaufbau zu Erfassung von Präferenzverhalten?

Beitragvon bele » Do 7. Nov 2019, 22:36

Vielleicht muss man die Intervallskaliertheits noch nicht einmal annehmen. Jeder Patient hatte 12 mal die Gelegenheit, sich für X zu entscheiden, hat sie aber nur mal genutzt. Da es immer die gleichen Items sind ist es plausibel, dass eine größere Anzahl auch für eine größere X-Einstellung steht. Man könnte eine Spearmankorrelation zwischen der Persönlichkeitseigenschaft und rechnen.

Wie gesagt, könnte man machen. Persönlich würde ich wahrscheinlich auch, wie PonderStibbons das geschrieben hat, Intervallskaliertheit einfach annehmen.

Wenn man sich weder mit der etwas unbefriedigenden Intervallskaliertheit abgeben noch den Informationsverlust durch Rangverfahren hinnehmen will, könnte man natürlich auch eine Raschanalyse durchführen, die dann jeder Zahl von angekreuzten oder nicht angekreuzten X-Antworten eine tatsächliche intervallskalierte X-Orientiertheit zuordnen würde. Sehr wahrscheinlich aber eine Kanone auf Spatzen...

LG,
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Re: Versuchsaufbau zu Erfassung von Präferenzverhalten?

Beitragvon NiFe78 » Do 7. Nov 2019, 22:59

PonderStibbons hat geschrieben:Demnach hast Du einen Score (Anzahl x-Wahlen über 6 Versuche), der potenziell von 0 bis 12 reicht.
Das könnte man vielleicht als intervallskaliert behandeln und als abhängige Variable in einer linearen
Regression mit der Persönlichkeitseigenschaft als Prädiktor verwenden.

Allerdings kenne ich das Messverfahren nicht. Sofern Du es nicht gänzlich selbst erdacht hast, wäre die Frage,
ob es sinnvoll ist und wie man die Daten verarbeitet, vielleicht vorrangig an Deine Referenzliteratur zu richten.
Oder wo stammt das Messverfahren her?

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons


Hallo,

Erstmal ganz lieben Dank für die schnelle und hilfreiche Antwort.

Ich bin auf das Verfahren im Rahmen meiner Literaturrecherche in einer Doktorarbeit gestoßen. In der Tat hat sich der Autor dieses Verfahren selbst ausgedacht. Allerdings hat der Autor damit eine andere Fragestellung untersucht. Und zwar hat er die Präferenz von X und Y in Abhängigkeit der geschilderten Szenarien untersucht.
Er hat in den 6 Szenarien jeweils 3 mit dem Kriterium A und 3 mit dem Kriterium B versehen.

Zudem hat er aus 8 Optionen (4mal X und 4mal Y) immer 4 auswählen lassen.

Seine Hypothesen war:
1.) In Szenarien mit dem Kriterium A wird X stärker präferiert, als in Szenarien mit Kriterium B.
2.) In Szenarien mit dem Kriterium B wird Y stärker präferiert, als in den Szenarien mit Kriterium A.

Die Erhebungsmethode war aber wie zuvor beschrieben: Variierende Situationen, gleichbleibende Auswahloptionen.


Bei der Auswertung hat er sich auch nur "X" angeschaut und aufsummiert. Er hat jedoch dann über alle Versuchsteilnehmer gemittelt, so dass sich eine metrische Skala mit den Endpunkten 0 (kein X ausgewählt) bis 4 (alle X ausgewählt) mit einem Skalenmittel von 2 ergab.

Im Weiteren hat er dann eine Varianzanalyse mit Messwiederholung mit den sechs Szenarien als Innersubjektfaktor durchgeführt.


Sehe ich das also richtig, dass, wenn ich mich an dieses Vorgehen halte, ich die Daten auch intervallskaliert behandeln könnte? Der Unterschied wäre hier allerdings, dass ich nicht durch über alle Versuchsteilnehmer mittel, sondern beim Summenscore bleibe (oder müsste ich dann über die Anzahl der möglichen Optionenauswahl, also 12 mitteln)?


Nochmals ganz lieben Dank für die Hilfe!!!
NiFe78
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Re: Versuchsaufbau zu Erfassung von Präferenzverhalten?

Beitragvon bele » Do 7. Nov 2019, 23:28

Test, ob Du reich bist. Wieviele der folgenden Sätze kannst Du mit ja beantworten:

a) Ich bewohne Wohneigentum
b) Ich gehe jede Wochen zweimal in ein teures Restaurant
c) Mein Handy ist natürlich von Apple
d) meine Yacht ist >30 Meter lang, sie liegt in San Tropez und ich erwäge, eine größere zu kaufen

Wenn Person A dreimal mit ja antwortet und Person B nur einmal mit ja antwortet, ist A dann reicher als B? Auch wenn A nur a, b, und c gewählt hat, B aber d bestätigt hat?

Du siehst, dass das Auszählen von Antworten erhebliche Tücken haben kann, wenn die Items ungünstig gewählt wurden. Deshalb sind wir so zurückhaltend. Deshalb die Frage, ob Du Dir das frei ausgedacht hast oder ob das irgendwie etabliert wurde.

Wenn Du solche Klopper wie d) nicht drin hast, dann gibt es da kein Schwarz und Weiß, richtig und falsch, sondern Einschätzungen. Wenn das gut gewählte Items sind, schätzen PonderStibbons und ich das eher so ein, dass man das wie intervallskaliert betrachten darf.

LG,
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