Hilfe Testauswahl bei Achtsamkeitsintervention!

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Hilfe Testauswahl bei Achtsamkeitsintervention!

Beitragvon elisa2409 » Mo 30. Nov 2020, 23:22

Liebes Forum,

im Rahmen meiner Bachelorarbeit führe ich eine Interventionsstudie durch. Ich mache ein einwöchiges Achtsamkeitstraining mit zwei gleich großen durch SociSurvey randomisierten Gruppen (Experimentalgruppe n=69; Wartekontrollgruppe n=70)
Meine AV's sind Achtsamkeit (MAAS), Prokrastination (GPS und APS) und Stress (PSS) welche ich zu insgesamt 4 Messzeitpunkten gemessen habe.

Zum genaueren Studiendesign:
T0= Baseline anschließende randomisierte Zuordnung zu EG und WKG
Dann eine Woche später Start EG mit Übungen. Nach Beendigung Übungswoche erster Messzeitpunkt T1 aller oben genannter Konstrukte bei beiden Gruppen. Dann die darauffolgende Woche Start WKG mit den Übungen. Nach Beendigung Übungsgwoche zweiter Messzeitpunkt T2 aller oben genannter Konstrukte bei beiden Gruppe. Dann eine Woche Pause und noch eine Follow up Untersuchung aller genannten Konstrukte bei beiden Gruppen.

Meine Dozentin sagte mir, dass ich entweder mit einem unabhängigen T-Test oder einer rmAnova testen könnte.

für den T-Test hätte ich folgende Hypothesen formuliert:
H1: Die Achtsamkeit zum Zeitpunkt T1 (erste Postmessung) ist bei der EG signifikant höher als bei der WKG
 Unabhängiger T-Test zwischen EG und WKG zum Zeitpunkt T1
H2: Der Stress und die Prokrastination zum Zeitpunkt T1 (erste Postmessung) ist bei der EG signifikant niedriger als bei der WKG
 Unabhängiger T-Test zwischen EG und WKG zum Zeitpunkt T1

Allerdings denke ich das eine Anova mit Messwiederholung mehr Sinn machen könnte, da man da den Zeitverlauf der beiden Gruppen besser vergleichen könnte. Wisst ihr welchen Test man besser benutzen sollte?

Über eine Antwort wäre ich sehr dankbar!
elisa2409
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Re: Hilfe Testauswahl bei Achtsamkeitsintervention!

Beitragvon PonderStibbons » Di 1. Dez 2020, 11:29

Meine Dozentin sagte mir, dass ich entweder mit einem unabhängigen T-Test oder einer rmAnova testen könnte.

Was präzise ist denn der vorher festgelegte primäre Studienendpunkt (sowohl was die Zeit,
als auch was die Variable angeht)?
Unabhängiger T-Test zwischen EG und WKG zum Zeitpunkt T1

Die Längsschnittstruktir zu ignorieren und Baseline nicht einzubeziehen, wäre eine immense
Informationsverschwendung und ein herber Verlust statistischer power.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Hilfe Testauswahl bei Achtsamkeitsintervention!

Beitragvon elisa2409 » Di 1. Dez 2020, 11:58

Hallo,
danke für die Antwort.
Der Studienendpunkt ist, dass durch das Training die Achsamkeit erhöht werden kann und der Stress und die Prokrastination sinkt.

Die Baseline würde ich insofern einbeziehen, dass ich Korrelationen für alle meine Konstrukte rechnen würde.
Würden Sie also auch sagen, dass eine rmAnova mehr Sinn machen würde, da man dann die Längsschnittstruktur und den Zeitverlauf mehr berücksichtigt?

Ich bräuchte doch dann eine mixed Anova um sowohl den within Faktor Zeit als auch den between Faktor Gruppe zu berücksichtigen und vergleichen zu können?

Was für Auswirkungen hätte die Auswahl der Anova dann auf meine gewählten Hypothesen?

Eig will ich ja durch die WKG aussagen, dass die Gruppe die noch keine Übungen gemacht hat eine niedrigere Achtsamkeit bzw. höhere Stresswerte und Prokrastinationswerte hat. Muss ich für diese Aussagen die Gruppen nicht mit einem T-Test direkt vergleichen?

Ich bin leider noch etwas verwirrt :D

Viele Grüße
elisa2409
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Re: Hilfe Testauswahl bei Achtsamkeitsintervention!

Beitragvon PonderStibbons » Di 1. Dez 2020, 13:17

Der Studienendpunkt ist, dass durch das Training die Achtsamkeit erhöht werden kann und der Stress und die Prokrastination sinkt.

Ich dachte an eine präzise Angabe wie: "Die Interventiongsruppe zeigt zu T1 im Durchschnitt
geringeren Stress als die Kontrollgruppe". Nur als Beispiel.

Den genauen Zeitpunkt und die genaue Zielvariable für den primären Endpunkt nicht zu benennen, erzeugt die
Gefahr, dass erst im Zuge der Auswertung beliebige, vielversprechend erscheinende Endpunkte herausgepickt
werden. Das führt zu nicht replizierbaren Ergebnissen.

Außerdem hast Du in Deiner o.a. Zielangabe eine Vermischung aus Wirkmechanismus (Steigerung der
Achtsamkeit) und Effekt (weniger Stress und Prokrastination). Mit einer kleinen einwöchigen Intervention
bereits Stress (nachhaltig?) zu reduzieren, ist als Ziel recht sportlich. Vielleicht solltest Du erstmal als
primäres Ziel definieren, dass Achtsamkeit wie beabsichtigt erhöht wird (T1) und das auch so bleibt
(Follow-up). Ob Stress und Prokrastination sinken, kann man ja nachrangig dann auch noch untersuchen.

Da Du lediglich eine Wartekontrollgruppe ohne "Placebo"-Intervention hast, wird es ohnedies schwer,
etwaige Effekte auf Stress ohne weiteres auf das Achtsamkeitstraining zurückzuführen und nicht auf
unspezifische Interventionseffekte. Oder ist das noch nicht gelaufen und Du kannst eine echte
Kontrollbedingung implementieren?

Falls allerdings bereits aufgrund früherer Studien zuverlässig davon auszugehen ist, dass diese
Intervention Achtsamkeit in dieser Population erhöht, wäre in der Tat ins Auge zu fassen, Stress
und/oder Prokastination zu Tx als primären Endpunkt zu benennen.

Würden Sie also auch sagen, dass eine rmAnova mehr Sinn machen würde, da man dann die Längsschnittstruktur und den Zeitverlauf mehr berücksichtigt?

Statistische Analysen versuchen, "Signal" (z.B. Interventionseffekte) inmitten großen
"Fehlerrauschens" zu entdecken. Eine immense Rauschquelle (unter mehreren) sind
die individuellen Besonderheiten der Probanden. Durch Einbeziehen der Baseline, d.h.
indem jeder Proband zugleich auch seine eigene Kontrolle darstellt, kann man diese
Fehlervarianz sehr effektiv vermindern.

Der Interventionseffekt in einer gemischten Varianzanalyse würde repräsentiert
durch die Wechselwirkung Zeitpunkt * Gruppe (z.B-. verändert sich Achtsamkeit
von t0 zu t1 in der einen Gruppe mehr oder weniger als in der anderen Gruppe).

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Hilfe Testauswahl bei Achtsamkeitsintervention!

Beitragvon elisa2409 » Di 1. Dez 2020, 14:56

Hallo,

jetzt habe ich es verstanden. Also präzise formulierte Endzeitpunkte wären:
1. Die Experimentalgruppe hat zu T1 signifikant höhere Achtsamkeitswerte als die WKG
2. Die Experimentalgruppe hat zu T1 signiffikant niedrigere Stress-und Prokrastinationswerte als die WKG

Sie haben Recht, dass es schwierig ist mit einer einwöchigen Intervention Effekte zu messen aber die Fragebögen wurden extra mit einer hohen Änderungssensitivität ausgewählt und haben sich von der Instruktion nur auf die letzte Woche bezogen. Die WKG habe ich gewählt, da ich gerne allen Probanden die Möglichkeit des kostenlosen Trainings geben wollte und so eine höhere Teilnahme erhofft hatte.

Nochmal zum Verständnis: Ist die gemischte Anova das gleiche wie die Anova mit Messwiederholung?

Vielen Dank für Ihre Hilfe!

Viele Grüße

Elisa
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Re: Hilfe Testauswahl bei Achtsamkeitsintervention!

Beitragvon PonderStibbons » Di 1. Dez 2020, 15:04

Die WKG habe ich gewählt, da ich gerne allen Probanden die Möglichkeit des kostenlosen Trainings geben wollte und so eine höhere Teilnahme erhofft hatte.

Ist das nicht online? Dann kannst Du Ihnen ja während der Wartezeit ein "pseudo-Training"
verabreichen.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Hilfe Testauswahl bei Achtsamkeitsintervention!

Beitragvon elisa2409 » Di 1. Dez 2020, 15:10

ja es war online, leider ist die Studie schon fast beendet und daher besteht keine Möglichkeit mehr die Kontrollgruppe noch zu verändern.

Viele Grüße
Elisa
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Re: Hilfe Testauswahl bei Achtsamkeitsintervention!

Beitragvon PonderStibbons » Di 1. Dez 2020, 15:57

Man führt eine Interventionsstudie mit 139 Probanden durch, ohne aktive Kontrolle,
ohne Festlegung eindeutiger Erfolgskriterien und ohne Auswertungsplan? Hoffentlich
war wenigstens die Datenschutzerklärung auf modernem Stand.

SCNR

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Re: Hilfe Testauswahl bei Achtsamkeitsintervention!

Beitragvon elisa2409 » Di 1. Dez 2020, 16:15

Meine Dozentin fand eine WKG besser als eine normale Kontrollgruppe. Ich hatte ihr ja eine Kontrollgruppe vorgeschlagen.
Die Erfolgskriterien sind geklärt. Achtsamkeit soll sich erhöhen, Stress und Prokrastination sinken. Das eine einwöchige Intervention nicht wirklich riesige Effekte besonders auf lange Sicht hat, ist mir natürlich bewusst.
Und ja die war auf aktuellem Stand :D
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