Korrekte Berücksichtigung unterschiedlicher Baseline-Werte

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Korrekte Berücksichtigung unterschiedlicher Baseline-Werte

Beitragvon MrModest » Di 8. Dez 2020, 19:11

Liebes Forum,

da ich im Frühjahr eine Interventionsstudie plane, poliere ich derzeit mein statistisches Wissen auf. Nicht zuletzt, um die Auswertung nicht erst zu planen, wenn die Daten schon da sind...

Die Grundkonzeption ist vergleichsweise einfach: Es soll eine Interventionsgruppe und eine Kontrollgruppe geben, bei beiden wird zum Zeitpunkt T0 die Gruppenkohäsion mittels Fragebogen abgefragt (etwa 20 Items mit Likert-Skala). Im Anschluss erfährt die Interventionsgruppe ihre Intervention (Teamentwicklungsmaßnahme, TEM) während die Kontrollgruppe nicht an der TEM teilnimmt. Zu einem Zeitpunkt T1 wird die Gruppenkohäsion wieder für beide Gruppen erhoben. Es soll geprüft werden, ob die Intervention einen (positiven) Einfluss auf die Gruppenkohäsion hatte.

Grundsätzlich würde ich das mit einer ANOVA mit Messwiederholung angehen und würde - sollte sich die Teamintervention auswirken - insbesondere in der Interaktion Zeit x Gruppe einen Effekt erwarten.

Ich hake aber insbesondere bei der Frage, wie sich das Level der Teamkohäsion zum Zeitpunkt T0 auf die Untersuchung auswirkt. Sollte die Teamkohäsion in der Interventionsgruppe zu T0 bereits sehr hoch sein, kann sich diese durch die Intervention ja kaum verbessern. In einem solchen Fall würde ich vermuten, bestenfalls einen Unterschied im Hauptfaktor Gruppe zu erhalten, sofern sich Experimental- und Kontrollgruppe zu den Zeitpunkten unterscheiden. Ich würde aber keinen Effekt über die Zeit und auch keinen Interaktionseffekt erwarten. Oberflächlich betrachtet könnte man auf der Basis zu dem Schluss kommen, das TEM keinen Einfluss auf die Gruppenkohäsion haben.

Daher möchte ich das Ausgangsniveau zum Zeitpunkt T0 berücksichtigen und zwar mit der Hypothese, dass TEM einen positiven Einfluss auf die Gruppenkohäsion haben und zwar umso größer/eindeutiger, je geringer das Ausgangsniveau war. Mir ist nicht endgültig klar, wie ich diese Baseline berücksichtigen kann. Mehrere Varianten scheinen mir sinnvoll, aber ich weiß nicht, welche die günstigste Variante ist und auch nicht, ob man das überhaupt so pauschal entscheiden kann:

Folgende Varianten:
1.) Ich führe den Ausgangswert der Teamkohäsion als Covariate ein und verwende eine ANCOVA mit Messwiederholung. Das erscheint mir am intuitivsten, jedoch habe ich in meinem Bortz für Sozialwissenschaftler gelesen, dass sich eine über die Messzeitpunkte konstante Covariate lediglich auf den Gruppen-Faktor auswirkt, jedoch nicht auf den Zeit-Faktor und auch nicht auf die Interaktion Zeit x Gruppe. Letzteres scheint mir aber das zu sein, was mich eigentlich interessiert und - sofern ich meinen Bortz korrekt interpretiere - somit macht dieser Schritt also keinen Sinn.
2.) Ich kategorialisiere den Ausgangswert der Teamkohäsion und führe ihn als Faktor ein und bleibe also bei der ANOVA mit Messwiederholung. Mich interessiert dann insbesondere die Interaktion Ausgangswert x Zeit x Gruppe. Mir scheint das funktionstüchtig zu sein, aber es hat nach meinem Verständnis den Nachteil, dass sich zum einen die Freiheitsgrade reduzieren und sich zum anderen die Stichprobengröße in den Zellen verkleinern. Das spielt insbesondere dann eine Rolle, wenn ich noch andere Faktoren einführen möchte, z.B. Geschlecht.
3.) Zusätzlich habe ich gelesen, dass der Ausgangswert auch berücksichtigt werden kann, indem dieser zum Zeitpunkt T0 bestimmt wird, um dann die Ergebnisse zum Zeitpunkt T1 mittels ANCOVA ohne Messwiederholung und mit dem Ausgangswert als Covariate zu analysieren. Auch das scheint mir sinnvoll zu sein und man würde wieder die Interaktion Zeit x Gruppe betrachten, dieses Mal bereinigt um den Ausgangswert. Mir ist allerdings nicht klar, ob es hier besondere Stolperfallen zu berücksichtigen bzw. ob es zu erfüllende Voraussetzungen gibt.

Ich wäre dankbar für Tipps und Hinweise!

Viele Grüße
MrModest
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Re: Korrekte Berücksichtigung unterschiedlicher Baseline-Wer

Beitragvon PonderStibbons » Di 8. Dez 2020, 19:40

Es soll geprüft werden, ob die Intervention einen (positiven) Einfluss auf die Gruppenkohäsion hatte.

Grundsätzlich würde ich das mit einer ANOVA mit Messwiederholung angehen

Deine Variable bezieht sich auf die Gruppenebene, dementsprechend
hast Du n=2 (Gruppen). Damit kannst Du keine Varianzanalyse rechnen.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Korrekte Berücksichtigung unterschiedlicher Baseline-Wer

Beitragvon MrModest » Di 8. Dez 2020, 19:47

Deine Variable bezieht sich auf die Gruppenebene, dementsprechend
hast Du n=2 (Gruppen).


Mein Fehler. Der eigentliche Untersuchungsgegenstand ist die subjektiv empfundene Gruppenkohäsion der Gruppenmitglieder, also auf Individualebene. Daraus wird dann im Nachgang ein Kennwert für die Gruppenkohäsion abgeleitet.
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Re: Korrekte Berücksichtigung unterschiedlicher Baseline-Wer

Beitragvon PonderStibbons » Di 8. Dez 2020, 19:51

Der eigentliche Untersuchungsgegenstand ist die subjektiv empfundene Gruppenkohäsion der Gruppenmitglieder, also auf Individualebene.

Die empfundene Gruppenkohäsion hängt doch entscheidend von
den Gruppencharakteristika und von den anderen Gruppenmitgliedern
ab, es sind keine unabhängigen Beobachtungen. Wie willst Du das bei
nur 2 Gruppen berücksichtigen?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Korrekte Berücksichtigung unterschiedlicher Baseline-Wer

Beitragvon MrModest » Mi 9. Dez 2020, 08:43

Wie auch immer.

Stellen wir uns nun vor, die Daten wären unabhängig und n wäre nicht 2 sondern - nur als Beispiel - 20.

Würde denn unter dieser neuen Bedingung meine eigentliche Frage beantwortbar werden?
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