Chi² oder doch ANOVA

Chi² oder doch ANOVA

Beitragvon Lis_ » Mi 23. Mär 2022, 14:29

Liebe Community,

im Rahmen meiner Bachelorarbeit untersuche ich die ADHS-Prävalenz bei stationär und ambulant behandelten Personen mit einem Abhängigkeitssyndrom oder einem multiplem Substanzgebrauch, als Vergleichsgruppe befrage ich "gesunde" Probanden.

Nun schwanke ich zwischen einer Kontingenztabelle und einer ANOVA, im Hinblick auf die Beantwortung meiner Fragestellung:
"Gibt es Unterschiede im Auftreten eines multiplen Substanzgebrauchs und einem Abhängigkeitssyndrom in Verbindung mit einer ADHS im Vergleich aller Settings?"

1. H1: Ein multipler Substanzgebrauch in Verbindung mit ADHS tritt im stationären und ambulanten Setting häufiger auf im Vergleich zu Gesunden.
2. H1: Ein Abhängigkeitssyndrom in Verbindung mit ADHS tritt im stationären und ambulanten Setting häufiger auf im Vergleich zu Gesunden.

Also..
- ich betrachte 3 Settings (stationär, ambulant und gesund) - Gruppenvariable mit 3 Ausprägungen
- ich betrachte 3 Erkrankungen (Abhängigkeitssyndrom, multipler Substanzgebrauch und ADHS) - Zielvariable mit 3 Ausprägungen
Meiner Meinung nach sind die Zielvariablen kategorial (entweder ja oder nein bzw. liegt vor oder liegt nicht vor) und ich betrachte eine nicht normalverteilte unabhängige Stichprobe.
Ich gebe es zu, ich bin nicht unbedingt ein Statistikprofi und meine Frage mag lächerlich sein.. aber wäre das dann eine 3x3 Kontingenztabelle?
Würdet ihr zur Beantwortung meiner Fragestellung eher das Chi²/Kontingenztabelle anwenden oder doch eher eine ANOVA durchführen?

Ich freue mich auf den Austausch, vielen Dank im Voraus!
LG Lis_
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Re: Chi² oder doch ANOVA

Beitragvon PonderStibbons » Mi 23. Mär 2022, 14:44

Komisch, wann ist der Ausdruck Varianzanalyse eigentlich abgeschafft worden. Sagt keiner mehr.
H1: Ein multipler Substanzgebrauch in Verbindung mit ADHS tritt im stationären und ambulanten Setting häufiger auf im Vergleich zu Gesunden.

Gesunde haben doch per Definition keinen multiplen Substanzgebrauch, was soll das demnach bringen?
Meiner Meinung nach sind die Zielvariablen kategorial (entweder ja oder nein bzw. liegt vor oder liegt nicht vor) und ich betrachte eine nicht normalverteilte unabhängige Stichprobe.

Wenn sie kategorial sind, hat der Begriff "Normalverteilung" hier nichts verloren, das ist für mindestens
intervallskalierte Merkmale (und dort wiederum irrelevant, auch wenn es anscheinend die einzige statistische
Voraussetzung ist, die in den Statistikkursen gelehrt wird). Varianzanalysen sind für intervallskalierte
abhängige Variablen. Kreuztabellen mit Chi²-Test wären demnach naheliegend.
LG

wtf

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Chi² oder doch ANOVA

Beitragvon Lis_ » Mi 23. Mär 2022, 16:09

Die "Gesunden" können nur unter der Voraussetzung, dass keine diagnostizierte ADHS und Sucht vorliegt an der Umfrage teilnehmen. Dennoch kann sich im Rahmen meiner Befragung trotzdem herausstellen, dass die vermeintlich gesunde Person doch Kriterien einer ADHS oder Sucht erfüllt. Demnach bringt es schon etwas die Gesunden in die Fragestellung mit aufzunehmen.

Alles klar, würde ich das ganze verstehen und hätte keine Probleme dabei, hätte ich hier auch keinen Eintrag gemacht?!


Vielen Dank für die nette Antwort, mit freundlichen Grüßen :)
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Re: Chi² oder doch ANOVA

Beitragvon PonderStibbons » Mi 23. Mär 2022, 16:27

Die "Gesunden" können nur unter der Voraussetzung, dass keine diagnostizierte ADHS und Sucht vorliegt an der Umfrage teilnehmen. Dennoch kann sich im Rahmen meiner Befragung trotzdem herausstellen, dass die vermeintlich gesunde Person doch Kriterien einer ADHS oder Sucht erfüllt.

Dann erfüllen sie nicht die Einschlusskriterien und wären aus der Studie auszuschließen. Falls nicht,
hängen die Quoten für ADHS, Abhängigkeit und ADHS+Abhängigkeit doch nur damit zusammen, wie
sorgfältig die Einschlusskriterien überprüft wurden. Wenn Probanden die Kriterien (keine Sucht, kein
ADHS) nicht erfüllen, aber trotzdem drinbleiben, welchen Sinn ergeben dann diese Einschlusskriterien
überhaupt? Aber vielleicht ist das nur missverständlich ausgedrückt und gemeint sind einfach "Leute,
die aktuell nicht in Behandlung sind"?
Demnach bringt es schon etwas die Gesunden in die Fragestellung mit aufzunehmen.

In der jetzigen Darstellung ganz sicher nicht, aber wenn es die Ethikkommission in der Form absegnet, dann
sei es eben so.
Alles klar, würde ich das ganze verstehen und hätte keine Probleme dabei, hätte ich hier auch keinen Eintrag gemacht?!

Ich weiß leider nicht, worauf sich dieser Satz bezieht.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Chi² oder doch ANOVA

Beitragvon bele » Mi 23. Mär 2022, 21:45

Hallo Liz_,

Ich muss zugeben, dass ich den Studienaufbau noch nicht verstanden habe. Wenn Du einen Gesunden findest, der tatsächlich gesund ist - wo kommt der in Deiner Kontingenztafel vor? Und wenn ein stationärer sowohl Substanzabhängig ist als auch ADHS hat.Soll der dann in Deiner Kontingenztafel mehrfach vorkommen? Wie gesagt, vielleicht habe ich es falsch verstanden.

LG, Bernhard
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Re: Chi² oder doch ANOVA

Beitragvon strukturmarionette » Mi 23. Mär 2022, 22:50

Hi,

im Rahmen meiner Bachelorarbeit untersuche ich

- planst du deine Studie noch oder liegen dir bereits (von irgendwo 'herbeigezaubert') die Messerte vor?

Gruß
S.
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Re: Chi² oder doch ANOVA

Beitragvon Lis_ » Do 24. Mär 2022, 16:46

bele hat geschrieben:Ich muss zugeben, dass ich den Studienaufbau noch nicht verstanden habe.


Einmal allgemein zum Aufbau meines Fragebogens: zunächst frage ich die soziodemografischen Daten ab, anschließend werde ich die diagnostischen Kriterien für ein Abhängigkeitssyndrom abfragen (hier entscheide ich dann anschließend ob bei dem Probanden eine Abhängigkeit vorliegt). Zuletzt füge ich die Fragen eines diagnostischen Verfahrens für ADHS in meinen Fragebogen ein (auch hier entscheide ich anschließend ob eine ADHS vorliegt).
Bei den vermeintlich Gesunden, kann es dann trotzdem vorkommen, dass ich ihnen anhand meines Fragebogens eine Abhängigkeit und/oder eine ADHS zuschreiben kann.

bele hat geschrieben: Wenn Du einen Gesunden findest, der tatsächlich gesund ist - wo kommt der in Deiner Kontingenztafel vor? Und wenn ein stationärer sowohl Substanzabhängig ist als auch ADHS hat.Soll der dann in Deiner Kontingenztafel mehrfach vorkommen? Wie gesagt, vielleicht habe ich es falsch verstanden.


ich nehme an, dass die tatsächlich gesunden Gesunden dann auch leider nicht in die Kontingenztafel vorkommen bzw. aufgenommen werden können. Dies ist sicherlich nicht sonderlich hilfreich.. Ich hatte geplant die Kategorien "Substanzabhängigkeit", "multipler Substanzgebrauch", "ADHS", "Substanzabhängigkeit+ADHS" und "multipler Substanzgebrauch + ADHS" zu verwenden. Hierbei wären allerdings auch nur die Kombinierten Störungsbilder "Substanzabhängigkeit+ADHS" und "multipler Substanzgebrauch + ADHS" für die Beantwortung meiner Fragestellung relevant.
Deshalb habe ich hier den Beitrag verfasst, weil ich es ziemlich schwer finde ein geeignetes statistisches Verfahren zu finden und habe mir hier Hilfe erhofft.

strukturmarionette hat geschrieben:- planst du deine Studie noch oder liegen dir bereits (von irgendwo 'herbeigezaubert') die Messerte vor?

Ich stecke noch in der Planung

Danke und LG
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Re: Chi² oder doch ANOVA

Beitragvon bele » Do 24. Mär 2022, 18:30

Hallo Lis_

Lis_ hat geschrieben:
bele hat geschrieben:Ich muss zugeben, dass ich den Studienaufbau noch nicht verstanden habe.

[...]
ich nehme an, dass die tatsächlich gesunden Gesunden dann auch leider nicht in die Kontingenztafel vorkommen bzw. aufgenommen werden können.


Wenn die Gesunden in eine Kontingenztafel nicht einfließen, dann kannst Du auch keine H1 aufstellen, die die Gesunden umfasst:

H1: Ein multipler Substanzgebrauch in Verbindung mit ADHS tritt im stationären und ambulanten Setting häufiger auf im Vergleich zu Gesunden.


Ich habe aber auch noch einen etwas krankheitsvernebeltes Gehirn - wenn ich was übersehen habe, dann einfach nicht beachten.

LG,
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Re: Chi² oder doch ANOVA

Beitragvon Lis_ » Do 24. Mär 2022, 19:55

Hallo Bernhard,

bele hat geschrieben:Wenn die Gesunden in eine Kontingenztafel nicht einfließen, dann kannst Du auch keine H1 aufstellen, die die Gesunden umfasst:


Entschuldige, dass ich so doof frage, aber wenn jetzt beispielsweise 20 Gesunde tatsächlich gesund sind, ich jedoch bei 5 Gesunden doch eine ADHS feststelle. würden ja 5 Gesunde mit ADHS in die Kontingenztafel einfließen. Wäre das dann in Ordnung?

Hast du, außer den Vergleich mit den Gesunden rauszulassen, einen anderen Vorschlag wie ich die Daten anderweitig auswerten kann, oder ist der Chi²-Test die einzige Möglichkeit?

LG Lis_
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