Hilfe bei Masterarbeit

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Hilfe bei Masterarbeit

Beitragvon Lenak1996 » Di 25. Apr 2023, 11:42

Hallöchen, ich habe leider eine dringendes Problem bei meiner Masterarbeit.

Ich habe zwei Variablen vorliegen:
1. Alter bzw. Altersgruppe: (nominalskaliert)
-> 16- und 17- Jährige (Gruppe 1, N=388)
-> 18- bis 25-Jährige (Gruppe 2, N=1487)

2. Politisches Interesse (meiner Meinung ordinalskaliert, da die Abstände zwischen den Ausprägungen nicht messbar sind)
-> stark interessiert (1)
-> interessiert (2)
-> wenig interessiert (3)
-> gar nicht interessiert (4)

Es geht bei der Hypothese darum zu überprüfen, ob sich das politische Interesse von Gruppe 1 und von Gruppe 2 statistisch signifikant voneinander unterscheidet.

Mein Hauptproblem liegt nun bei der Auswahl des Testverfahrens. Ich habe mit Hilfe von SPSS überprüft, ob die Variable politisches Interesse normalverteilt ist und mein Ergebnis besagte, dass keine Normalverteilung vorliegt. Daher würde ich einen t-Test für unabhängige Stichproben ausschließen, weil keine Normalverteilung vorliegt und weil die Variable politisches Interesse eher ordinalskaliert (und nicht intervallskaliert) ist. Kann man dann stattdessen den Mann-Whitney-U-Test anwenden, um den statistisch signifikanten Unterschied zu berechnen? Oder braucht man für diesen Test ebenfalls normalverteilte Variablen? Welcher Test käme ansonsten noch in Frage?

Ich bin langsam wirklich ein wenig verzweifelt und für jede Hilfe sehr dankbar!!!
Lenak1996
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Re: Hilfe bei Masterarbeit

Beitragvon bele » Di 25. Apr 2023, 11:57

Hi,

Je nachdem wie streng man ist, könnte man wahrscheinlich die Mittelwerte aufgrund der großen Zahlen auch in einem t-Test vergleichen ohne dass einem der Kopf abgerissen wird. Dem Skalenniveau angemessener ist der Rangsummentest nach Mann und Whitney.

Viele Grüße, Bernhard
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Re: Hilfe bei Masterarbeit

Beitragvon PonderStibbons » Di 25. Apr 2023, 12:55

Es geht bei der Hypothese darum zu überprüfen, ob sich das politische Interesse von Gruppe 1 und von Gruppe 2 statistisch signifikant voneinander unterscheidet.

Ich schätze, es geht wissenschaftlich darum, ob sich die beiden Gruppen unterscheiden.
Statistische Signifikanztestung ist ein Werkzeug, nicht Bestandteil von Hypothesen.
Würde an Deiner Uni ausschließlich Bayes-Statistik gestattet, könntest Du Deine so
formulierte Hypothese gar nicht überprüfen.

Mein Hauptproblem liegt nun bei der Auswahl des Testverfahrens. Ich habe mit Hilfe von SPSS überprüft, ob die Variable politisches Interesse normalverteilt ist und mein Ergebnis besagte, dass keine Normalverteilung vorliegt.

Mal auch für später hier Recherchierende:
a) wenn Du annimmst, das ist ordinalskaliert, wieso betrachtest Du dann Normalverteilung? Ordinalskalen haben sowas nicht; und mit einem streng genommen ordinalen Skalenniveau gehen auch keine Mittelwerte und Mittelwertvergleiche per t-Test
b) es liegt auf der Hand, dass eine vierstufige Verteilung keine normale Form annimmt, selbst wenn man Intervallskalenniveau unterstellt
c) für einen t-Test wird nicht die Verteilung der abhängigen Variable betrachtet, sondern die Verteilung der abhängigen Variable in jeder der beiden Gruppen für sich
d) dass die abhängige Variable in jeder der beiden Gruppen aus einer normalverteilten Grundgesamtheit stammt, ist nur eine Hilfsannahme im Fall kleiner Gesamtstichproben; bei ca. n > 30 ist diese Annahme entbehrlich und der t-Test gilt in dieser Hinsicht als robust
e) weitaus wichtiger im Fall nicht-gleicher Gruppengrößen ist Varianzhomogenität; man sollte von vornherein den Welch-korrigierten t-Test verwenden.
Kann man dann stattdessen den Mann-Whitney-U-Test anwenden, um den statistisch signifikanten Unterschied zu berechnen?
Oder braucht man für diesen Test ebenfalls normalverteilte Variablen?

Der ist für Rangdaten (ordinale Daten), die haben (siehe oben) keine Normalverteilung oder nicht-Normalverteilung. Nehmen kann man ihn in der gegebenen Situation sicherlich. Dann aber bitte konsequent auf Mittelwertdarstellungen verzichten. Der U-Test vergleicht keine Mittelwerte.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Hilfe bei Masterarbeit

Beitragvon Lenak1996 » Di 25. Apr 2023, 13:11

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

Das meiste davon ist für mich auch einleuchtend. :)

Allerdings bin ich mir immer noch unsicher ob der Welch-korrigierte t-Test oder der Mann-Whitney-U-Test bei der Überprüfung meiner Hypothese am meisten Sinn macht.
Lenak1996
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Re: Hilfe bei Masterarbeit

Beitragvon PonderStibbons » Di 25. Apr 2023, 13:27

2. Politisches Interesse (meiner Meinung ordinalskaliert, da die Abstände zwischen den Ausprägungen nicht messbar sind)

Deiner eigenen Auffassung zufolge also U-Test.

Mit freundlichen Grüßen

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