Statistische Methode für empirische Arbeit

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Statistische Methode für empirische Arbeit

Beitragvon IStatistik » Di 19. Dez 2023, 16:10

Liebe Community,

ich habe eine Frage zur Methodik meines Designs. Ich möchte herausfinden, ob meine beiden Videos (zwei verschiedene Lehrinhalte: Musiktheorie (MT) und Musikgeschichte (MG)) mit sogenannten "Jump Cuts" (JC) (Schnittechnik in der Videobearbeitung) einen Effekt auf das Lernen haben. Dazu verwende ich einen Wissenstest (Pre, Post, Delayed Post nach einer Woche), und 3 Fragebögen zu: Kognitive Belastung (KB), Intrinsische Motivation (IM) und Leistungsemotion (LE). Die beiden Lehrinhalte werden auch variert, um mögliche Reihenfolgeneffekte zu kompensieren. Zwei Lehrinhalte wurden ausgewählt, damit Effekte nicht nur von der Thematik abhängig sind. Alle Teilnehmenden durchlaufen immer zwei Videos wie folgt.
Dadurch entstehen vier mögliche Gruppierungen:

1.: MT mit JC danach MG ohne JC
2.: MT ohne JC danach MG mit JC
3.: MG mit JC danach MT ohne JC
4.: MG ohne JC danach MT mit JC

Die Reihenfolge der Messzeiten:

Pretest zu beiden Themen -> Video 1 -> Fragebögen (KB, IM, LE) & Postest -> Video 2 -> Fragebögen (KB, IM, LE) & Postest -> nach einer Woche delayed Posttest.

Sehe ich das richtig, dass ich zwei UVs habe: Lehrinhalt mit JC und ohne JC UND Reihenfolge.
Sehe ich das richtig, dass ich vier AVs habe: KB, IM, LE, Wissenstest (mit Messwiederholung). Leistungsemotionen sind auch wieder aus 5 Subskalen erstellt (Freude, Langeweile, Nervosität, etc.) Daher bin ich mir hier auch nicht sicher, ob jedes einzelne Subset als eigene AV gilt.

Zur Hypothese: Ich werde den Wissenstest zweiseitig testen, da die Theorie sich uneinig ist. Für die Emotionen und intrinsische Motivation gibt es jedoch eine gerichtete Hypothese (JC > ohne JC)

Welches Verfahren würdet ihr mir empfehlen? MANOVA? Mehrfaktorielle Anova mit Messwiederholung? Spannend werden auch mögliche Interaktionseffekte...

Vielen Dank und ich freue mich auf eine Antwort!

Liebe Grüße
I<3Statistik

p.S.: Nachdem ich hier im Forum ein bisschen rumgestöbert habe einige Ergänzungen:
Die Fragebögen bestehen aus 7-stufigen Ratingskalen (trifft gar nicht zu - trifft zu). Ich bin mir hier mit Summenscores nicht ganz sicher, ging bisher davon aus, dass nur der Mittelwert eine Rolle spielt.
Die Wissenstests bestehen aus jeweils 10 Multiple-Choice-Fragen zur Thematik (Insgesamt 30 Fragen, da Pre, Post und DelayedPost)
Stichprobe wird wahrscheinlich 200 sein, pro Gruppe 50+, je nachdem was für ein Verfahren ich letzendlich brauche und dann damit meine Poweranalyse durchführe. (Erste Poweranalyse wurde durchgeführt mit einer ANOVA, mittlere Effektstärke. Es kamen ca. 100 heraus, aber da wir mit 50% Dropout rechnen wegen des DelayedPost gehen wir von insgesamt n = 200 aus.)
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Re: Statistische Methode für empirische Arbeit

Beitragvon PonderStibbons » Di 19. Dez 2023, 18:57

Wenn ich es richtig verstehe, hast Du zwei Zwischensubjektfaktoren "welches Thema erhielt JC" (MT , MG)
und "wann wurde JC eingesetzt" (Position 1, Position 2). Und einen Messwiederholungfaktor mit den 4 Stufen
Baseline, Messung nach JC, Messung ohne JC, Follow-Up. Da würde ich an eine Messwiederholungs-Varianzanalyse
(oder eine Mehrebenenanalyse) denken, mit je 1 abhängigen Variable. Allerdings ist nicht klar, wie das mit dem
Wissenstest laufen soll, ob dieselben Fragen nach einer MC wie nach einer MT Session gestellt werden.
Bei den Analysen würde ich erstmal nur bis Video 2 planen. Einbezug des Follow-up in einer getrennten Analyse
mit der dann noch erreichten Teilstichprobe.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Statistische Methode für empirische Arbeit

Beitragvon IStatistik » Di 19. Dez 2023, 21:11

Lieber PonderStibbons,

PonderStibbons hat geschrieben:Wenn ich es richtig verstehe, hast Du zwei Zwischensubjektfaktoren "welches Thema erhielt JC" (MT , MG)
und "wann wurde JC eingesetzt" (Position 1, Position 2).


Ja, richtig!

Und einen Messwiederholungfaktor mit den 4 Stufen
Baseline, Messung nach JC, Messung ohne JC, Follow-Up. Da würde ich an eine Messwiederholungs-Varianzanalyse
(oder eine Mehrebenenanalyse) denken, mit je 1 abhängigen Variable. Allerdings ist nicht klar, wie das mit dem
Wissenstest laufen soll, ob dieselben Fragen nach einer MC wie nach einer MT Session gestellt werden.


Es gibt zwei verschiedene Tests a 30 Fragen zu beiden Themen. Das heißt insgesamt 60 Fragen, die ich gerade im nächsten Schritt validiere (mit Aiken V (1985))
Alle durchlaufen am Anfang ein Pretest zu beiden Themen (10 und 10 Fragen) dann nach jedem Video einen Posttest (10 nach Video 1 und 10 nach Video 2) und dann im DelayedPost nochmal 10 zu beiden Themen. Also ich möchte wirklich zu beiden Themen das Wissen testen + die KB, IM und LE

Bei den Analysen würde ich erstmal nur bis Video 2 planen. Einbezug des Follow-up in einer getrennten Analyse
mit der dann noch erreichten Teilstichprobe.


Ah ok cool, das heißt die kann ich einfach als getrennt betrachten. Und würdest du Kognitive Belastung, Intrinsische Motivation und Leistungsemotion auch als AVs betrachten? Ich möchte ja auch einen Zusammenhang herstellen zwischen denen und dem Lernerfolg (Test)

Vielen Dank PonderStibbons!
IStatistik
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Re: Statistische Methode für empirische Arbeit

Beitragvon PonderStibbons » Di 19. Dez 2023, 22:22

Ah ok cool, das heißt die kann ich einfach als getrennt betrachten.

Das weiß ich nicht, ob man das so einfach kann, ich kenne den Kontext und gedanklichen
Hintergrund Deiner Studie nicht. Es wäre für mich aber die erste Überlegung.
Und würdest du Kognitive Belastung, Intrinsische Motivation und Leistungsemotion auch als AVs betrachten? Ich möchte ja auch einen Zusammenhang herstellen zwischen denen und dem Lernerfolg (Test)

Das ist doch keine methodische Frage, sondern eine des theoretischen Konzeptes.
Deine Darstellung war so, als wäre zu testen, wie sich die Intervention auch auf
Belastung, Motivation, Emotion auswirkt. Nun allerdings scheint es zentral darum
gehen, dass diese Variablen als Mediatoren für den Effekt betrachtet werden? Oder
möglicherweise als Moderatoren? Aber das hängt wie gesagt von den theoretischen
Modellvorstellungen ab.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Statistische Methode für empirische Arbeit

Beitragvon IStatistik » Di 19. Dez 2023, 22:53

Die methodische Frage, die dahinter steckt, ist, falls die auch als AVs betrachtet werden, weil diese alle (+ Tests) von der Intervention beeinflusst werden, ob ich dann eine multivariate ANOVA durchführen soll.
In meiner Vorstellung sind das bisher vier AVs (KB, IM, LE und Test).
Ich denke, mein Betreuer sieht das auch so. Daher die Frage, ob ANOVA oder MANOVA.

Vielen Dank für deine Antwort.

LG
IStatistik
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Re: Statistische Methode für empirische Arbeit

Beitragvon PonderStibbons » Di 19. Dez 2023, 23:25

Die methodische Frage, die dahinter steckt, ist, falls die auch als AVs betrachtet werden,

Das hast Du ja so festgelegt.
weil diese alle (+ Tests) von der Intervention beeinflusst werden, ob ich dann eine multivariate ANOVA durchführen soll.

Der schlichte Umstand, dass man mehrere AVs hat, zieht das nicht nach sich.
Multivariate Varianzanalysen sind dann sinnvoll, wenn die abhängigen Variablen
gemeinsam ein theoretisches Konstrukt operationalisieren. Wenn man von
vornherein vorhat, nach einer "signifikanten" multivariaten Analyse die
Variablen einzeln zu betrachten und zu testen, kann man sich die MANOVA
auch gleich sparen.

Mit freundlichen Grüßen

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