MODERATION mit PROCESS

Alle Verfahren der Regressionanalyse.

MODERATION mit PROCESS

Beitragvon Stat21 » Fr 16. Feb 2024, 16:21

Liebes Forum,

ich habe folgende Frage:
Ich habe eine MOderationsanalyse berechnet (PROCESS). Annahme ist:
Je höher eine Person selbstreguliert Lernen kann, desto geringer wird die Schwierigkeit einer Aufgabe wahrgenommen. Dabei moderiert die wahrgenommene Berufsrelevanz diese Beziehung.

Output wie folgt:
Haupteffekt 1 = negativ und sig. (höhere SRL --> niedrigere Schwierigkeit)
Haupteffekt 2 = negativ und sig. (höhere Berufsrelevanz --> niedrigere Schwierigkeit)
Interaktion = positiv und sig.

Folgender Output:
Conditional effect of focal predictor at values of the moderator :
BERUFSRE Effect se(HC3) t p LLCI ULCI
1.0000 -.8222 .2561 -3.2105 .0015 -1.3260 -.3183
1.1500 -.7819 .2410 -3.2438 .0013 -1.2561 -.3077
1.3000 -.7416 .2261 -3.2806 .0012 -1.1864 -.2969
1.4500 -.7013 .2112 -3.3214 .0010 -1.1168 -.2859
1.6000 -.6611 .1963 -3.3668 .0009 -1.0474 -.2748
1.7500 -.6208 .1817 -3.4173 .0007 -.9782 -.2634
1.9000 -.5805 .1671 -3.4736 .0006 -.9093 -.2517
2.0500 -.5402 .1528 -3.5362 .0005 -.8408 -.2397
2.2000 -.5000 .1387 -3.6052 .0004 -.7728 -.2271
2.3500 -.4597 .1249 -3.6798 .0003 -.7055 -.2139
2.5000 -.4194 .1116 -3.7572 .0002 -.6390 -.1998
2.6500 -.3791 .0990 -3.8303 .0002 -.5739 -.1844
2.8000 -.3389 .0873 -3.8828 .0001 -.5106 -.1672
2.9500 -.2986 .0769 -3.8817 .0001 -.4499 -.1473
3.1000 -.2583 .0685 -3.7683 .0002 -.3932 -.1234
3.2500 -.2180 .0629 -3.4638 .0006 -.3419 -.0942
3.4000 -.1778 .0609 -2.9194 .0038 -.2976 -.0580
3.5500 -.1375 .0627 -2.1919 .0291 -.2609 -.0141
3.5934 -.1258 .0640 -1.9674 .0500 -.2516 .0000
3.7000 -.0972 .0681 -1.4266 .1547 -.2313 .0368
3.8500 -.0569 .0764 -.7454 .4565 -.2072 .0933
4.0000 -.0167 .0866 -.1923 .8477 -.1871 .1538


Laut Output ist der Effekt insgesamt für alle Ausprägungen des Moderators (bis zum Wert 3.55) signifikant.

GRAFISCH (leider kann ich kein Bild einfügen) sieht die Moderation so aus:
https://methpsy.elearning.psych.tu-dres ... sion_3.PNG

Eine niedrigere Berufsrelevanz + eine sehr hohe SRL --> niedrigere Schwierigkeit, als mittlere und sehr hohe Berufsrelevanz.
Eine hohe Berufsrelevanz (+1SD) + hohe SRL --> höhere Schwierigkeit.

Die Grafen kreuzen sich zum Schluss. Das will ich damit sagen.

Wie interpretiere ich die Interaktion?

Der negative Effekt der SRL auf die Schwierigkeit wird schwächer (d.h. positiver, im Sinne nähert sich der 0 an?), je höher die Berufsrelevanz ist?

Bitte um Rat!

Danke!
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Re: MODERATION mit PROCESS

Beitragvon bele » Fr 16. Feb 2024, 19:28

Hallo,

RAFISCH (leider kann ich kein Bild einfügen) sieht die Moderation so aus:

Du kannst hier kein Bild hochladen, Du kannst es aber sichtbar verlinken:

Bild

Ist das wirklich der Graph zu Deinen Zahlen? Man sieht der Grafik an, dass der Zusammenhang zwischen Prädiktor 1 und abhängiger sich nicht der Null annähert, sondern je nach Ausprägung des Moderators mal positiv oder mal negativ sein kann. Schon der Satzbeginn "Der negative Effekt der SRL..." ist falsch, denn er ist positiv, wenn der Moderator beispielsweise eine Standardabweichung über seinem Mittelwert liegt.

Andererseits sind die Zahlenkollonnen, die PROCESS ausgibt ausschließlich negativ? Ist der Moderator so schief verteilt, dass er eine Standardabweichung über seinem Mittelwert nicht erreicht oder stammen Graphik und Tabelle von verschiedenen Regressionen?

LG,
Bernhard
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Re: MODERATION mit PROCESS

Beitragvon Stat21 » Fr 16. Feb 2024, 19:40

Lieber Bernhard,

vielen Dank schonmal für die Antwort.

Folgende Schwierigkeit habe ich:
1) Korrelationen (Pearson):
a) höhere Selbstregulation --> niedrigere Schwierigkeit
b) höhere Berufsrelevanz -> niedrigere Schwierigkeit
beides sig. negativ.

2) Moderationsanalyse
Im Output sind die Haupteffekte (negatives Vorzeichen) sig. Die Interaktion ist positiv und sig.

Die Grafik ist nur zum Verständnis.

Das "Problem" ist, dass die Hypothese insoweit "bestätigbar ist", dass grafisch das ganze so aussieht:

niedrige Berufsrelanz > mittlere Berufsrelevanz > hohe Berufsrelevanz bei gleichzeitiger niedriger Selbstregulation --> hohe > mittlere > niedrige Schwierigkeit.
Soweit so gut.

niedrige BR > mittlere BR > hohe BR bei mittlerer Selbstregulation --> hohe > mittlere > niedrige Schwierigkeit.

UND DANN GIBT ES IM GRAPH KREUZUNGEN:

hohe BR > mittlere BR > niedrige BR bei hoher SRL --> höhere > mittlere > niedrige Schwierigkeit.

Eine negative Interaktion heißt Dämpfung. Eine positive Interaktion Steigerung. Wie kann ich die also interpretieren?

Wie kann ich Bilder verlinken? Dann könnte ich meine Ergebnisgrafik posten.

Danke!
Stat21
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Re: MODERATION mit PROCESS

Beitragvon bele » Fr 16. Feb 2024, 20:33

Hi!

Die Grafik ist nur zum Verständnis.


Hätte ich mir die URL nicht angeschaut, wäre ich da nicht drauf gekommen. Verwirrend.

niedrige Berufsrelanz > mittlere Berufsrelevanz > hohe Berufsrelevanz bei gleichzeitiger niedriger Selbstregulation --> hohe > mittlere > niedrige Schwierigkeit.


Mit dieser Notation bin ich nicht vertraut.

UND DANN GIBT ES IM GRAPH KREUZUNGEN:


Kreuzungen im Plural?


Wie kann ich Bilder verlinken? Dann könnte ich meine Ergebnisgrafik posten.


Mit den [IMG ]-Tags. Wenn Du bei meinem Post oben auf zitieren klickst, dann siehst Du, wie ich den Link gesetzt habe.

LG, Bernhard
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Re: MODERATION mit PROCESS

Beitragvon Stat21 » Fr 16. Feb 2024, 20:41

So: Ich habe jetzt einen Link mit dem Modell erstellt.

Da sieht man meine Grafik zu meinem Output.

https://ibb.co/jMnq6Zb

https://i.ibb.co/0MH1DVm/Moderationseffekt.jpg

Bild

Kannst du das Bild sehen?
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Re: MODERATION mit PROCESS

Beitragvon Stat21 » Fr 16. Feb 2024, 20:45

So Bild ist da! Wenn man etwas herauszoomt, dann sieht man es vollständig.

Und jetzt nochmal zu meiner Frage:
Wie interpretiere ich die positive Interaktion (.26, signifikant)?

Der Zahlenoutput ist ja bereits oben verlinkt.

Eine Interaktion (positiv) heißt doch, dass der Effekt verstärkt wird? Eine negative Interaktion, dass der Effekt von UV -> AV gedämpft wird.

Im Zahlenoutput sieht man, dass der negative Effekt der UV -> AV zwar weiterhin und durchgängig negativ ist. Allerdings wird der negative Effekt schwächer je höher der Moderator ist (Berufsrelevanz).

In der Grafik sieht man ja zum Schluss, dass sich die Linien kreuzen. Dennoch sind alle negativ!
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Re: MODERATION mit PROCESS

Beitragvon bele » Sa 17. Feb 2024, 17:42

Hallo Stat21,

Stat21 hat geschrieben:So Bild ist da!


Cool, dann widersprechen sich Tabelle und Bild nicht mehr und persönlich finde ich das Bild intuitiver.

Und jetzt nochmal zu meiner Frage:
Wie interpretiere ich die positive Interaktion


Ich bin mir nicht sicher, wie ich die Frage verstehen soll, denn ich finde, das folgende ist schon eine gute Interpretation:

dass der negative Effekt der UV -> AV zwar weiterhin und durchgängig negativ ist. Allerdings wird der negative Effekt schwächer je höher der Moderator ist


Das ist eine gute Interpretation, aber entweder reicht Dir das noch nicht, oder Du gehst davon aus, dass eine Interpretation das Wort "Verstärkung" oder "Dämpfung" enthalten soll. Beide Wörter finde ich nicht so richtig passend. Vielleicht hilft folgende Erklärung:

So ein einfaches lineares Regressionsmodell ist ja ziemlich schlicht, hat wenige Freiheitsgrade und lässt sich leicht überinterpretieren. Das Modell erlaubt beispielsweise eine Vorhersage für den Fall, dass die Berufsrelevanz den Wert 10 oder auch 20 annimmt, selbst wenn die Messmethode für Berufsrelevanz das gar nicht möglich machen sollte. Wahrscheinlich schwankt die Berufsrelevanz in Deiner Stichprobe zwischen 1,0 und 4,0, vielleicht auch nur zwischen 2,97 und 4,0. Deshalb sind Deine Tabelle und Deine Grafik auf diesen Wertebereich beschränkt.

Das Modell kennt solche Beschränkungen nicht. Wenn wir Berufsrelevanz auf 10 setzen, dann wird der Zusammenhang solide positiv und wenn wir die Berufsrelevanz weiter auf 20 setzen, dann wird der Zusammenhang noch stärker. Er wird also durch den positiven Koeffizienten der Interaktion "verstärkt". Was Du gelernt hast stimmt also irgendwie "positiv -> mit wachsender Berufszufriedenheit immer größere Steigung". Für den konkreten Anwendungsfall muss man immer davor warnen, lineare Modell deutlich über den beobachteten Wertebereich hinaus zu vorhersagen zu nutzen.

Wenn man zu Deinem Regressionsmodell hinaus die Information heranzieht, dass Berufszufriedenheit nicht größer als 4 wird, dann ergibt sich, dass der immer negative Zusammenhang bei zunehmender Berufszufriedenheit betragsmäßig immer kleiner und zuletzt fast ausgelöscht (-.0167) wird. Die Formulierung, dass ein negativer Zusammenhang bis nahe Null verstärkt wird ist sprachlich wenig tauglich, denn unter dem Verstärken eines Effektes würde ich einen zunehmenden Betrag der Steigung verstehen, und das ist nicht der Fall.

Ich hoffe, Du kannst mit dieser Erklärung was anfangen? Ich hoffe, dass mit dem Verstärken und Dämpfen wurde von Deinen Lehrern nicht zu hoch aufgehängt und dass Du Dich davon noch lösen kannst.

LG,
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Re: MODERATION mit PROCESS

Beitragvon Stat21 » So 18. Feb 2024, 20:07

Ergibt Sinn! Vielen Dank!
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