Abhängige Variable operationalisieren

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Abhängige Variable operationalisieren

Beitragvon DerVonNebenan » Do 23. Okt 2025, 09:01

Hallo ihr lieben Freunde der Statistik,

Edit zum Betreff - ich denke der fachlich korrekte Ausdruck im Sinne meiner Anfrage ist die Quantifizierung.

ich erstelle gerade einen Plan für die Datenanalyse meiner Masterarbeit und ich bräuchte Ratschläge bei der Quantifizierung meines Konstrukts zur Regressionsanalyse.

Das Thema ist die Organspendebereitschaft und ihre Einflussfaktoren in Deutschland; die Studie ist zwar noch im Feld aber ich tüftle schon an der Quantifizierung.

Mein zentrales, latentes Konstrukt und AV ist die Organspendebereitschaft. Diese wurde mit 4 teils unterschiedlichen Fragetypen, inspiriert vom BZgA, erfasst:

Sie besteht aus einer 4 inhaltlich getrennten Items: Eine 4-stufige Ratingskala & Drei nominal dichotome Items - ergo eine Mischung aus ordinal- und nominalskalierten Messniveaus.
Falls ich es uneindeutig erläutere, hier nochmal ein Screen aus meiner FB-Vorlage: https://ibb.co/qYbsrrfg

Meine Frage ist, wie ich die 4 Variablen möglichst sinnvoll und elegant zusammenführe, um sie für die (ggf. logistische) Regressionsanalyse tauglich zu machen.

In der Fachliteratur und Internetrecherche stoße ich immer nur auf die gleichen additiven Verfahren, die mit einheitlichen Messniveaus einen Summenscore erstellen - daher wende ich mich an euch

Die heilige KI empfiehlt mir, mittels z-standardisierung die einzelnen Items zusammenzuführen.
Die Organspendebereitschaft ergäbe sich dann aus der im Zähler stehenden Summe aller reskalierten Items, geteilt durch 4 - was einen Quotienten zwischen 0 und 1 ausspuckt.

Verliere ich dadurch nicht Informationen aus der Ratingskala, die aus 4 Ausprägungen 2 macht?
Ich möchte natürlich nicht blind der KI vertrauen, sondern lieber den Menschen :D

Sollte noch etwas unklar sein, gebe ich gerne Auskunft.

weitere Infos:
UVs sind..
Informiertheitsgrad (mittels Wissensfragen erfasst)
Betroffenheit (untersch. gewichtete Items)
2 Einstellungen zum Tod: Todesfurcht & Neutrale Todesaktezptanz (2 Itembatterien - jeweils 6-stufige-Likert-Skala - aus 'Death Attitudes Profile von Neimeyer et al. 1993)
Religiosität (10er Ratingskala)

bisherige Fallzahl: 511
angestrebte Software: R

Hypothesen:
positiver Zsh. zwischen Informiertheit & Organspendebereitschaft
positiver Zsh. zwischen Betroffenheit (Erfahrung/Nähe zur Organspende oder mit dem Tod) & Organspendebereitschaft
positiver Zsh. zwischen Neutraler Todesakzeptanz & Organspendebereitschaft
negativer Zsh. zwischen Todesfurcht & Organspendebereitschaft
kurvlinearer Zsh. zwischen Religiosität & Organspendebereitschaft
DerVonNebenan
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Re: Abhängige Variable operationalisieren

Beitragvon bele » Do 23. Okt 2025, 15:22

Darf ich vorher nochmal nachfragen: Inwiefern erwartest Du, dass Item 3 die Organspendebereitschaft misst?
Ich denke, da musst Du erstmal eine Faktorenanalyse rechnen und schauen, ob Item 3 überhaupt passt. Nach der Faktorenanalyse hat man auch einen Faktorwert und dann könntest Du diesen Faktorwert mit Informiertheit, Betroffenheit etc. in Beziehung setzen.

Alternativ ist die Kombination aus vielen Beobachtungen und wenig Items doch mal eine schöne Gelegenheit für eine IRT Analyse anstelle eines Summenscores. Da müsstest Du Dich gar nicht entscheiden bezüglich der vier Stufen von Item 1, da gäbe es dann für jede Ausprägung eine eigene Itemschwierigkeit. Wäre das denn eine denkbare Alternative fr Dich oder bist Du auf Klassische Testtheorie festgelegt?

LG,
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Re: Abhängige Variable operationalisieren

Beitragvon PonderStibbons » Do 23. Okt 2025, 18:19

Item 1, 2 und 4 jeweils einzeln als AVs analysieren (ordinale bzw. binär logistische Regression).
Biometrisch ebenso wie inhaltlich betrachtet, führt eine wie auch immer geartete Zusammenfassung
zu überflüssigen Verrenkungen.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Abhängige Variable operationalisieren

Beitragvon DerVonNebenan » Fr 24. Okt 2025, 13:19

@bele

IRT Analyse ist mir ziemlich fremd, aber ich werde die Möglichkeiten mal mit meinem Prof durchgehen. Das dritte Item war btw. auch ein Vorschlag von ihm - aus reinem Forschungsinteresse - um Differenzen zwischen der eigenen Spendenbereitschaft und der Spendenannahme zu beobachten.

PonderStibbons Vorschlag ist für mein Skillset schon bequemer da mir die log. Regression zumindest ein Begriff ist.

Danke erstmal für euren Input. Ich setze mich erstmal an die Daten und stelle ggf. Rückfragen.

Grüße,
DerVonNebenan
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Re: Abhängige Variable operationalisieren

Beitragvon bele » Fr 24. Okt 2025, 16:18

[quote="DerVonNebenan"I]RT Analyse ist mir ziemlich fremd, aber ich werde die Möglichkeiten mal mit meinem Prof durchgehen.
[...]
PonderStibbons Vorschlag ist für mein Skillset schon bequemer[/quote]

Die Frage ist, wie sehr Du mit Methodik flexen möchtest. IRT ist dann schon sehr anders, als alles, was Du bisher gelernt hast. Wenn man Dir im Studium nichts davon erzählt hat, dann dürfte PonderStibbons' Vorschlag passender sein.

Viel Erfolg,
Bernhard
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