Medizinstudent braucht Hilfe

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Medizinstudent braucht Hilfe

Beitragvon MedStud » Fr 1. Jul 2011, 15:42

Hallo liebe Statistiker!

Ich bin Medizinstudent und arbeite gerade an meiner Diplomarbeit. Dabei bin ich nun auf ein kleines Statistik-Problem gestoßen. An meiner Uni muss jede Diplomarbeit vorab von einer Ethikkommission abgesegnet werden. Dazu muss man unter anderem einen Projektplan mit geplanter statistischer Auswertung ausarbeiten.

Nun mein Problem: ich habe nur wenig Ahnung von Statistik :roll:

Eigentlich glaube ich, dass mein Fall ganz simpel ist und kein Problem für euch darstellen sollte, aber entscheidet selbst:


Titel: "Berechnung der Abdominalhöhle anhand von CT-Schnittbildern"

dh ich messe die einzelnen Bilder aus und errechne mir ein Volumen. Jeder Patient wird mit angespannter und entspannter Bauchmuskulatur vermessen.

Studiendesign: explorative Beobachtungsstudie (die Bilder existieren bereits; ich vermesse sie im Nachhinein)

n=10-15 Patienten (Berechnung ist sehr aufwendig; daher nur so wenige)

Hauptzielgröße: Bauchhöhlenvolumen entspannt (in cm3)
Nebenzielgrößen: Bauchhöhlenvolumen angespannt (in cm3); Kompressionskoeffizient (dh. wie verhält sich das Volumen bei Kontraktion der Bauchmuskulatur)

Weiters möchte ich untersuchen wie sich die Faktoren Alter, Geschlecht und BMI mit der Hauptzielgröße verhalten
zB.: Haben Männer ein größeres Volumen als Frauen?

Und jetzt zu meiner Fragen:
Kann ich bei so einer geringen Patientenzahl überhaupt etwas anderes als deskriptive Statistik (Boxplot, Histogramme oder Streuungsdiagramme) anwenden?
Ist hier eine Regressionsanalyse angebracht?
Sind bei so einer Studie Verfahren wie t-Tests notwendig bzw. zielführend? :?:

Ich hoffe sehr, dass ihr mir weiterhelfen könnt! Habe bereits versucht mich selbst ein wenig zu informieren, jedoch bisher ohne Erfolg ;)

Vielen Dank im Vorhinein!!

LG
MedStud
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Re: Medizinstudent braucht Hilfe

Beitragvon bele » Fr 1. Jul 2011, 15:56

Hallo MedStud,

wo kann man denn ein Diplom in Medizin machen? Österreich?

Nach meinem Gefühl solltest Du Deinen Betreuer fragen ob er Dir die Bilder nicht anonymisiert geben kann - für das Ausmessen anonymer Bilder wird man doch wohl kein Ethikvotum brauchen.

Ansonsten kannst Du natürlich die Abdominalvolumina von 7 Männern gegen die von 7 Frauen statistisch testen (Rangsummentest vielleicht eher als t-Test weil Du Schwierigkeiten haben dürftest die Normalverteilungsannahme begründen).

Den Zusammenhang von BMI und Abdominalvolumen könntest Du z. B. auch als Regressionsanalyse angehen.

Gruß,
Bernhard


PS: Dein Mangel an Statistikkenntnissen wird wahrscheinlich im Laufe des Projektes eher noch bedeutsamer. Vor allem wenn es an die Auswertung geht. Du solltest Dich also mit der Frage über einen Post in einem Forum hinaus beschäftigen.
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Re: Medizinstudent braucht Hilfe

Beitragvon MedStud » Fr 1. Jul 2011, 17:43

Hallo Bele!

Danke für die schnelle und kompetente Antwort :!:
In Sachen Diplomstudium hast du richtig gedacht - Ich studiere in Wien und hier ist Humanmedizin ein Diplomstudium (Dr.med.Univ.)

Zur Anonymisierung: Jede Diplomarbeit muss bei uns von einer Ethikkommission abgesegnet werden um uns einen Einblick in wissenschaftliches Arbeiten zu gewähren.

Zur Statistik: Ich bin sehr darauf bedacht mir Statistik anzueignen. Nur habe ich das Gefühl es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten und mir ist nicht ganz klar welche davon zielführend ist. Ich wollte mir auf diesem Weg die Absicherung holen um nicht in eine komplett falsche Richtung zu laufen ;)

Also du sagst

- Volumen zu BMI kann ich mit einer Regressionsanalyse untersuchen.
- Volumen zu Geschlecht mit einem Rangsummentest (Wilcoxon) weil die Zahl so gering ist

aber jetzt sind für mich noch 2 Fragen offen :oops:

- kann ich die Untersuchung Volumen zu Alter auch mit einer Regressionsanalyse machen? Bzw. würde hier auch eine Korrelation nach Spearman passen?
- und mit welchem Verfahren kann ich das Volumen entspannt mit dem Volumen angespannt untersuchen? Ist auch hier wieder der Rangsummentest die richtige Wahl?


Noch einmal vielen Dank für die Hilfe! :D

LG
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Re: Medizinstudent braucht Hilfe

Beitragvon bele » Fr 1. Jul 2011, 20:12

MedStud hat geschrieben:aber jetzt sind für mich noch 2 Fragen offen :oops:

- kann ich die Untersuchung Volumen zu Alter auch mit einer Regressionsanalyse machen? Bzw. würde hier auch eine Korrelation nach Spearman passen?


Hast Du eine Idee warum man so was untersuchen sollte? Oder versuchst Du gerade nur alles gegen alles zu testen um möglichst viele Tests zu machen? Wenn es einen Einfluss des Alters auf das Abdominalvolumen geben sollte, dann wird der sehr klein sein (z. B. weil die Menschen früher nicht so groß wurden wie heute). Sehr kleine Effekte in sehr kleinen Stichproben suchen ist keine gute Idee. Ich würde es wahrscheinlich sein lassen. Spearman ist keine gute Idee, weil Du keine Chance hast andere Einflussfaktoren zu kontrollieren: Wenn Frauen immer ein kleineres Abdominalvolumen haben als Männer und Du zufällig ein paar junge Frauen und ein paar alte Männer in Deiner Stichprobe hast, dann findest Du eine positive Korrelation die aber eigentlich mit dem Alter nichts zu tun hat sondern nur aus der zufälligen Alters-Geschlechts-Verteilung Deiner Stichprobe resultiert. Dann schon lieber eine multiple Regression - aber eigentlich würde ich es wahrscheinlich sein lassen...


und mit welchem Verfahren kann ich das Volumen entspannt mit dem Volumen angespannt untersuchen? Ist auch hier wieder der Rangsummentest die richtige Wahl?


Beachte, dass Dein Datensatz ggf. eine verbundene Stichprobe darstellt und Du also ein Verfahren für verbundene Stichproben brauchst, wenn Du unbedingt testen willst. Der Test sagt Dir aber nur, dass das Volumen im angespannten Zustand kleiner ist als im entspannten. Das ist keine besonders spannende Fragestellung sondern eigentlich banal (wenn die Muskeln den Darm quetschen wird er kleiner!). Also: Test ist möglich aber uninteressant. Wenn Du dieselben Leute zweimal hast denk an die verbundenen Stichproben.
Hier wäre eine gut deskriptive Statistik wahrscheinlich interessanter: "Um wieviel Prozent wird das Abdominalvolumen kleiner?" ist doch spannender als "wird das Abdominalvolumen kleiner?"
Ausprobieren könnte man noch "Hängt der Prozentsatz um den das Volumen kleiner wird vom BMI ab?" (Weil Fett sich besser oder schlechter komprimieren lässt.) Das könnte z. B. eine Fragestellung für eine Spearman-Korrelation werden. Oder für eine Regression. Je nachdem ob Du vor allem sagen willst wie eng der Zusammenhang ist oder ob Du eine Steigung der Regressionsgeraden angeben möchtest.

Gruß,
Bernhard
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Re: Medizinstudent braucht Hilfe

Beitragvon MedStud » Fr 1. Jul 2011, 20:28

Okay gut ich glaube jetzt hab ichs verstanden ;)
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast!

LG
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