T-Tests- Weitere Analysen

T-Tests- Weitere Analysen

Beitragvon Franco » Di 15. Aug 2023, 16:03

Hey Leute, ich schreibe meine Abschlussarbeit und habe, eine Reihe von T-Tests für unabhängige Stichproben gerechnet, weil meine Betreuerin meinte, ich hätte zu wenig gerechnet und sollte weitere Gruppenunterschiede anschauen, (hab nämlich auch wenige Fragestellungen/Hypothesen). Diese Berechnungen haben aber nicht direkt mit meinen Fragestellungen/Hypothesen zu tun.
1.Was macht man mit diesen Ergebnissen? Als Kapitel für „weitere Analysen“ packen? Das sind sicher um die 100 t-Tests.
2. Nur die signifikanten Ergebnisse für diese Nebenanalysen oder auch nicht signifikante berichten?
3. Alles Ergebnisse als Grafik oder doch alle Werte im Text angeben?
Noch eine Kleinigkeit, wo ich keine Antwort finde:
Wenn der Grenzwertsatz N>30 ist und die Varianzgleicheit beim Levene-Test gegeben ist und grafisch (nur grafisch) auch halbwegs gut ausschaut für Normalverteilung, würdet ihr einen T-Test empfehlen? Bzw. wäre das okay? Habe bisher eher nur U-Tests gerechnet, wenn Normalverteilung verletzt ist und Varianzen beim L-Test nicht gleich sind, sonst immer t-Tests.
Franco
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Re: T-Tests- Weitere Anaylsen

Beitragvon bele » Di 15. Aug 2023, 16:24

Hallo Franco,

Franco hat geschrieben:meine Betreuerin meinte, ich hätte zu wenig gerechnet und sollte weitere Gruppenunterschiede anschauen, (hab nämlich auch wenige Fragestellungen/Hypothesen). Diese Berechnungen haben aber nicht direkt mit meinen Fragestellungen/Hypothesen zu tun.


Und danach soll man dann noch Respekt vor seinen Lehrern haben. Statistik ist dazu da, Fragen zu beantworten. Sie ist kein Selbstzweck. Aber Lehrer haben nun einmal Recht.

1.Was macht man mit diesen Ergebnissen? Als Kapitel für „weitere Analysen“ packen? Das sind sicher um die 100 t-Tests.


Das Rechnen von Tests die nichts mit Deiner Fragestellung zu tun haben ist wahrscheinlich ein sinnloser Akt weshalb es auch keine sinnvolle Verwendung für die Zahlen gibt. Letztlich liegt es in der Willkür Deiner Betreuerin, ob sie mit einem Tabellenanhang zufrieden ist. Vielleicht kann man dem ja eine sinnvolle Struktur geben, beispielsweise eine platzsparende t-Test-Matrix?

2. Nur die signifikanten Ergebnisse für diese Nebenanalysen oder auch nicht signifikante berichten?


Alle. Wenn die Dame sehen will, dass Du Dir Mühe gegeben hast, dann zeig ihr, dass Du Dir Mühe gegeben hast.

3. Alles Ergebnisse als Grafik oder doch alle Werte im Text angeben?


Hundert Testergebnisse ohne Bezug zur Fragestellung? -> Tabelle!

Habe bisher eher nur U-Tests gerechnet, wenn Normalverteilung verletzt ist und Varianzen beim L-Test nicht gleich sind, sonst immer t-Tests.


Für den Aspekt der Varianzeninhomogenität gibt es ja sonst auch noch spezialisierte t-Test-Varianten namentlich den t-Test mit Welch-Korrektur oder auch Welch-Test. Es gibt Autoren die dafür plädieren, auf den Varianzhomogenitätstest zu verzichten und stattdessen immer die Welch-korrigierte Variante des t-Tests zu verwenden.

Ich befürchte, auf diese letzte Frage wirst Du eine belastbare Antwort nur bei Deiner Betreuerin finden, denn es ist gut möglich, dass sie hier starke individuelle Präferenzen hat. Noch eine Möglichkeit wäre es, immer beide Tests zu rechnen. In den allermeisten Fällen wird das gleiche dabei herauskommen und in den wenigen Fällen, wo beide einander widersprechen würde ich beiden nicht blind trauen und die konkrete Situation sehr genau analysieren. Darauf wirst Du für Deine einhundert Extra-Tests keine Lust haben.

LG,
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Re: T-Tests- Weitere Analysen

Beitragvon Franco » Mi 16. Aug 2023, 10:40

Vielen Dank für die schnelle und genaue Antwort, Bernhard!
Das mit der t-Test-Matrix ist bestimmt die beste Lösung.
Stimmt, die belastbare Antwort muss von ihr kommen, aber immerhin weiß ich, was auf mich zukommen könnte. Lust das Ganze nochmal durchzurechnen hätte daweil ich eher nicht. :)
LG
Franco
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Re: T-Tests- Weitere Analysen

Beitragvon bele » Mi 16. Aug 2023, 15:50

Hallo Franco,

Franco hat geschrieben: Lust das Ganze nochmal durchzurechnen hätte daweil ich eher nicht. :)


Das kommt auf die Werkzeuge an, mit denen Du arbeitest. Wenn ich ein R Skript habe kann ich automatisch jedes "t.test" durch ein "wilcox.test" ersetzen und binnen Minuten alles doppelt gerechnet haben. Wenn ich mich dafür jedes Mal durch die Menüs bei SPSS klicken müsste, hätte ich da keine Lust drauf. Wahrscheinlich ließe sich das auch bei SPSS irgendwie automatisieren, wenn man mit Syntax arbeitet.

Ich sage nicht, dass Du das machen sollst, aber wenn diese Frau wirklich "viel gerechnet" für ein Gütekriterium hält, ...

Ich habe mich mal sehr, sehr beliebt gemacht bei einer jungen Dame, die den Auftrag hatte, "alles mit allem" zu korrelieren und in ihrer Arbeit zu berichten. Mit der SPSS GUI die dafür vorgesehen war mutmaßlich ein Sisiphosjob -- in R eine einfache for-Schleife. Es war mir im Verlauf fast peinlich, wie oft mir gedankt wurde für etwas, das keine Arbeit war und auch keine Leistung. Ich will keinesfalls SPSS schlecht machen. Ich will Dich nur ermutigen zu prüfen, ob Du irgendwas davon automatisieren kannst (gerne auch in SPSS).

Viel Erfolg,
Bernhard
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