einfaktorielle Varianzanalyse

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einfaktorielle Varianzanalyse

Beitragvon JB1234 » Di 18. Apr 2017, 14:16

Hallo :)

Um zu herauszufinden ob einzelne Gruppen bei einer Frage mit Likert-Skale unterschiedlich ankreuzen (sich signifikant unterscheiden) habe ich eine einfaktorielle Varianzanalyse mit SPSS durchgeführt.

Nun bin ich auf folgende Probleme gestoßen:

1) Der ANOVA Test zeigt Signifikanzwerte von <0,05 zwischen den Gruppen an.
der Mehrfachvergleich (Post-Hoc-test: TAMHANE-T2) zeigt aber keine Signifikanzwerte <0,05 an.
Aus dem ersten Test hätte ich geschlossen, dass es einen signifkanten Unterschied gibt, aus dem zweiten Test allerdings genau das Gegenteil. Wie kommt es dazu? Interpretiere ich hier etwas falsch?

2) Die Likert-Skala die ich gewählt habe umfasst Werte von -3 bis 3.
Trotzdem werden mir bei den Unter- und Obergrenzen für das 95% Konfidenzintervall beim Mehrfachvergleich (TAMHANE-T2) Werte angezeigt die außerhalb von -3 bis 3 liegen. Ich habe bereits in der SPSS Datenansicht nachkontrolliert, aber es liegen keine Tippfehler vor.

3) Beim Mehrfachvergleich (TAMHANE-T2) ist die mittlere Differenz bei manchen Vergleichen relativ hoch. Trotzdem liegt der Signifikanzwert über 0,05. Umgekehrt sind die mittleren Differenzen oft relativ niedrig und der Signifikanzwert größer als 0,05.
Wie kommt es dazu?

Ich freue mich, wenn mir jemand weiterhelfen kann. Danke!
JB1234
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Re: einfaktorielle Varianzanalyse

Beitragvon PonderStibbons » Di 18. Apr 2017, 15:29

Um zu herauszufinden ob einzelne Gruppen bei einer Frage mit Likert-Skale unterschiedlich ankreuzen (sich signifikant unterscheiden) habe ich eine einfaktorielle Varianzanalyse mit SPSS durchgeführt.

Sollte es sich um 1 einzelnes Item handeln, dann ist das keine Likert-Skala.

Likert-Skalen bestehen aus mehreren Items vom Likert-Typ, deren
Antworten summiert werden. Likert-Skalen werden als intervallskaliert behandelt,
die einzelnen Items vom Likert-Typ (Items mit Likert-Antwortformat) sind
ordinal. Insofern hast Du das falsche Verfahren verwendet, Varianzanalysen
erfordern Intervallskalenniveau. Streng genommen wäre der Kruskal-Wallis
H-Test das passende Verfahren.
2) Die Likert-Skala die ich gewählt habe umfasst Werte von -3 bis 3.

Ich würde demnach vermuten, dass hier gar nichts Likert-mäßiges vorliegt?

Übrigens fehlen die stets erforderlichen Informationen wie Stichprobengröße(n)
und Zahl der Gruppen, im vorliegenden Fall auch eine genauere Beschreibung des
zu analysierenden Items.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbbons
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Re: einfaktorielle Varianzanalyse

Beitragvon PonderStibbons » Di 18. Apr 2017, 15:31

Ah, ich sehe gerade, dem Thema wurde früher schon Mühe gewidmet. Wie kommt es hier zur parametrischen Varianzanalyse?
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Re: einfaktorielle Varianzanalyse

Beitragvon JB1234 » Di 18. Apr 2017, 21:24

Danke für die rasche antwort.

noch ein paar infos: Stichprobengröße ist 500. Die Anzahl der Gruppen beträgt 9 (9 verschiedene Nationalitäten). In jeder Gruppe sind unterschiedlich viele Personen.

Was ich mit Likert-Skala gemeint habe ist wohl doch, wie du gesagt hast, ein Likert-Typ. Es ist eine Frage mit mehrenen Items bei denen jeweils eine Eigenschaft in der Wichtigkeit zu bewerten ist.
Es soll zum Beispiel bewertet werden, wie wichtig jemanden die Sauberkeit im Hotelzimmer ist.
Es gibt die Möglichkeit sich zwischen unwichtig (=-3), eher unwichtig (-2).....bis hin zu sehr wichtig (=3) zu entscheiden.

Nachdem ich nochmal in verschiedensten Büchern nachgelesen haben erschien mir die Varianzanalyse besser als der Kruskal Wallis Test geeignet zu sein, weil ich angenommen habe, dass es sich aufgrund der gleichen Abstände um eine Intervallskala handelt. Deswegen habe ich mich umentschieden.

In weitere Folge möchten ich noch auf signifikante Unterschiede mit anderen Gruppen testen. Also z.B. Vergleich von 4 Gruppen (wie zb. mit dem Flugzeug Anreisende, mit der Bahn Anreisende, mit dem Auto Anreisende, mit dem Rad Anreisende). Erscheint es sinnvoll auch hier eine einfaktorielle Varianzanalyse anzuwenden?
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Re: einfaktorielle Varianzanalyse

Beitragvon PonderStibbons » Di 18. Apr 2017, 22:44

1) Der ANOVA Test zeigt Signifikanzwerte von <0,05 zwischen den Gruppen an.
der Mehrfachvergleich (Post-Hoc-test: TAMHANE-T2) zeigt aber keine Signifikanzwerte <0,05 an.

Dann weiß man, dass Nationalität einen Einfluss hat, kann aber nicht zweifelsfrei nachweisen, welche der Gruppen sich voneinander unterscheiden Bei paarweisen Vergleichen von ganzen 9 Gruppen sind es 36 paarweise Tests, und post-hoc Tests tragen dem Rechnung, um falsch-positive Befunde zu vermeiden Das geht auf Kosten der statistischen power.
2) Die Likert-Skala die ich gewählt habe umfasst Werte von -3 bis 3.
Trotzdem werden mir bei den Unter- und Obergrenzen für das 95% Konfidenzintervall beim Mehrfachvergleich (TAMHANE-T2) Werte angezeigt die außerhalb von -3 bis 3 liegen. Ich habe bereits in der SPSS Datenansicht nachkontrolliert, aber es liegen keine Tippfehler vor.

Woher sollte die Rechnungsvorschrift für Konfidenzintervalle wissen, dass bei -3 und +3 Schluss sein soll?
3) Beim Mehrfachvergleich (TAMHANE-T2) ist die mittlere Differenz bei manchen Vergleichen relativ hoch. Trotzdem liegt der Signifikanzwert über 0,05. Umgekehrt sind die mittleren Differenzen oft relativ niedrig und der Signifikanzwert größer als 0,05.

Ob ein Mittelwertunterschied groß oder klein ist, hängt von der Streuung ab. 1 Jahr durchschnittlicher Altersunterschied zwischen zwei Kindergartengruppen ist statistisch betrachtet markanter als 2 Jahre Altersunterschied zwischen zwei Zufallsstichproben aus der Gesamtbevölkerung von 0 bis 99 Jahren. Und bei der Frage nach "Signifikanz" spielen natürlich die Größen der beteiligten Gruppen eine Rolle. Je größer die Stichprobe, desto größer die statistische power.
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