Gemischte Modelle

Alles zu (M)ANOVA, ALM...

Gemischte Modelle

Beitragvon meyeanna » Do 17. Aug 2023, 21:58

Hallo!

Ich bin gerade an der Datenauswertung meiner Masterarbeit und stolpere über folgendes Problem (bisher eher nicht viel Statistik-Erfahrung...):
Datengrundlage ist eine Gewichtsreduktionsstudie, bei der es 2 Arten der Teilnahme gibt: Langprogramm (1 Jahr) und Kurzprogramm (3 Monate). Die Leute des Langprogramms haben 4 Studienvisiten (eine am Anfang, zwei in der Mitte und eine am Ende); die des Kurzprogramms nur eine am Anfang und eine am Ende. Das heißt, ich habe mehr Daten bei Visiten 1 und 4 und weniger bei Visiten 2 und 3. Wenn ich jetzt die Veränderungen von z.B. Blutwerten im Zeitverlauf untersuchen will, würde sich ja eigentlich die ANOVA anbieten. Da die aber alle Teilnehmer mit fehlenden Werten ausschließt und dies relativ viele sind durch Drop-outs etc, bleiben von anfangs ca. 60 Probanden nur 11 übrig, bei denen alle Daten über alle Zeitpunkte vorliegen und die in die Auswertung einfließen würden. Daher dachte ich, ich mache eine gemischte Modelle Analyse...
Nun meine Fragen:
1. Ist das überhaupt der richtige Test für die Fragestellung?
2. Ist das statistisch überhaupt sinnvoll/zulässig, das so zu analysieren, wenn ja zu V1 und V4 viel mehr Probandendaten vorliegen als zu V2 und V3?

Ich hoffe, ihr versteht meine Fragen und seht mir mein Nicht-Wissen nach und könnt mir helfen :)
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Re: Gemischte Modelle

Beitragvon PonderStibbons » Do 17. Aug 2023, 22:58

Wie lautet ganz konkret die Fragestellung?

Bedeutet "nachher" bei der 3 Monats-Gruppe eine Messung nach 3 Monaten oder eine Messung nach 1 Jahr (9 Monate nach Programmende)?

Und zu welchen Zeitpunkten fanden die Zwischenmessungen der Einjahresgruppe statt?

Wie groß waren die Ausgangsgruppen, 2x30? War die Gruppenzuteilung randomisiert?

Wie hoch war der dropout jeder der beiden Gruppen nach 3 Monaten?

Worin bestand das Dreimonatsprogramm und das Einjahresprogramm, was wurde den Probanden damit jeweils zuteil?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Gemischte Modelle

Beitragvon meyeanna » Fr 18. Aug 2023, 14:00

Erstmal danke für die Antwort!
- Die Fragestellung lautet unter anderem, wie sich bestimmte Blut- und andere Parameter sich im Laufe des Abnehmprogramms verändern.

- Bei der 3-Monats-Gruppe erfolgt die zweite Messung am Ende der 3 Monate (i Vgl. dazu bei der 1-Jahres-Gruppe nach einem Jahr) --> aber beide Messungen bezeichnen das Ende der Intervention.

- Die Gruppen waren anfangs ca. 35 zu 25 Teilnehmer groß und nicht randomisiert, da die Zuteilung nach Ausgangs-BMI erfolgt.

- Der Dropout war unterschiedlich groß und zudem kamen im Laufe der Studie Tests hinzu, die es bei der ersten Studienvisite noch nicht gab. Die Probanden dürfen teilweise auch entscheiden, welche Test sie mitmachen wollen, also variiert die Anzahl der Probanden von Visite zu Visite und von Test zu Test...

- Die Programme bestehen aus verschiedenen Phasen (die demenstsprechend gleich aufgebaut, aber kürzer sind im Kurzprogramm), bei denen die Kalorienzufuhr erst stark, dann immer weniger eingeschränkt wird.

Liebe Grüße
meyeanna
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Re: Gemischte Modelle

Beitragvon PonderStibbons » Fr 18. Aug 2023, 15:07

- Die Fragestellung lautet unter anderem, wie sich bestimmte Blut- und andere Parameter sich im Laufe des Abnehmprogramms verändern.

Im Zuge welches der Programme, es sind ja hier zwei?
Was ist "im Laufe"? Innerhalb eines Vierteljahres? Von prä zu post, auch wenn der eine Zeitraum 4mal so lang ist wie der andere?
- Bei der 3-Monats-Gruppe erfolgt die zweite Messung am Ende der 3 Monate (i Vgl. dazu bei der 1-Jahres-Gruppe nach einem Jahr) --> aber beide Messungen bezeichnen das Ende der Intervention.

Und wann wurden die Zwischenmessungen bei der 1-Jahres-Gruppe durchgeführt?
- Die Gruppen waren anfangs ca. 35 zu 25 Teilnehmer groß und nicht randomisiert, da die Zuteilung nach Ausgangs-BMI erfolgt.

Da ich nicht an der Studie beteiligt war, weiß ich leider nicht, was dies konkret bedeutet.
Zuteilung durch Matching anhand BMI?
- Der Dropout war unterschiedlich groß und zudem kamen im Laufe der Studie Tests hinzu, die es bei der ersten Studienvisite noch nicht gab. Die Probanden dürfen teilweise auch entscheiden, welche Test sie mitmachen wollen, also variiert die Anzahl der Probanden von Visite zu Visite und von Test zu Test...

Und welche Verfahren zur Behandlung von Missing Data waren denn vorgesehen?
- Die Programme bestehen aus verschiedenen Phasen (die demenstsprechend gleich aufgebaut, aber kürzer sind im Kurzprogramm), bei denen die Kalorienzufuhr erst stark, dann immer weniger eingeschränkt wird.

Die ganzen Fragen drehen sich darum zu verstehen, wie die Interventionen und die Studie aufgebaut sind, um Deine (!) Frage
beantworten zu können, wie man das auswerten kann. Dass man hier als Betrachter von Außen nicht unmittelbar auf den
Gedanken kommt, die Interventionen für einen vorher-nachher-Vergleich in einen Topf zu werfen, sollte eventuell einleuchten.
Es würde Beobachtungsdauern von 1 Jahr mit Beobachtungsdauern von 3 Monaten vermischen. Auf die Frage, wie denn die
Interventionen aussehen zu antworten "die bestehen aus Phasen in denen Kalorien reduziert werden" ist erstmal nur begrenzt
aufschlussreich. Wurden de einen 3 Monate bei Wasser und Brot in den Keller gesperrt und die anderen haben ein Jahr
Weightwatchers gemacht? Haben die einen einen Merkzettel bekommen und die anderen einen täglichen Therapietermin?
Für Deine Masterarbeit musst Du das doch sowieso verständlich beschreiben.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Gemischte Modelle

Beitragvon meyeanna » Fr 18. Aug 2023, 17:33

m Zuge welches der Programme, es sind ja hier zwei?
Was ist "im Laufe"? Innerhalb eines Vierteljahres? Von prä zu post, auch wenn der eine Zeitraum 4mal so lang ist wie der andere?


Die Programme unterscheiden sich nur in der Dauer, in sonst nichts. Und ja, von prä zu post.

Und wann wurden die Zwischenmessungen bei der 1-Jahres-Gruppe durchgeführt?

Im 3. und 6. Monat. Also V1 am Anfang, V2 nach 3, V3 nach 6 und V4 nach 12 Monaten am Ende

Da ich nicht an der Studie beteiligt war, weiß ich leider nicht, was dies konkret bedeutet.
Zuteilung durch Matching anhand BMI?

Nein, das ist so: diese Abnehmprogramme werden fortlaufend, unabhängig von der Studie und der Uni, von einer anderen Institution durchgeführt. Leute mit einem hohen BMI werden dann in das Langprogramm gesteckt (weil man davon ausgeht, dass die länger zum Abnehmen brauchen) und die mit einem weniger hohen BMI in das Kurzprogramm. Wir wurden am Institut jetzt nur beauftragt, zu schauen, wie sich sämtliche Tests/Blutparameter entwickeln, sodass man eventuell an der Intervention etwas ändern kann, falls zum Beispiel extrem viel Muskelmasse abgebaut wird durch das Programm o.ä.

Die ganzen Fragen drehen sich darum zu verstehen, wie die Interventionen und die Studie aufgebaut sind, um Deine (!) Frage
beantworten zu können, wie man das auswerten kann. Dass man hier als Betrachter von Außen nicht unmittelbar auf den
Gedanken kommt, die Interventionen für einen vorher-nachher-Vergleich in einen Topf zu werfen, sollte eventuell einleuchten.
Es würde Beobachtungsdauern von 1 Jahr mit Beobachtungsdauern von 3 Monaten vermischen. Auf die Frage, wie denn die
Interventionen aussehen zu antworten "die bestehen aus Phasen in denen Kalorien reduziert werden" ist erstmal nur begrenzt
aufschlussreich. Wurden de einen 3 Monate bei Wasser und Brot in den Keller gesperrt und die anderen haben ein Jahr
Weightwatchers gemacht? Haben die einen einen Merkzettel bekommen und die anderen einen täglichen Therapietermin?
Für Deine Masterarbeit musst Du das doch sowieso verständlich beschreiben


ich weiß und ich bin auch sehr dankbar für die Antworten. Leider bin ich aber, wie schon gesagt, statistisch bisher nicht sehr bewandert und tue mein bestes. Also: beide Gruppen haben exakt die gleiche Intervention, nur mit unterschiedlicher Dauer: zunächst eine Fastenphase (800kal), die im Langprogramm 3 Monate dauert und im Kurzprogramm 6 Wochen. Dann folgt eine Umstellungsphase, in der die Kalorienzufuhr schrittweise erhöht wird (8 Wochen im LP bzw. 4 Wochen im KP) und dann die Stabilisierungsphase, in der sich wieder normal ernährt wird und versucht wird, die neu erlernten Strategien und Gewohnheiten zu verfestigen (30 Wochen im LP bzw. 6 Wochen im KP). Daneben haben die Teilnehmer psychologische Unterstützung, Ernährungsberatung und Sporteinheiten. Ich dachte nicht, dass man alle Einzelheiten der Intervention wissen muss, um meine Frage zu beantworten...

Danke
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Re: Gemischte Modelle

Beitragvon PonderStibbons » Fr 18. Aug 2023, 23:23

Warum sollen denn die beiden Interventionen gemeinsam betrachtet werden?
Es wäre doch logisch zu sagen, es unterschiedliche Leute, weil mit unterschiedlichem
Schweregrad zu Beginn; und sie werden unterschiedlich behandelt; und wegen der
unterschiedlichen Ausgangslage und der unterschiedlichen Intervention betrachtet
man eben die beiden Gruppen getrennt. Das wären dann zwei separate
Messwiederholungsanalysen. Spricht etwas sehr dagegen?

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Gemischte Modelle

Beitragvon meyeanna » So 20. Aug 2023, 16:38

Ok, ja dann mache ich es getrennt. Aber welches Verfahren nehme ich dann? Weil es wie gesagt beim Langprogramm 4 Visiten gibt und einen hohen Drop-out, gibt es viele fehlende Werte und dann bleiben z.b. für eine ANOVA nur 11 Probanden übrig, die alle Daten vollständig haben.

LG
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Re: Gemischte Modelle

Beitragvon PonderStibbons » So 20. Aug 2023, 17:46

Das kommt wiederum auf die ganz genaue Fragestellung an. Willst Du Programmeffekte bis zum Zeitpunkt
des Ausscheidens darstellen, dann machst Du einen prä-post-Vergleich, bei dem der letzte vorhandene Wert
(und sei es der Baseline-Wert) eben der post-Wert ist. Willst Du es kompletter machen, dann eíne Darstellung
über alle 4 Messzeitpunkte, fehlende Werte ersetzt durch den letzten fehlenden Wert. Zum Vergleich wäre eine
per-protocol-Analyse (mit den n=11 mit kompletten Daten) eventuell von Interesse.

Bei anderen Fragestellungen wären eventuell andere Verfahren für die Behandlung der fehlenden Daten
angezeigt, z.B. eine Schätzung (multiple imputation).

Mit freundlichen Grüßen

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