Reaktionszeiten vergleichen (Mittelwert, Median)

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Reaktionszeiten vergleichen (Mittelwert, Median)

Beitragvon marina_w » So 29. Jan 2017, 13:21

Hallo!

Ich habe einen Datensatz mit diesen Variablen:

Gruppe / mittlere Reaktionszeit Aufgabe 1 / mittlere Reaktionszeit Aufgabe 2 / median Aufgabe 1 / median Aufgabe 2

Gruppe A (n=36)
Gruppe B (n=25)

Meine Hypothese: In der Gruppe A wird Aufgabe 1 schneller beantwortet als Aufgabe 2. Gruppe B zeigt keine Unterschiede.


Nun habe ich eine Varianzanalyse mit Messwiederholung gerechnet für die Mittelwerte der Reaktionszeiten. Dabei ist nichts signifikantes rausgekommen. Da es in den Reaktionszeiten noch immer recht starke Ausreisser gab (auch nach dem alle ausserhalb von 2 Standardabweichungen pro Versuchsperson rausgefiltert worden sind), wollte ich das ganze noch mit dem Median berechnen.

Und siehe da, mit dem Median wird der Reaktionszeit-Unterschied signifikant.... Nun ist das aber nicht wirklich zulässig, oder? ANOVAS dürfen nicht auf dem Median basieren, wenn ich das recht im Kopf habe.

ich habe mir dann die Daten angesehen und bemerkt, dass laut Shapiro Test keine der 8 Verteilungen normalverteilt ist.
Gruppe A Aufgabe 1 Reaktionszeit-Mittelwert
Gruppe B Aufgabe 1 Reaktionszeit-Mittelwert
Gruppe A Aufgabe 2 Reaktionszeit-Mittelwert
Gruppe B Aufgabe 2 Reaktionszeit-Mittelwert
Gruppe A Aufgabe 1 Reaktionszeit-Median
Gruppe B Aufgabe 1 Reaktionszeit-Median
Gruppe A Aufgabe 2 Reaktionszeit-Median
Gruppe B Aufgabe 2 Reaktionszeit-Median

Das würde also bedeuten, dass ich einen non-parametrischen Test rechnen müsste. Ich habe mich für den Mann Whitney U test entschieden wobei rauskam, dass die Gruppen sich signifikant unterscheiden in einem Differenz-score (Reaktionszeit Aufgabe 1 minus Reaktionszeit Aufgabe 2), allerdings hier jetzt nur für die Mittelwerte, nicht für den Median!

Mein Frage:
Ist mein Vorgehen wie ich es beschribe legitim? Soll ich in meiner Seminararbeit die Resultate für den non-parametrischen Test aufnehmen oder doch die der ANOVA? Oder gibt es ein anderes Verfahren, das für die Beantwortung der Fragestellung besser geeignet wäre?
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Re: Reaktionszeiten vergleichen (Mittelwert, Median)

Beitragvon PonderStibbons » So 29. Jan 2017, 13:49

ANOVAS dürfen nicht auf dem Median basieren, wenn ich das recht im Kopf habe.

Woher der Messwert eines Individuums stammt, ist der Prozedur doch egal. Und bei der Aggregation intra-individueller Reaktionszeiten ist der Median (soweit ich weiß) sinnvoller als der Mittelwert, eben wegen der intra-individuellen Ausreißerwerte und der ohndies oft extrem schiefen Verteilungen.

ich habe mir dann die Daten angesehen und bemerkt, dass laut Shapiro Test keine der 8 Verteilungen normalverteilt ist.
Das würde also bedeuten, dass ich einen non-parametrischen Test rechnen müsste.

Wer erzählt Dir denn sowas? Die Stichprobe ist doch ausreichend groß, dass das keine Rolle mehr spielt.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Reaktionszeiten vergleichen (Mittelwert, Median)

Beitragvon Apollo30 » So 29. Jan 2017, 14:12

Wenn deine Reaktionszeiten nicht normalverteilt sind, in welche Richtung sind sie dann schief verteilt?
Wenn die Daten rechtsschief verteilt sind, was ich vermute, also Modus < Median < Mittelwert ist, dann könntest die deine Daten z.B. log10 transformieren und solltest danach normalverteilte Daten erhalten, welche du mit der Varianzanalyse untersuchen kannst.
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Re: Reaktionszeiten vergleichen (Mittelwert, Median)

Beitragvon marina_w » So 29. Jan 2017, 14:53

PonderStibbons hat geschrieben:
Wer erzählt Dir denn sowas? Die Stichprobe ist doch ausreichend groß, dass das keine Rolle mehr spielt.




Ich dachte Homoskedastizität und Normalverteilung müssen gegeben sein als Voraussetzungen für eine ANOVA? Dann würdest du meinen, dass es kein Problem ist, wenn ich den median der Versuchspersonen nehme auch wenn bspw. der Levine test auf Homoskedastiziät und die NV-Tests signifikant werden?
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Re: Reaktionszeiten vergleichen (Mittelwert, Median)

Beitragvon marina_w » So 29. Jan 2017, 14:55

Apollo30 hat geschrieben:Wenn deine Reaktionszeiten nicht normalverteilt sind, in welche Richtung sind sie dann schief verteilt?
Wenn die Daten rechtsschief verteilt sind, was ich vermute, also Modus < Median < Mittelwert ist, dann könntest die deine Daten z.B. log10 transformieren und solltest danach normalverteilte Daten erhalten, welche du mit der Varianzanalyse untersuchen kannst.


ich habe bereits versucht, die Mediane log10 zu transformieren, dann wird das Ergebnis aber nicht mehr signifikant. Oder meinst du, ich müsste eher die Reaktionszeiten +/- 2 Standardabweichunen transformieren?
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Re: Reaktionszeiten vergleichen (Mittelwert, Median)

Beitragvon PonderStibbons » So 29. Jan 2017, 16:51

Ich dachte Homoskedastizität und Normalverteilung müssen gegeben sein als Voraussetzungen für eine ANOVA?

Das erste bei ungleichen Stichprobengrößen, das zweite bei kleinen Stichproben.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Reaktionszeiten vergleichen (Mittelwert, Median)

Beitragvon marina_w » So 29. Jan 2017, 17:36

PonderStibbons hat geschrieben:Das erste bei ungleichen Stichprobengrößen, das zweite bei kleinen Stichproben.


Danke für deine Hilfe! Dann hab ich "nur" noch das Problem des signifikanten Levin tests...
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Re: Reaktionszeiten vergleichen (Mittelwert, Median)

Beitragvon PonderStibbons » So 29. Jan 2017, 17:52

Ob der signifikant ist oder nicht, ist weitgehend wumpe. Wichtig ist anderes, siehe https://psychologie.uni-graz.at/de/biol ... -list/faq/ FAQ#5

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Reaktionszeiten vergleichen (Mittelwert, Median)

Beitragvon marina_w » So 29. Jan 2017, 22:13

super, mein Verhältnis der n's ist grad noch unter 1.5, glück gehabt! ;) Vielen lieben Dank für die Hilfe!
marina_w
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