Hallo zusammen,
ich habe ein Problem mit meinen Auswertungsergebnissen. Es gibt in den Daten einen "augenscheinlichen" Unterschied, der einer Analyse wert scheint. Aber wo im t-Test ein signifikanter Unterschied auftritt, ist die entsprechende Interaktion in der Messwiederholungs-ANOVA weit entfernt vom Signifikanzniveau. Die Effektgröße liegt bei Cohen's d=0.37.
Das Studiendesign: Es handelt sich um ein Prä-Post-Design mit zwei Interventionsgruppen. N=139, 69 in Gruppe A, 70 in Gruppe B. Prä findet zunächst eine Aufmerksamkeitsmessung statt, Outcome sind Reaktionszeiten (RT). Dann findet ein Schmerzreiz statt, mit dem Gruppe A und B jeweils unterschiedlich umgehen sollen. Dann wird erneut eine Aufmerksamkeitsmessung durchgeführt, Outcome RT.
Aus den RT der beiden Aufmerksamkeitsmessungen wird ein Aufmerksamkeitsindex berechnet. Negative Werte bedeuten "weniger Aufmerksamkeit", positive Werte bedeuten "mehr Aufmerksamkeit". Dieser Index ist die AV in den Berechnungen.
Vergleicht man nun die Gruppen A und B hinsichtlich des Index, und die Veränderung des Index von prä nach post innerhalb den Gruppen, so stellt man fest, dass sich prä-Test Gruppe A (M=-13.51 (SD=38.7)) von Gruppe B (M=-1.26 (SD=25.8)) signifikant unterscheidet (t(134)=2.17, p=.032, Cohen’s d=0.37), im post-Test nicht mehr (Gruppe A= M=-0.71 (SD=35.8), Gruppe B= M=-0.12 (SD=27.3)). Ebenso unterscheidet sich Gruppe A von prä nach post (t(68)=-2.14, p =.036, Cohen’s d= 0.34). Innerhalb von Gruppe B zeigt sich kein signifikanter Unterschied.
Diese Rechnung ist allerdings nur eine „Vor-Rechnung“, das Herzstück der Analyse ist eigentlich eine Messwiederholungs-ANOVA mit dem Index (prä und post) als Innersubjektfaktoren, und Gruppe (A/B) als Faktor. Nun würde man (ich zumindest) nach den bisherigen Erkenntnissen erwarten, dass die Interaktion zwischen „time“ (prä/post) und „group“ (Gruppe A/B) einen signifikanten Effekt zeigt. Tut sie aber nicht: time*group (F(1,134)=2,28, p=.134). Warum?
Bonusfrage: Die ANOVA ist eigentlich komplizierter, es ist noch ein zweiter Index zum Vergleich drin (Innersubjektfaktoren sind Index 1 prä/post und Index 2 prä/post), sowie Geschlecht als weiterer Faktor zusätzlich zur Gruppe (A/B). Damit ist der signifikante Effekt endgültig vom Tisch. Time*indextype*group (F(1,132)=.39, p=.534).
Das wäre ja auch eigentlich kein großes Ding, Ergebnisse sind halt, wie sie sind. Dennoch würde das Ergebnis der t-Tests die Hypothese bestätigen, und Ergebnisse vorangegangener Studien replizieren, daher möchte ich schon sichergehen, dass ich es zu Recht verwerfe, wenn es halt so ist.
Die Hauptfragen sind: Warum unterscheiden sich t-Test und ANOVA in den Aussagen?
Ist ANOVA überhaupt geeignet, um die Frage zu beantworten, ob die Gruppen A und B sich zwischen prä und post unterscheiden, also ob eine Veränderung im Aufmerksamkeitsindex stattgefunden hat?
Ich habe so viel gelesen (über Monate) und habe das Gefühl, es wird immer komplizierter statt einfacher. Hilfe…
Die beiden Indizes (mit Index 2, siehe Bonusfrage) in der Grafik. Hmm, ich kann keine Datei anhängen... "Das Kontingent für Dateianhänge ist bereits vollständig ausgenutzt." Ich versuch es auf anderem Wege... Hier zum Bild: https://share-your-photo.com/aa7f6671a9