Seite 1 von 1

Diagnostikverfahren, Gütekriterien

BeitragVerfasst: So 31. Mai 2020, 17:14
von kopi123
Hallo ihr Lieben!

Im Rahmen der Bewertung eines Screenings zur Ermittlung sozial-emotionaler Kompetenzen habe ich eine Frage.

Und zwar bin ich über das Kritierum der Sensitivität gestolpert (wie viel % von kranken Menschen werden durch den Test wirklich als krank anerkannt).
Der Kontext: In einer Studie zeigte sich, dass 85% der Kinder, die von Psychotherapeut*innen als verhaltensauffällig diagnostiziert wurden, dass auch zuvor von pädagogischen Fachkräften durch das angewandte Screening ein Förderbedarf hinsichtlich der sozial-emotionalen Kompetenzen zugeschrieben wurde. Dass die Sensitivität im Rahmen der Validität betrachtet werden kann (misst, was es zu messen vorgibt), leuchtet mir ein. Aber könnte man die Sensitivität auch im Sinne der Objektivität eines Verfahrens interpretieren? (im Sinne von Beurteilungsübereinstimmung?)

Liebe Grüße!
Kopi

Re: Diagnostikverfahren, Gütekriterien

BeitragVerfasst: So 31. Mai 2020, 17:32
von bele
Sensitivität ist nicht Übereinstimmung. Wenn ich jedes Kind mit einer Nase im Gesicht als verhaltensauffällig screene, dann habe ich eine exzellente Sensitivität, aber eine schreckliche Spezifität. Diagnostisch macht es daher selten Sinn, Sensitivität und Spezifität getrennt voneinander zu betrachten, auch wenn manche Leute finden, dass es bei Screeningtests in erster Linie darauf ankäme, kein auffälliges Kind zu übersehen, weil ja nach dem Screening noch eine Diagnostik kommt und man sich bezüglich der Spezifität auf die Diagnostik verlassen dürfe. Als Anwender des Tests wiederum interessieren mich Sensitivität und Spezifität nur indirekt, da interessiert mich die positive und die negative Vorhersagekraft des Tests, was nochmal was anderes ist.

Bitte nicht falsch verstehen, aber wenn Du bei der Bewertung eines Testverfahrens über einen so zentralen Begriff wie die Sensitivität "stolperst", dann musst Du nochmal Hausaufgaben machen und dich über "Testgütekriterien" richtig belesen. Ohne das kannst Du kein Testverfahren bewerten.

LG,
Bernhard