STATISTIK-FORUM.de

[Nullinger]

Guten Abend.

Ich war zuletzt ein halbes Jahr im Ausland und habe anschließend ein halbes Jahr ein Praktikum gemacht und bin seit Kurzem wieder an der Uni. Fange so langsam an, die Bachelorarbeit vorzubereiten. Ich werde eine Inhaltsanalyse machen und verschiedene Spiele der WM 2014 untersuchen.

Nun habe ich mal ein grobes Codebuch erstellt, aber weiß nicht so recht weiter. Ich habe leider die wenigen statistischen Seminare verpasst, aber möchte unbedingt jetzt die Arbeit schreiben. Danach kommen doch Pretests etc.

Muss man das denn gezwungenermaßen mit SPSS oder einem andere statistischen Programm machen oder kann man das auch per Hand auswerten?

Mein Thema gefällt mir gut und ich wollte eine Inhaltsanalyse auch gerade deshalb machen, weil man dabei (angeblich!) nicht viel mit Statistik zu tun hat (wurde mir gesagt). Denkste! Aber ich will mich jetzt reinbeißen. Kann mir jemand weiterhelfen, was ich mit dem Codebuch jetzt anstellen soll?

[bele]

Guten Tag Nullinger.

Wikipedia schreibt zum Begriff Codebuch

Ein Codebuch ist ein Verzeichnis, in dem einerseits Buchstaben, Ziffern, Silben, Zahlen, Wörter oder ganze Sätze aufgelistet sind und andererseits diesen „Textfragmenten“ (Phrasen) bestimmte Zeichenkombinationen zugeordnet werden.

Codebücher wie das im Bild dienten nicht nur zur Geheimhaltung von Botschaften, sondern sie wurden in der Telegrafie auch dazu benutzt, um die Textlänge und damit die Telegramm-Gebühren zu senken.

Das habe ich extra nachgeguckt, um Deinen Post zu verstehen. Geht aber nicht, ist mir zu wirr. Da geht es mal um eine Klausur, dann um eine Bachelor-Arbeit. Dann willst Du eine Inhaltsanalyse machen ohne zu sagen wovon und es geht um Spiele einer Weltmeisterschaft. Du sagst nicht, was Du wie auswerten willst, brauchst aber eine Auskunft, ob man das von Hand machen kann.

Vielleicht erzählst Du mal ganz von vorne, ob es jetzt um eine Klausur oder eine Bachelorarbeit geht, wie die Fragestellung aussieht und auf welchem Wege Du die Fragestellung angehen willst. Wo Du vermutest, dass Statistik eine Rolle spiel und in welcher Wissenschaft Du Dich überhaupt bewegst. Kurzum, stelle mal eine Frage wie ein studierender Mensch.

LG,
Bernhard

[Nullinger]

Es geht um eine Bachelorarbeit.

Ich analysiere verschiedene TV Kommentare der Spiele der WM 2014 in Brasilien.
Ich untersuche also Dinge wie Intejektionen, Versprecher, Phrasen, Metaphern, Fehleinschätzungen (von Schiedsrichtereintscheidungen)

[bele]

Hallo,

das ist schon besser. Das war jetzt drei verständliche Sätze. Ich nehme an, Du zählst jetzt, wie häufig die von dir aufgeführten Erscheinungen in den Kommentaren auftreten und willst dann mit diesen Zahlen irgendwelche wissenschaftlichen Fragen beantworten. Ich vermute, Du willst von uns wissen, mit welchen statistischen Methoden sich diese Fragen bearbeiten ließen. Dazu wäre es wirklich hilfreich, wenn Du uns die wissenschaftlichen Fragen mitteiltest, um die es geht. Du darfst unterstellen, dass die meisten hier keine Linguisten sind und es sich deshalb nicht selbst denken können.

LG,
Bernhard

[Nullinger]

Genau richtig!

Grob gesagt geht es um die Frage: Wer hat die besseren Kommentatoren? ARD oder ZDF?

Wer schätzt die Situationen besser ein, wer drischt weniger Phrasen, wer erzeugt schönere Sprachbilder, wer beschreibt das besser, was die Kameras nicht auffangen?

Ich stehe noch ganz am Anfang und meine Befürchtungen rühren daher, dass ich mir am Montag ein paar ältere Diplom/Bachelorarbeiten zu ähnlichen Themen angesehen habe und überrascht war, dass dabei auch mit Statistik-Software gearbeitet wurde.
Für einen Laien wie mich war die Statistik aber "nur" in den Bereichen Reliabilität etc. im Fließtext erkennbar, als bestimmte Koeffizienten dargestellt wurden (ich glaube 0,8 sollte die Korrelation mindestens sein).

In den Ergebnisteilen wurden dann mit klassischen Excel-grafiken die Ergebnisse präsentiert und dann interpretiert.
Dass ich das gut hinbekomme, da bin ich mir sicher.

Sobald ich die Daten habe, läufts bei mir bestimmt, salopp gesagt.

Jetzt muss ich "nur" noch wissen, wie man an die Daten kommt (und das könnte bei meinen kaum vorhandenen Statistik-Kenntnissen sicher schwierig werden)

[bele]

Hallo!

Das hier sind brauchbare Fragen:

Wer schätzt die Situationen besser ein, wer drischt weniger Phrasen, wer erzeugt schönere Sprachbilder, wer beschreibt das besser, was die Kameras nicht auffangen?

Dazu musst Du die Phrasen auszählen, die Schönheit der Sprachbilder in Zahlen fassend und die Beschreibungsgüt von nicht-kamera-erfassten-Vorkommnissen. Dann musst Du die Werte vergleichbar machen (Phrasen pro Spielminute oder so) und kannst dann Vergleiche anstellen.

Jetzt muss ich "nur" noch wissen, wie man an die Daten kommt

Ich denke, indem man die Spiele anschaut, die Texte transkribiert und dann in den Transkripten markiert, was man als Phrase, was man als Wortbild, was man als Versprecher klassifiziert hat und das dann nachher auszählt. Daten erheben ist in der Regel der anstrengende Teil.

Ich stehe noch ganz am Anfang und meine Befürchtungen rühren daher, dass ich mir am Montag ein paar ältere Diplom/Bachelorarbeiten zu ähnlichen Themen angesehen habe und überrascht war, dass dabei auch mit Statistik-Software gearbeitet wurde.

Ich wage die Prognose, dass fehlende Statistikkenntnisse Dich mehr bremsen werden als fehlende Statistiksoftware-Kenntnisse. Beides wäre aber angebracht, wenn man eine quantitative Abschlussarbeit macht. Excel ist nicht unbedingt eine schlechte Software, aber in Sachen Statistik scheint es doch recht schnell zu einem Klotz am Bein zu werden. Schon mal versucht, mit Excel einen Boxplot mit Ausreißermarkierungen zu machen? Nicht lustig.
Kümmere Dich zügig um die Frage, welche Statistikrechnungen Du brauchst und dann solltest Du erwägen, ob eine Bachelorarbeit mit statistischer Auswertung es nicht wert sein könnte, sich in SPSS (oberflächlich) einzuarbeiten.

LG,
Bernhard

[Nullinger]

Alles klar, soweit erstmal vielen Dank!

Ich werde mich wohl auch in SPSS einarbeiten.

Aber die Fragen, die du oben beantwortest hast, lassen sich somit ja auch per Hand aufschreiben und errechnen, wenn ich das richtig verstanden habe.
Also Phrasen pro Minute etc.

[Nullinger]

Ich habe jetzt mal ein wenig SPSS ausprobiert und mit einem Youtube-Tutorial gearbeitet.

Hat soweit ganz gut geklappt, da gings um einzelne Kategorien wie Alter, Geschlecht, Beziehungsstatus (8 Möglichkeiten).

Das muss ich dann eben für Interjektionen, Phrasen etc auch machen.

Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich dafür SPSS doch gar nicht brauche? Das lässt sich doch einfach in Excel eingeben, oder nicht?

Was mir nicht so ganz klar ist: Was soll ich beim Pretest machen? Da muss ja irgendein Korrelationskoeffizient rauskommen. Das geht doch über diesen Intracoderreliabilitätstest. Aber wie funktioniert der ganz praktisch

Und brauche ich eigentlich T-Tests oder solche Dinge für eine Auswertung eines Codebuchs?

[bele]

Wie gesagt, Du musst Dir erst über die Statistik klar werden, dann ist die Software das kleinere Problem.

Zahlenkolonnen in Excel und in SPSS eingeben ist ungefähr das gleiche. Wenn Du Korrelationskoeffizienten, t-Tests und "solche Dinge" machst kommt bald der Punkt, an dem SPSS viel mehr kann als Excel. Und bei allem, was das Programm selbst kann, macht es weniger Fehler als Du beim selber machen.

Was für einen Pretest willst Du denn machen und was soll der Aussagen? Welche Werte willst Du miteinander korrellieren? Weißt Du, wofür ein t-Test da ist und welche Art von Daten er vergleicht? Es sieht so aus, als ob Du eine ganze Reihe von Zähldaten hast: Wenn die ARD-Sprecher in 10 Spielen 35 Versprecher machen, die ZDF-Sprecher in 10 Spielen aber nur 21, ist das ein signifikanter Unterschied?
Wenn Du Fragen in dieser Art beantworten willst hilft Dir ein t-Test nicht weiter. Da musst Du Dich mit den verschiedenen Formen von -Tests (Chi-Quadrat-Tests) beschäftigen. Keine Sorge, auch das kann man bei Youtube (statt in der Uni) lernen. Wir hatten für sowas damals auch Bücher.

LG,
Bernhard

[Nullinger]

Wenn die ARD-Sprecher in 10 Spielen 35 Versprecher machen, die ZDF-Sprecher in 10 Spielen aber nur 21, ist das ein signifikanter Unterschied?
Wenn Du Fragen in dieser Art beantworten willst hilft Dir ein t-Test nicht weiter. Da musst Du Dich mit den verschiedenen Formen von -Tests (Chi-Quadrat-Tests) beschäftigen. Keine Sorge, auch das kann man bei Youtube (statt in der Uni) lernen. Wir hatten für sowas damals auch Bücher.

LG,
Bernhard

Alles klar. Ich habe mir nur letztens ein Bachelorarbeiten durchgelesen an meiner Fakultät (waren dann auch nicht unbedingt Top-Noten), da kam tatsächlich etwas ähnliches mit 33 Versprechern und 20 Versprechern. Und der Autor schrieb dann ohne Beweis, dass das ein deutlicher Unterschied ist. Ohne Angabe von Tests.
Mein Ziel ist sowieso keine super Note, deshalb würde ich sowas am liebsten mit "gesundem Menschenverstand" analysieren.