Zusammenhangshypothese testen

Fragen, die sich auf kein spezielles Verfahren beziehen.

Zusammenhangshypothese testen

Beitragvon MarieS25 » Do 25. Mai 2023, 13:04

Hallo,

ich habe leider nochmal eine Frage wegen meiner Masterarbeit und habe die Vermutung, dass ich einfach auf dem Schlauch stehe und es eigentlich gar nicht so schwer sein kann, wie ich es mir vorstelle.

Ich habe einen online Fragebogen erstellt (und eine Stichprobe von etwa 300 Personen erreicht) und möchte nun folgende Hypothese testen:

H7: Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der konzeptionellen Verankerung des Bereiches Essen und Ernährungsbildung und der Ermöglichung von Beteiligung der Kinder im Bereich Essen und Essensgestaltung.

Die konzeptionelle Verankerung wurde im Fragebogen mit einer einfachen (Ja/Nein) Frage gestellt.

Die Beteiligung der Kinder im Bereich Essen und Essensgestaltung wurde durch verschiedene Items auf einer 5 stufigen Ratingskala (täglich, ein bis mehrmals pro Woche, ein bis mehrmals pro Monat, seltener, nie) abgefragt.

Alleine hier bin ich leider schon verwirrt.. mein Gedanke war, dass diese Items als Indikatoren für das Konstrukt "Beteiligung" zusammengefasst werden. Das wäre dann eine Likert-Skala oder? Ich habe bereits hier im Forum die Beiträge zu Likert Skalen durchgelesen aber leider immer noch nicht ganz verstanden.

Sollte ich die Indikatoren dann zu der Skala "Beteiligung" zusammenfassen, werden die Werte doch summiert und ich bekäme quasi einen Wert des Ausmaßes der Beteiligung heraus, richtig?

Wenn ich dann den Zusammenhang zwischen der konzeptionellen Verankerung und dieser Beteiligung überprüfen möchte (Gedanke: Wenn es in der Konzeption verankert ist, dann wird den Kindern mehr Beteiligung ermöglicht), wie kann ich dann vorgehen? Denn die konzeptionelle Verankerung weißt ja lediglich ein nominales Skalenniveau auf.

Ich habe auch schon überlegt stattdessen eine Unterschiedshypothese zu formulieren, dass es eben einen Unterschied in der Ermöglichung von der Beteiligung bei den Gruppen (Ja Konzeption und Nein Konzeption gibt) aber dann habe ich ja nicht den Zusammenhang zwischen der Konzeption und der Ermöglichung von Beteiligung untersucht?

Ich hoffe ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt und würde mich sehr freuen, wenn mir jemand weiterhelfen könnte :)

Viele Grüße,
Marie
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Re: Zusammenhangshypothese testen

Beitragvon PonderStibbons » Do 25. Mai 2023, 13:36

Die Beteiligung der Kinder im Bereich Essen und Essensgestaltung wurde durch verschiedene Items auf einer 5 stufigen Ratingskala (täglich, ein bis mehrmals pro Woche, ein bis mehrmals pro Monat, seltener, nie) abgefragt.

Alleine hier bin ich leider schon verwirrt.. mein Gedanke war, dass diese Items als Indikatoren für das Konstrukt "Beteiligung" zusammengefasst werden. Das wäre dann eine Likert-Skala oder?

Nein. Deine Messung hat nicht mit Likert zu tun. Siehe schon allein hier und natürlich hier.
Sollte ich die Indikatoren dann zu der Skala "Beteiligung" zusammenfassen, werden die Werte doch summiert und ich bekäme quasi einen Wert des Ausmaßes der Beteiligung heraus, richtig?

Solche Skalen wie Deine Antwortskala kann man nicht addieren. Es ergibt in gewissem Maße Sinn,
"Zustimmungsgrad 2" und "Zustimmungsgrad 4" zu summieren. Es ergibt demgegenüber keinen Sinn,
"täglich" und "ein bis mehrmals pro Monat" usw. summieren zu wollen.
Wenn ich dann den Zusammenhang zwischen der konzeptionellen Verankerung und dieser Beteiligung überprüfen möchte (Gedanke: Wenn es in der Konzeption verankert ist, dann wird den Kindern mehr Beteiligung ermöglicht), wie kann ich dann vorgehen? Denn die konzeptionelle Verankerung weißt ja lediglich ein nominales Skalenniveau auf.

Man könnte es mit einer Spearman-Rangkorrelation probieren. Oder mit Deinem eigenen Vorschlag:
Ich habe auch schon überlegt stattdessen eine Unterschiedshypothese zu formulieren, dass es eben einen Unterschied in der Ermöglichung von der Beteiligung bei den Gruppen (Ja Konzeption und Nein Konzeption gibt) aber dann habe ich ja nicht den Zusammenhang zwischen der Konzeption und der Ermöglichung von Beteiligung untersucht?

Das ist ein gut möglicher Weg. Wenn es einen Zusammenhang zwischen Konzept und Beteiligung gibt,
dann dann äußert sich das darin, dass sich Menschen mit Konzept: Ja" von Menschen mit "Konzept: Nein"
hinsichtlich Beteiligung unterscheiden. Es gibt da keinen grundlegenden Unterschied.

Sollen übrigens die "Beteiligungs"-Items für jede Person unbedingt zusammengefasst werden so gibt
es mehrere Optionen. Zum Beispiel für jede Person den individuellen Median über diese Items
auszurechnen und diesen als abhängige Variable zu benutzen; oder durchzuzählen, wie viele der
"Beteiligungs-Items" bei einer Person über einem interessierenden Grenzwert lagen ("bei 3 Items
wurde mindestens 'einmal bis mehrmals pro Woche' oder mehr als Antwort angegeben"), und dies
als abhängige Variable zu benutzen.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Zusammenhangshypothese testen

Beitragvon MarieS25 » Do 25. Mai 2023, 14:03

Zunächst erstmal Danke für die schnelle und ausführliche Antwort.. ich habe allerdings direkt noch ein paar Nachfragen, ich hoffe das ist ok :)

Nein. Deine Messung hat nicht mit Likert zu tun. Siehe schon allein hier und natürlich hier.


Diese Artikel meinte ich, ich habe trotzdem nicht verstanden warum dies dann nicht als Likert-Skala zählen kann? Weil ich nicht nach Zustimmung, sondern nach Häufigkeiten frage?

Solche Skalen wie Deine Antwortskala kann man nicht addieren. Es ergibt in gewissem Maße Sinn,
"Zustimmungsgrad 2" und "Zustimmungsgrad 4" zu summieren. Es ergibt demgegenüber keinen Sinn,
"täglich" und "ein bis mehrmals pro Monat" usw. summieren zu wollen.


Mein Gedanke dahinter war, dass ich das Ausmaß an Beteiligung messen kann. Also mehr oder weniger Beteiligung.. wenn eine Person jetzt also bspw. 5 mal täglich angibt ist das Ausmaß höher als dort, wo eine Person nur 3 mal täglich und 2 mal nie angibt. Oder verdreht mein Kopf da etwas?

Man könnte es mit einer Spearman-Rangkorrelation probieren


Aber ich dachte Spearman-Rangkorrelation darf nur bei einem ordinalen Messniveau angewendet werden, und das hätte ich ja bei der konzeptionellen Verankerung mit (ja/nein) gar nicht..

Sollen übrigens die "Beteiligungs"-Items für jede Person unbedingt zusammengefasst werden so gibt
es mehrere Optionen. Zum Beispiel für jede Person den individuellen Median über diese Items
auszurechnen und diesen als abhängige Variable zu benutzen


Ich sehe gar keine andere Option als diese zusammenzufassen, denn Beteiligung ist ja zunächst ein Konstrukt, dass gemessen werden wird anhand der verschiedenen Items also Indikatoren? Beteiligung habe ich ja nicht einfach so im Fragebogen abgefragt sondern die verschiedenen Möglichkeiten die es zu Beteiligung gibt bzw. die Beteiligung ausmachen..

oder durchzuzählen, wie viele der
"Beteiligungs-Items" bei einer Person über einem interessierenden Grenzwert lagen ("bei 3 Items
wurde mindestens 'einmal bis mehrmals pro Woche' oder mehr als Antwort angegeben"), und dies
als abhängige Variable zu benutzen.


Das klingt total logisch. Aber wie mache ich das?

Tut mir total Leid, dass ich so viele Nachfragen stelle, aber ich habe sowas noch nie gemacht..

Liebe Grüße, Marie :)
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Re: Zusammenhangshypothese testen

Beitragvon bele » Do 25. Mai 2023, 14:34

Ganz kurze Bemerkung dazu:
MarieS25 hat geschrieben:Aber ich dachte Spearman-Rangkorrelation darf nur bei einem ordinalen Messniveau angewendet werden, und das hätte ich ja bei der konzeptionellen Verankerung mit (ja/nein) gar nicht.


Binäre Variablen sind ein Spezialfall: "Ja" ist mehr Verankerung als "Nein", so gesehen kann man jede binäre Variable auch als ordinale betrachten: "Licht an" ist mehr Licht als "Licht aus" und "Frau" ist weiblicher als "Mann" und so weiter. WEnn Du eine präzisere Erläuterung brauchst: Der Spezialfall der Punkt-Biserialen-Korrelation ist ein Beispiel, wo "ja/nein" sogar anstelle einer metrischen Variable in die Rechenformel einer Pearson-Korrelation eingesetzt wird. Deine Spearman-Korrelation ist ja auch nur eine Pearson-Korrelation nach Rangtransformation.
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Re: Zusammenhangshypothese testen

Beitragvon MarieS25 » Do 25. Mai 2023, 14:43

bele hat geschrieben:Ganz kurze Bemerkung dazu:
MarieS25 hat geschrieben:Aber ich dachte Spearman-Rangkorrelation darf nur bei einem ordinalen Messniveau angewendet werden, und das hätte ich ja bei der konzeptionellen Verankerung mit (ja/nein) gar nicht.


Binäre Variablen sind ein Spezialfall: "Ja" ist mehr Verankerung als "Nein", so gesehen kann man jede binäre Variable auch als ordinale betrachten: "Licht an" ist mehr Licht als "Licht aus" und "Frau" ist weiblicher als "Mann" und so weiter. WEnn Du eine präzisere Erläuterung brauchst: Der Spezialfall der Punkt-Biserialen-Korrelation ist ein Beispiel, wo "ja/nein" sogar anstelle einer metrischen Variable in die Rechenformel einer Pearson-Korrelation eingesetzt wird. Deine Spearman-Korrelation ist ja auch nur eine Pearson-Korrelation nach Rangtransformation.
LG, Bernhard



Danke, über die Punkt-biserale-Korrelation hatte ich auch schon gelesen, aber dann stehe ich ja immer noch vor dem Problem, wie ich das Konstrukt der Beteiligung messen kann, wenn ich scheinbar so wie ich es gemacht habe keine Skala aus den Indikatoren bilden kann..
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Re: Zusammenhangshypothese testen

Beitragvon PonderStibbons » Fr 26. Mai 2023, 09:50

oder durchzuzählen, wie viele der
"Beteiligungs-Items" bei einer Person über einem interessierenden Grenzwert lagen ("bei 3 Items
wurde mindestens 'einmal bis mehrmals pro Woche' oder mehr als Antwort angegeben"), und dies
als abhängige Variable zu benutzen.


Das klingt total logisch. Aber wie mache ich das?

Ich verstehe die Frag leider nicht auf Anhieb. Du fragst, wie man durchzählt, bei wie vielen von
k Item-Antworten einer Person die Antwort oberhalb eines bestimmten Grenzwertes lag?
Oder meinst Du etwas anderes?

Du kannst auch wie gesagt den intra-individuellen Median der Itemantworten nehmen und als
abhängige Variable zwischen den Gruppen mit dem U-Test vergleichen.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Zusammenhangshypothese testen

Beitragvon MarieS25 » Fr 26. Mai 2023, 15:28

Du kannst auch wie gesagt den intra-individuellen Median der Itemantworten nehmen und als
abhängige Variable zwischen den Gruppen mit dem U-Test vergleichen.
[code][/code]

Wenn ich aber doch den intra-individuellen Median der Itemantworten nehme, dann habe ich doch eigentlich eine Skala gebildet?

Ich habe das so verstanden, dass ich eine Skala bilden muss, wenn ich ein Merkmal nicht über einen einzigen Indikator messen kann? Oder ist das dann ein Index? Ich bin in dieser Hinsicht total verwirrt. Ich habe mehrere Indikatoren, die die Ausprägung eines Merkmals messen sollen.
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Re: Zusammenhangshypothese testen

Beitragvon PonderStibbons » Fr 26. Mai 2023, 19:15

Wenn ich aber doch den intra-individuellen Median der Itemantworten nehme, dann habe ich doch eigentlich eine Skala gebildet?

Wäre analog zu einem Mittelwert bei intervallskalierten Items. Nur weiß ich nicht,
ob der Median über die k Items das repräsentiert, was Du messen möchtest.

Mit freundlichen Grüßen

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