Aussagekraft des Korrelationskoeffizienten bei besonderem X

Bivariate Korrelation, partielle Korrelation und Rangkorrelation.

Aussagekraft des Korrelationskoeffizienten bei besonderem X

Beitragvon Hakuna-Matata » Mi 5. Nov 2014, 01:11

Hallo zusammen,

herzlichen Dank für die Aufnahme. Ich erhoffe mir, zu späterem Zeitpunkt selbst Ratschläge an die Mitglieder geben zu können - Für heute habe ich eine Frage, bei der mir vielleicht jemand helfen kann.


Worum geht es?

Derzeit bereite ich meine Bachelorarbeit vor; Ohne Euch mit Details zu bombarierden, geht es im Großen und Ganzen um Folgendes: Ich untersuche den Einfluss von Personaldiversifikationen (X) auf die Aktienrendite (Y) mehrere Unternehmen. Dabei habe ich zunächst Daten erhoben, die Aktienrenditen ließen sich problemlos jeweils zu jedem ersten Handelstag des Monats berechnen.
Für die Diversifikation habe mithilfe der einschlägigen Literatur Kriterien für eine optimale Diversifikation erarbeitet. Ist ein Unternehmen demnach zu einem bestimmten Zeitpunkt bestmöglich diversifiziert, so erhielt es zu diesem Zeitpunkt den Wert 1. Je schlechter es zu einem Zeitpunkt diversifiziert war, desto kleiner wurde der Wert. Das theoretische Minimum wäre 0. (Anmerkung: Die Werte, um den Grad der Diversifikation zu quantifizieren, wurden nicht subjektiv von mir vergeben, sondern anhand entwickelter Modelle, Formeln und Regeln bestimmt).

Es ergeben sich also für mehrere Unternehmen zwei Matrizen: Zum einen X, nämlich die Aktienrendite in %, auf monatlicher Basis. Zum anderen für jedes Unternehmen ein monaticher Wert, der den Grad einer bestimmten Diversifikation darstellt. In meinen Augen sind also beide Merkmale intervall-skaliert. Um den Zusammenhang der beiden Variablen zu bestimmen, habe ich den Korrelationkoeffizienten nach Bravais Pearson bemüht. Das Ergebnis schien mir plausibel und entsprach im Wesentlichen meinen Erwartungen.


Wo liegt das Problem?

Folgende Thematik drängt sich mir mehr und mehr auf:
Die Werte X (Grad der Diversifikation) schwanken zwischen 0 und 1, wobei ein Wert in aller Regel über mehrere Monate stagniert, da nur ein kleiner Mitarbeiterkreis im Unternehmen beobachtet wird. Änderungen gibt es also nur bei Ein-/Austritt eines Mitarbeiters. Während X also stagniert, verändert sich Y (Aktienrendite) monatlich. Mal ist sie positiv, mal ist sie negativ.
Nun: Ein hoher X-Wert (Diversifikation) stagniert, sagen wir, bei 0,8. Y, also die Aktienrendite, steigt in diesem Zeitraum. Die Veränderung zwischen den X-Werten ist also 0, obwohl Y steigt. Das Unternehmen wird also vom Korrelationskoeffizienten nicht für gute Diversifikation belohnt. Ebenso könnte X bei 0,3 stagnieren, die Veränderung zwischen den Werten wäre ebenfalls 0. Würde Y im selben Zeitraum fallen, so würde dies der Korrelationskoeffizient dennoch nicht erkennen. (Oder?)
Weil es in der tat etwas kompliziert ist, hier das Problem nochmal anhand des Extremfalls:

X Y
0,5 2%
1,0 5%
1,0 6%
1,0 5%
1,0 7%

X steigt von 0,5 auf 1. Im Idealfall folgt auf die verbesserte Diversifikation eine höhere Aktienrendite. Der Korrelationskoeffizient wird diesen Zusammenhang jedoch nicht erkennen, da X bei 1 stagniert, Y jedoch steigt.


Was ist jetzt die Frage?

Wer bis hierhin gelesen hat - Chapeau! Und vielen Dank, ich weiß es wirklich zu schätzen!

Habe ich einen Denkfehler?
Mache ich einen Fehler, indem ich X zwischen 0 und 1 ansetze?
"Erkennt" der Korrelationsfaktor dennoch den Zusammenhang korrekt, oder wird er durch längere Zeit stagnierende X-Werte verfälscht?

Ich bin sehr gespannt auf die Antworten.. Wenn sich diesem einer annimmt - Ich weiß, wie viel Arbeit und Zeit es braucht, sich in dieses Thema hineinzufuchsen.

Danke Euch!
Gruß,
Sebastian
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Re: Aussagekraft des Korrelationskoeffizienten bei besondere

Beitragvon strukturmarionette » Mi 5. Nov 2014, 01:39

Hi,

Was bedeutet Personaldiversifikation in diesem Zusammehang?

Ich untersuche den Einfluss von Personaldiversifikationen (X) auf die Aktienrendite (Y)


Gruß
S.
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Re: Aussagekraft des Korrelationskoeffizienten bei besondere

Beitragvon Hakuna-Matata » Mi 5. Nov 2014, 01:45

Hi S.,

danke schonmal für deine Antwort!
Konkret geht es um verschiedene Faktoren. Einer, bei dem der Korrelationskoeffizient nach B.P. herangezogen wird, ist z.B. die Diversifikation nach beruflichem Hintergrund. Untersucht wird eine festgelegte Zielgruppe in den Unternehmen. Aus je mehr verschiedenen "Bereichen" die Personen kommen, desto höher X. (z.B. Jurist, Kaufmann und Ingenieur)
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Re: Aussagekraft des Korrelationskoeffizienten bei besondere

Beitragvon strukturmarionette » Mi 5. Nov 2014, 02:36

Hi,,

Ich untersuche den Einfluss von Personaldiversifikationen (X) auf die Aktienrendite (Y) mehrere Unternehmen.


Gut. Dir liegen demanch zwei Variablen vor, wobei die AV im Zeitablauf variiert, die UV aber als eine Konstante betrachtet werden kann.
Es könnte somit sein, dass Du Dir eine vielleicht ungeeignete Einflussvariable für die Bestimmung von Aktienrenditen ausgesucht hast.

Oder geht es Dir um einen Vergleich von Unternehmen (die sich in ihrem Personaldiversifikationsindex unterscheiden)?

Gruß
S.
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Re: Aussagekraft des Korrelationskoeffizienten bei besondere

Beitragvon PonderStibbons » Mi 5. Nov 2014, 10:07

"Erkennt" der Korrelationsfaktor dennoch den Zusammenhang korrekt, oder wird er durch längere Zeit stagnierende X-Werte verfälscht?

Der Korrelationskoeffizient bildet für den Betrachtungszeitraum
ab, ob Veränderungen im Diversifikationsgrad assoziiert sind mit
Änderungen bei der Rendite. Stagnierende X-Werte bei sich
verändernder Rendite verfälschen nicht den Koeffizienten,
sondern der Koeffizient bildet korrekt ab, dass zeitweise
die Rendite sich verändert, obwohl die Diversifikation sich
nicht ändert, also über den gesamten Betrachtungszeitraum
ein geringer oder gar kein Zusammenhang besteht.

Die Forschungsfrage und was Du eigentlich analysieren willst,
hast Du leider nicht beschrieben, wesewegen weiter eigentlich
nicht viel dazu zu sagen ist.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Aussagekraft des Korrelationskoeffizienten bei besondere

Beitragvon Hakuna-Matata » Do 6. Nov 2014, 00:27

Liebe Strukturmarionette, lieber PonderStibbons,
danke für Eure Antworten.
Weil ich Eure Mühen schätze, möchte ich gerne jedem einzeln antworten:

@Strukturmarionette,
Genau genommen variieren beide Variablen. Die eine (AV) jedoch zu jedem Zeitpunkt t, die andere bleibt länger konstant. Es gibt Fälle, da ändert sich UV ebenfalls von einem t auf das andere, dann bleibt es wieder über mehrere Monate hinweg konstant.
strukturmarionette hat geschrieben:Es könnte somit sein, dass Du Dir eine vielleicht ungeeignete Einflussvariable für die Bestimmung von Aktienrenditen ausgesucht hast.

Kannst du diesen Satz in anderen Worten für mich erklären?

Es geht mir nicht primär um einen Vergleich zwischen den Unternehmen, sondern um die Frage, ob ÜBERHAUPT eine Korrelation zwischen den beiden Faktoren (Diversifikation und Aktienrendite) besteht. Dass dabei ein Unternehmen am Ende eine bessere Korrelation aufzeigt als andere, ist für mich nur am Rande spannend.


@PonderStibbons,
Wie ich gerade oben schon schrieb: Es geht in meiner Arbeit um die Frage, ob zwischen Diversifikation und Aktienrendite ein Zusammenhang besteht.
Während sich der Wert der Diversifikation nur gelegentlich ändert, variiert die Aktienrendite von Zeitpunkt zu Zeitpunkt. Mein Problem ist nun, dass die Quantifizierung der Diversifikation bei 5 ihr Maximum erreicht, die Aktienrendite jedoch nach oben theoretisch unendlich ist.
Vielen Dank auf jeden Fall auch für deine Antwort, ich weiß es wirkich zu schätzen!
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Re: Aussagekraft des Korrelationskoeffizienten bei besondere

Beitragvon PonderStibbons » Do 6. Nov 2014, 15:27

Wie ich gerade oben schon schrieb: Es geht in meiner Arbeit um die Frage, ob zwischen Diversifikation und Aktienrendite ein Zusammenhang besteht.

Man könnte die Differenz zwischen der durchschnittlichen
Rendite vor und nach der Diversifikation korrelieren mit
dem Ausmaß der Diversifikation. Auf welchen Zeitraum
vorher/nachher an sich bezieht, wäre zu überlegen.

Vielleicht gibt es auch im Bereich Zeitreihenanalyse etwas
Geeignetes, um den möglichen Einfluss eines Ereignisses auf
den langfristig betrachteten Verlauf der Rendite zu analysieren,
allerdings ist das nicht mein Feld.

Mit freundlichen Grüßen

P.
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Re: Aussagekraft des Korrelationskoeffizienten bei besondere

Beitragvon Hakuna-Matata » Do 13. Nov 2014, 16:53

Hallo,

damit dieser Threat nicht im Nirvana endet, möchte ich ihn kurz mit meinem Lösungsansatz abschließen:

Ich habe mich entschlossen, den "Fehler" zu akzeptieren, sofern überhaupt einer vorliegt. Schließlich sind die Variablen korrekt aufbereitet, das Ergebnis hat also eine gewisse Aussagekraft. Um das Problem mit den konstanten Diversifikatoren zu umgehen, berechne ich die Rendite zwischen den Zeitpunkten, an denen sich Veränderungen im Diversifikator ergeben. Somir verringert sich zwar mein Datenumfang, dafür sind nun beide Werte komplett variabel und bleiben nicht über einen längeren Zeitraum konstant.

Interessant wird vor Allem das Ergebnis beider Ansätze und der Vergleich zwischen den Korrelationskoeffizienten.

Ich danke Euch auf jeden Fall für Eure Hilfe!
Hakuna-Matata
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