Mann-Whitney-Test Interpretation

Mann-Whitney-Test Interpretation

Beitragvon dema19 » Sa 12. Jun 2021, 20:13

Hallo,

ich bin gerade dabei meine Umfrage auszuwerten, allerdings tu ich mir gerade sehr schwer bei der Interpretation der Ergebnisse.

Folgendes möchte ich testen:

Ich habe drei Gruppen, drei verschiedene UI Elemente in einer Applikation gezeigt. Die Reihenfolge, in der ich die UI Elemente angezeigt habe war randomisiert. Meine Frage dazu war ob die Teilnehmer das eingeblendete UI Element als störend empfanden auf einer Likert Skala von 1 = Stimme gar nicht zu - 7 = Stimme voll zu und 0 = Keine Antwort

Durch einen Kruskal Wallis Test habe ich einen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen herausbekommen und bin gerade dabei, diese paarweise zu testen um herauszufinden wo der Unterschied genau liegt.

Dafür habe ich den Mann-Whitney-Test genutzt um zwei Gruppen miteinander zu vergleichen:

1. Gruppe: N = 57, Mittlerer Rang = 63.62, Rangsumme = 3626.50
2. Gruppe: N = 57, Mittlerer Rang = 51.38, Rangsumme = 2928.50

Asymp. Sig. (2-seitig) = .033

Jetzt sehe ich hier, dass es wieder einen signifikanten Unterschied gibt, den ich berichten würde.

Meine Frage ist nun, ob es überhaupt möglich eine Aussage zu treffen, welche der beiden Gruppen das UI Element als weniger störend empfand? Rein von den Zahlen her wäre das für mich die 1. Gruppe aber ich weiß nicht ob ich das einfach so berichten kann oder berichtet man einfach nur "es gab einen signifikanten Unterschied" (natürlich dann nach APA formuliert)

Ich bin für jede Hilfe dankbar! :)

VG
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Re: Mann-Whitney-Test Interpretation

Beitragvon bele » Sa 12. Jun 2021, 22:26

Hallo Dema,


dema19 hat geschrieben:Meine Frage dazu war ob die Teilnehmer das eingeblendete UI Element als störend empfanden auf einer Likert Skala von 1 = Stimme gar nicht zu - 7 = Stimme voll zu und 0 = Keine Antwort


Ich würde das nicht Likert-Skala nennen, wie hier ausgeführt: nutzung-des-forums-f44/likertskalen-und-anderes-t9192.html
Viel wichtiger: Du musst vor jeder weiteren Auswertung die "0 = Keine Antwort"-Werte herausnehmen, denn keine Antwort ist ja keine Steigerung von "Stimme gar nicht zu".

Dafür habe ich den Mann-Whitney-Test genutzt um zwei Gruppen miteinander zu vergleichen:

1. Gruppe: N = 57, Mittlerer Rang = 63.62, Rangsumme = 3626.50
2. Gruppe: N = 57, Mittlerer Rang = 51.38, Rangsumme = 2928.50


Welche Gruppe das UI Element weniger störend fand lässt sich an den Rangsummen ablesen. Persönlich kann ich mir immer nicht merken, wie rum das jetzt ist und deshalb wende ich folgenden Trick an: Ich rechne "inoffiziell" nochmal den Test mit gerichteter Hypothese und weiß dann Bescheid. Wir Dir der Blick auf die Zahlen genügt, dann ist das auch gut.


Beim beidseitigen t-Test würdest Du ja auch nicht sagen "Irgendeine Gruppe hat den niedrigeren Mittelwert", sondern Du würdest schauen, welche Gruppe den niedrigeren Mittelwert hat. Genauso kannst Du es hier mit den Rangsummen auch machen.

LG,
Bernhard
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Re: Mann-Whitney-Test Interpretation

Beitragvon dema19 » Sa 12. Jun 2021, 22:52

Ich würde das nicht Likert-Skala nennen, wie hier ausgeführt: nutzung-des-forums-f44/likertskalen-und-anderes-t9192.html


Ich werde mir das mal durchlesen. Vielen Dank!

Viel wichtiger: Du musst vor jeder weiteren Auswertung die "0 = Keine Antwort"-Werte herausnehmen, denn keine Antwort ist ja keine Steigerung von "Stimme gar nicht zu".


Reicht es dann, nur den einen Wert herauszunehmen oder müsste ich den Teilnehmer komplett rausnehmen aus der Auswertung? Ich habe dann ja die Situation, dass die Gruppen von der Größe N nicht mehr gleich sind wenn ich die Daten teste. Oder ist das nicht schlimm?

Welche Gruppe das UI Element weniger störend fand lässt sich an den Rangsummen ablesen. Persönlich kann ich mir immer nicht merken, wie rum das jetzt ist und deshalb wende ich folgenden Trick an: Ich rechne "inoffiziell" nochmal den Test mit gerichteter Hypothese und weiß dann Bescheid. Wir Dir der Blick auf die Zahlen genügt, dann ist das auch gut.

Beim beidseitigen t-Test würdest Du ja auch nicht sagen "Irgendeine Gruppe hat den niedrigeren Mittelwert", sondern Du würdest schauen, welche Gruppe den niedrigeren Mittelwert hat. Genauso kannst Du es hier mit den Rangsummen auch machen.


Okay, das heißt konkret in diesem Fall, die Gruppe mit der höheren Rangsumme bewertet es als weniger störend - so wie ich bereits vermutet habe :)

Vielen Dank für Deine Hilfe! Das hat mir sehr geholfen!

VG
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Re: Mann-Whitney-Test Interpretation

Beitragvon bele » So 13. Jun 2021, 10:12

Hallo dema,

dema19 hat geschrieben:Ich würde das nicht Likert-Skala nennen, wie hier ausgeführt: nutzung-des-forums-f44/likertskalen-und-anderes-t9192.html


Ich werde mir das mal durchlesen. Vielen Dank!


Der Begriff Skala hat halt in der Psychometrie eine etwas andere Bedeutung als sonst.

Viel wichtiger: Du musst vor jeder weiteren Auswertung die "0 = Keine Antwort"-Werte herausnehmen, denn keine Antwort ist ja keine Steigerung von "Stimme gar nicht zu".


Reicht es dann, nur den einen Wert herauszunehmen oder müsste ich den Teilnehmer komplett rausnehmen aus der Auswertung?


Ich bin nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe. Bislang war die Auswertung die Auswertung dieses Items. Wenn Du für dieses Item keine Antwort bekommen hast, dann kannst Du auch keine Antwort auswerten. Du musst für dieses Item entweder den Teilnehmer aus der Auswertung dieses Items raus nehmen oder Dir einen geschickten Weg der Imputation ausdenken.

Ich habe dann ja die Situation, dass die Gruppen von der Größe N nicht mehr gleich sind wenn ich die Daten teste. Oder ist das nicht schlimm?


Der Rangsummentest kann auch unterschiedlich große Gruppen miteinander vergleichen, wenn das die Frage war.

LG,
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