21 Prob.,Sport ordinalskaliert,mehrere Messungen->Wilcoxon?

21 Prob.,Sport ordinalskaliert,mehrere Messungen->Wilcoxon?

Beitragvon Chrisloty » Mi 5. Sep 2018, 02:43

Hallihallo,

ich wäre über etwas statistischen Rat für meine Diplomarbeit ungemein dankbar!!

Kurz zusammengefasst:
Fragebogenerhebung über Sportlichkeit (vor und) nach Amputation im Bereich der Beine, diese muss mindestens 20 Jahre zurückliegen.

- Abschätzung der Sportlichkeit anhand eines Score mit 10 Levels, ordinalskaliert, Werte von 1 bis 10 (1 = Inaktiv, keine körperliche Anstrengung möglich; 10 = Wettkampf, höchstes Leistungsniveau), die Daten weisen - soweit ich das erfasst habe - keine Normalverteilung auf.

- Die PatientInnen sollen ihre Sportlichkeit zu 6 Zeitpunkten in der Vergangenheit abschätzen/"recallen" und zum aktuellen Zeitpunkt (der Fragebogenerhebung) angeben.
Insgesamt ergeben sich also 7 "Messungen" pro Patient:
1 Jahr präoperativ
1 Jahr postoperativ
5 Jahre postoperativ
10 Jahre postoperativ
15 Jahre postoeprativ
20 Jahre postoperativ
Zum Zeitpunkt der Fragebogenerhebung


Ein typischer Verlauf ist z.B.:
1 Jahr präop.: 8 (Pat. hat regelmäßig Freizeitsport betrieben)
1 Jahr postoperativ: 2 (Pat. befinden sich noch in der Phase der prothetischen Anpassung, Mobilität muss erst wieder erlernt werden)
5 Jahre postoperativ: 6 (Pat. erreichen wieder ein besseres Niveau an Sportlichkeit, haben sich an die Prothese gewohnt)
10 Jahre postoperativ: 6
15 Jahre postoperativ: 6
20 Jahre postoperativ: 5
Zeitpunkt der Fragebogenerhebung: 4 (Sportlichkeit nimmt mit zunehmenden Alter wieder ab)


Jetzt meine Frage:
Wie kann ich am besten auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Zeitpunkten eingehen bzw. auf Signifikanz überprüfen?
Bisher habe ich den Wilcoxon-Test (inkl. exakter Berechnung, weil Probanden <30) verwendet. Ist dieser hierfür korrekt?
Ich nehme an, dass eine ANOVA nicht infrage kommt, da der Score nicht dem Niveau einer Intervallskala entspricht.
Ich habe auch mal etwas von "change score" gehört, hab mich aber noch nicht näher damit befasst.

Wenn ich z. B. den Zeitpunkt 1 Jahr präoperativ mit allen anderen Zeitpunkten vergleiche, unterscheidet sich dieser zu allen anderen - bis auf den Zeitpunkt 5 Jahre postoperativ - signifikant. Darf ich jetzt allein dadurch interpretieren, dass die Pat. am ehesten zum Zeitpunkt 5 Jahre postoperativ wieder ihr ursprüngliches sportliches Niveau erreichen?

1000 Dank im Voraus!!!

Mit freundlichen Grüßen
Chrisloty
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Re: 21 Prob.,Sport ordinalskaliert,mehrere Messungen->Wilcox

Beitragvon PonderStibbons » Mi 5. Sep 2018, 10:19

- Abschätzung der Sportlichkeit anhand eines Score mit 10 Levels, ordinalskaliert, Werte von 1 bis 10 (1 = Inaktiv, keine körperliche Anstrengung möglich; 10 = Wettkampf, höchstes Leistungsniveau), die Daten weisen - soweit ich das erfasst habe -keine Normalverteilung auf.

Das ist jetzt aber widersprüchlich. Entweder hast Du eine ordinalskalierte Variable, oder eine, die normalverteilt sein kann (also intervallskaliert ist). Beides gleichzeitig geht nicht. Nebenbei ist eine Normalverteilung von irgendwas ohnedies (fast) immer irrelevant.
Wie kann ich am besten auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Zeitpunkten eingehen bzw. auf Signifikanz überprüfen?

Friedman Test als Globaltest, Vorzeichentest als Test zwischen jeweils 2 Zeitpunkten.
Bisher habe ich den Wilcoxon-Test (inkl. exakter Berechnung, weil Probanden <30) verwendet. Ist dieser hierfür korrekt?

Nein, der erfordert Intervallskalenniveau.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: 21 Prob.,Sport ordinalskaliert,mehrere Messungen->Wilcox

Beitragvon strukturmarionette » Mi 5. Sep 2018, 16:06

Hi,

- N? Über alle Messzeitpunkte?

Gruß
S.
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Re: 21 Prob.,Sport ordinalskaliert,mehrere Messungen->Wilcox

Beitragvon Chrisloty » Mi 5. Sep 2018, 20:35

Erstmal herzlichsten Dank für die Antworten!!!!

PonderStibbons hat geschrieben:
- Abschätzung der Sportlichkeit anhand eines Score mit 10 Levels, ordinalskaliert, Werte von 1 bis 10 (1 = Inaktiv, keine körperliche Anstrengung möglich; 10 = Wettkampf, höchstes Leistungsniveau), die Daten weisen - soweit ich das erfasst habe -keine Normalverteilung auf.

Das ist jetzt aber widersprüchlich. Entweder hast Du eine ordinalskalierte Variable, oder eine, die normalverteilt sein kann (also intervallskaliert ist). Beides gleichzeitig geht nicht. Nebenbei ist eine Normalverteilung von irgendwas ohnedies (fast) immer irrelevant.
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Also konkret sieht der Score so aus:

1: Wholly Inactive, dependent on others, and can not leave residence
2: Mostly Inactive or restricted to minimum activities of daily living
3: Sometimes participates in mild activities, such as walking, limited housework and limited shopping
4: Regularly Participates in mild activities
5: Sometimes participates in moderate activities such as swimming or could do unlimited housework or shopping
6: Regularly participates in moderate activities
7: Regularly participates in active events such as bicycling
8: Regularly participates in active events, such as golf or bowling
9: Sometimes participates in impact sports such as jogging, tennis, skiing, acrobatics, ballet, heavy labor or backpacking
10: Regularly participates in impact sports

Nach meinem Verständnis ist der Score ordinalskaliert und ich habe bisher nicht angenommen, dass er intervallskaliert sein
könnte, da ich ja keine Differenzen bilden kann...oder liege ich da falsch???
Mich frustriert es so, dass in Publikationen munter Berechnungen und Tests verwendet werden, die meiner Meinung nach
über dem Skalenniveau des Scores liegen..alleine schon die Angabe von Mittelwerten, was ja an sich schon bei einer Ordinalskala falsch ist, oder?

Oder liege ich mit meiner Interpretation des Scores als Ordinalskala falsch??

PonderStibbons hat geschrieben:
Bisher habe ich den Wilcoxon-Test (inkl. exakter Berechnung, weil Probanden <30) verwendet. Ist dieser hierfür korrekt?

Nein, der erfordert Intervallskalenniveau.
PonderStibbons


Das ist mir jetzt aber neu, in der Literatur findet man doch immer den Hinweis, dass der WILCOXON-VORZEICHEN-RANG-TEST
auch bei ordinalskalierten Daten eingesetzt werden kann..?



strukturmarionette hat geschrieben:Hi,

- N? Über alle Messzeitpunkte?

Gruß
S.


N = 21 PatientInnen; Die Messwerte hab ich von allen Zeitpunkten, ja.
Also von jedem Patient zu den genannten Messzeitpunkten eine Einschätzung auf der UCLA Skala (1-10)


Vielen Dank im Voraus für etwaige Antworten!!!!


Mit freundlichen Grüßen
Chrisloty
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Re: 21 Prob.,Sport ordinalskaliert,mehrere Messungen->Wilcox

Beitragvon PonderStibbons » Mi 5. Sep 2018, 22:42

Für mich sieht das noch nichtmal klar ordinalskaliert aus. Warum soll 8 mehr sein als 7? Warum soll 5 mehr sein als 4?

Wer hat sich das denn ausgedacht? Gibt es seriöse Referenzstudien mit dieser Skala?

Was den Wilcoxon angeht, ein Blick auf die Berechnungsformel stellt klar, dass er mehr als Ordinalskalenniveau erfordert.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: 21 Prob.,Sport ordinalskaliert,mehrere Messungen->Wilcox

Beitragvon Chrisloty » Do 6. Sep 2018, 18:24

PonderStibbons hat geschrieben:Für mich sieht das noch nichtmal klar ordinalskaliert aus. Warum soll 8 mehr sein als 7? Warum soll 5 mehr sein als 4?

Wer hat sich das denn ausgedacht? Gibt es seriöse Referenzstudien mit dieser Skala?

Ponderstibbons


Es fließen auch die Intensitäten bzw. impacts der jeweiligen Sportarten mit ein!
Bei Level 4 handelt es sich um mild activities (z. B. walking), bei Level 5 um moderate activities.
Kontaktsportarten wie z. B. Fußball gelten als (high) impact sports und indizieren dann, je nachdem in welcher Frequenz sie ausgeführt werden,
einen höheren UCLA Activity Score.

Bei Level 8 hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen:
8: Regularly participates in very active events, such as golf or bowling
Warum das jetzt ausgerechnet Golf und Bowling als very active events gelten ist natürlich eine andere Frage..

Der Score wird schon seit den 80er Jahren eingesetzt und findet sich häufig in orthopädischen Fachjournalen, v. a. wenns z. B. darum geht
die Sportlichkeit vor und nach der Implantation von Prothesen zu vergleichen.
Kann der Score wirklich nicht als ordinalskaliert gesehen werden??

Das kann doch nicht sein, dass damit quasi über Jahrzehnte falsch gerechnet wird, bzw. dass ich da der erste bin, der sich darüber Gedanken macht?!?!

Beispiel eines Papers:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5773134/

LG
Chrisloty
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Re: 21 Prob.,Sport ordinalskaliert,mehrere Messungen->Wilcox

Beitragvon PonderStibbons » Do 6. Sep 2018, 22:06

Sind sometimes und regularly überhaupt klar definiert? Regularly versteht der eine als mehrmals wöchentlich, der andere als mehrmals monatlich etc.

Die Endpunkte sind wohl ordinal zueinander, die Zwischenstufen kann ich nicht nachvollziehen. Warum ab und zu moderate „besser“ ist als regelmäßig mild, das erschließt sich mir beispielsweise nicht.

Aus sowas kann man definitiv keine Mittelwerte bilden, selbst Mediane fände ich problematisch. Womöglich haben sich die Orthopäden jahrzehntelang nicht darum geschert, ob bzw. wozu ihr Messinstrument tauglich ist; oder aber es existieren womöglich seriöse Methodikstudien zu dieser Skala, aus denen sich ergibt, wie man sie verwenden kann. Frag am ehesten Deinen Betreuer, was er für angebracht hält.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: 21 Prob.,Sport ordinalskaliert,mehrere Messungen->Wilcox

Beitragvon Chrisloty » Do 6. Sep 2018, 22:40

PonderStibbons hat geschrieben:Sind sometimes und regularly überhaupt klar definiert? Regularly versteht der eine als mehrmals wöchentlich, der andere als mehrmals monatlich etc.

Die Endpunkte sind wohl ordinal zueinander, die Zwischenstufen kann ich nicht nachvollziehen. Warum ab und zu moderate „besser“ ist als regelmäßig mild, das erschließt sich mir beispielsweise nicht.

Aus sowas kann man definitiv keine Mittelwerte bilden, selbst Mediane fände ich problematisch. Womöglich haben sich die Orthopäden jahrzehntelang nicht darum geschert, ob bzw. wozu ihr Messinstrument tauglich ist; oder aber es existieren womöglich seriöse Methodikstudien zu dieser Skala, aus denen sich ergibt, wie man sie verwenden kann. Frag am ehesten Deinen Betreuer, was er für angebracht hält.

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Ich kann alle Bedenken nachvollziehen, der Score wird in den ersten Arbeiten schon etwas näher beschrieben, aber die Einteilung der
Patienten ist wohl doch auch immer vom Untersucher abhängig.
Der Score hat aber bereits sehr gute Korrelationen mit, z. B., Schrittzählern gezeigt, die die Patienten trugen.
Aber es werden schon in der Arbeit von der University of California Los Angeles, wo der Score das erste Mal angewandt wird, Mittelwerte berechnet..

Naja, ich werde wohl noch mit meinem Betreuer sprechen bzw. versuchen, mich noch schlauer zu machen..

Vielen Dank für die Hilfe!!!!

Falls es noch weitere Inputs gibt oder jemand mehr dazu sagen kann...ich bin über jede Meinung dankbar!!!

Mit freundlichen Grüßen
Chrisloty
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