Binomialtest und abhängige Daten?

Binomialtest und abhängige Daten?

Beitragvon ghostbird » Di 30. Aug 2016, 14:57

Hallo,

es geht um eine Frage zu einem ganz simplen Binomialtest.
Und zwar habe ich Experimente durchgührt mit meheren Trials in jeweils 1 Session.
Die Trials konnten immer den Ausgang 1/0 haben, also dichotom.
Nun wollte ich für jede Session wissen, ob 1 oder 0 signifikant häufiger gewählt wurde oder die Wahl statistisch gesehen Zufall war.
Dafür habe ich den Binomialtest durchgeführt und auch das Ergebnis bekommen, was zu erwarten war - nämlich dass die Wahl zufällig getroffen wurde.
Nun wurde mir von der statistischen Beratung meiner Uni esagt, ich könne den Binomialtest nicht verwenden da die Daten von einander abhängig seien.
Eine Session bestand aus 20 Trials mit jeweils dem gleichen Entsheidungsträger und das Argument ist wohl, dass die vorigen Wahlen innerhalb der Session jeweils die Folgenden beeinflusst.
Das kann natürlich sein, aber ist es für den Binomialtest wirklich eine Vorraussetzung, dass die Daten unabhängig sind?
Ich möchte ja einfach nur zeigen: "Nein, es gab keine Präferenz für eine der beiden Auskommensmöglichkeiten, es wurde einfach zufällig gewählt".
Leider wurde mir keine Alternative genannt und es wurde mir auch keine Quelle genannt, aus der hervorgeht, dass der Binomialtest Unabhägigkeit als Vorrausetzung hat.
In Artikeln wie zB Wikipedia werden immer nur dichotome Merkmale aus Vorraussetzung genannt.
Durch viel stöbern bin ich auf die Bernoulli-verteilung (oder Kette) gestoßen, die dann zT auch mit dem Binomialtest in Verbindung gebracht wird und Unabhängigkeit als Vorraussetzung nennt. Aber da dies so selten, irgendwo erwähnt wird wundert mich das ganze schon sehr - wäre das eine so wichtige Vorraussetzung, würde es dann in den häufig frequentierten Artikeln nicht mal erwähnt werden? Ich bin total irritiert...es wäre wahnsinnig toll wenn mir jemand helfen könnte.
ghostbird
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Re: Binomialtest und abhängige Daten?

Beitragvon PonderStibbons » Di 30. Aug 2016, 15:16

das Ergebnis bekommen, was zu erwarten war - nämlich dass die Wahl zufällig getroffen wurde.

Eine Session bestand aus 20 Trials mit jeweils dem gleichen Entscheidungsträger

Bei n=20 kannst Du aus der Beibehaltung der Nullhypothese keinesfalls schließen,
dass die Stichprobendaten aus einer 50:50-Verteilung stammen. Ein Test mit n=20
hat viel zu wenig statistische power, um selbst mittelgroße Abweichungen statistisch
nachzuweisen. Bei einem wahren Verhältnis (in der Grundgesamtheit) von z.B.
60:40 hätte der Test gerade mal eine power von 0,15. Selbst bei einem wahren
Verhältnis von 70:30 betrüge die power nur ca. 0,4.

Mit freundlichen Grüßen

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Re: Binomialtest und abhängige Daten?

Beitragvon bele » Di 30. Aug 2016, 15:17

Hallo,

soweit aus Deiner bisherigen Schilderung zu ersehen, waren die Daten zwar zwischen den verschiedenen "Sessions" verbunden, aber Du untersuchst die Entscheidungen innerhalb einer Gruppe, wo sie unverbunden sind. Nach der bisherigen Schilderung klingt es völlig plausibel, innerhalb jeder "Session" einen Binomialtest zu rechnen. (Obwohl PonderStibbons mit seiner Poweranalyse natürlich einen wunden Punkt trifft.)

NUR: Deine Schilderung passt zu dem, was Du hören möchtest. Vielleicht wäre es hilfreicher, wenn Du mehr über die Studie, die Hintergründe und die Fragestellung erzählst. Wenn wir ein breiteres Bild bekommen, sehen wir vielleicht auch das Problem, das in der obigen Schilderung verdeckt ist.

LG,
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Re: Binomialtest und abhängige Daten?

Beitragvon ghostbird » Di 30. Aug 2016, 15:44

Vielen Dank für die Antworten.
Gerne schildere ich mein Experiment genauer.
Ich habe Orang-Utans auf ihren Willen untereinander zu teilen getestet.
Jeweils in Dyaden wobei eine Dyade = 1 Test Session ist und während dieser Session immer das gleiche Tier die Entscheidung getroffen hat.
Es gab nun also die Entscheidung Teilen oder nicht-Teilen.
Also Orang 1 hatte dann 20 x die Möglichkeit mit Orang 2 zu teilen oder nicht.
Um den Test durchführen zu können hatte ich im Vorfeld mit den Tiere trainiert um die bedeutung von Gegenständen zu erlernen die während des Tests aufgewählt werden konnten - dabei wurde dann die Zeit knapp und letztendlich war es so, dass die Tiere den Tests (meinem Gefühl nach) nicht verstanden haben und eine starke Seitenpräferenz entwickelt haben.
Es wurden immer zwei Gegenstände nebeneinander präsentiert während ihr Auftreten rechts oder links counterbalanced war. D.h. wenn ein Tier immer die gleiche Seite geählt hat wurde jeder Gegenstand zu 50 % ausgewählt.
Man sieht also schon wenn man einfach so auf die Daten guckt dass die Tiere sich für die Seite und nicht den jeweiligen Gegenstand interessiert haben.
Nun muss ich das aber natürlich auch statistisch nachweisen.
Das ich so kleine Sticjproben habe ist zwar doof aber war nicht zu ändern da die Tiere auch nur für einen gewissen Zeitraum beansprucht werden können bzw irgendwann die Konzentration nachlässt.
Wenn nun der Binomialtest nicht geht - was kann ich dann nehmen?
T-test für abhängige Stichproben? Aber da geht ja um Mittelwerte, das macht doch keinen Sinn in meinem Fall?

Es tut mir leid, wie ihr sicher merkt habe ich nicht sehr viel Ahnung von Statistik. Ich hatte gehofft während meiner jetzigen Arbeit etwas beigebracht zu bekommen aber leider bin ich völlig auf mich gestellt.
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Re: Binomialtest und abhängige Daten?

Beitragvon bele » Di 30. Aug 2016, 19:40

Ein Tier kann sich entscheiden zu teilen, für eine Seite und zwischen irgendwie gearteten Gegenständen und wie die Daten zum Anschauen dazu aussehen, weiß ich nicht. Dazu wird eine Zahl von Orangs auf eine Zahl von Sessions verteilt. Da wäre eine Chance auf Unabhängig keit, aber dazu erfahre ich nichts weiter. Was heißt Dyade in diesem Kontext?
Wieso bist Du auf Dich allein gestellt, wenn Du eine Statistik Beratung nutzen darfst?

LG, Bernhard
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