Extraversion statistisch untersuchen

Fragen zur Planung einer Untersuchung oder eines Projekts.

Extraversion statistisch untersuchen

Beitragvon anso00 » Fr 14. Mai 2021, 10:51

Hallo,
ich schreibe zurzeit eine Studienkonzeption als Bachelorarbeit und stecke bei der Auswertung fest. Da ich ja keine Daten habe, soll ich nur theoretisch schreiben, wie ich das auswerten würde.

Ich erhebe anhand des BFI-2 bei den Teilnehmenden die Ausprägung des Persönlichkeitsmerkmals Extraversion. Dann prime ich die Personen, sodass sie sich entweder introvertiert oder extravertiert verhalten und dann erfasse ich ihr gezeigtes Verhalten in einer nachfolgenden Partneraufgabe. Ziel ist, dass die introvertiert geprimten sich auch introvertierter verhalten und die extravertiert geprimten sich extravertierter verhalten.
Die Personen nehmen an zwei Messzeitpunkten an der Studie teil und werden einmal introvertiert und einmal extravertiert geprimed.

Dann vergleiche ich das Verhalten der Personen zwischen den beiden Bedingungen, also ich schaue mir an, wie stark sich das Verhalten der Personen verändert hat (anhand eines Fragebogens, in dem die Person selbst und der Partner, mit dem man zusammen eine Aufgabe gelöst hat, angeben, wie extravertiert bzw. introvertiert man sich selbst/ den anderen wahrgenommen hat).

Eine meiner Hypothesen ist folgende: Personen, die in ihrer Persönlichkeit introvertierter bzw. extravertierter sind, unterscheiden sich nicht signifikant voneinander in Bezug auf die Höhe der Verhaltensdifferenz.
Also, dass Personen unabhängig von ihrer Persönlichkeit (Extraversion) ihr Verhalten nicht weniger bzw stärker verändern.
UV: Persönlichkeit; AV: Verhaltensdifferenz

Meine nächste Hypothese ist: Personen, die in ihrer Persönlichkeit extravertiert sind, haben allgemein höhere Extraversionswerte als introvertierte Personen unabhängig von der Versuchsbedingung (also geprimed introvertiert bzw. extravertiert). Also dass die Person allgemein ein höheres Level an Extraversion in der Partneraufgabe aufweisen unabhängig davon wie sie manipuliert wurden.
UV: Persönlichkeit AV: Verhalten in der Partneraufgabe -> allerdings soll das über beide Bedingungen hinweg verglichen werden

Nun zu meiner Frage:
Welche statistischen Tests benötige ich dafür?

Bei beiden Hypothesen ist die Ausprägung der Extraversion meine (natürliche) UV. Aber dabei handelt es sich ja nicht um ein dichotomes Merkmal bzw. ich kann die Personen nicht einfach in die beiden Gruppen introvertiert und extravertiert einteilen, da es ja auch Person im mittleren Bereich gibt.
Wie kann ich damit umgehen?

Ich hoffe sehr, dass mein Problem verständlich ausgedrückt ist und hoffe auf eure Hilfe!!

Liebe Grüße von einer sehr verzweifelten Person
anso00
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Re: Extraversion statistisch untersuchen

Beitragvon PonderStibbons » Fr 14. Mai 2021, 11:22

Eine meiner Hypothesen ist folgende: Personen, die in ihrer Persönlichkeit introvertierter bzw. extravertierter sind,

Inrovertierter bzw. extrovertierter im Vergleich wozu?
Also, dass Personen unabhängig von ihrer Persönlichkeit (Extraversion) ihr Verhalten nicht weniger bzw stärker verändern.

Verstehe ich leider noch nicht. Ist da eventuell ein Wort versehentlich zu viel oder zu wenig?
UV: Persönlichkeit; AV: Verhaltensdifferenz

UV: Messwert auf der Extraversionsskala. AV: Absolutbetrag? Anscheinend gibt es ja Richtungen.
Und irgendwie klingt die Darlegung nach einer umgekehrt U-förmigen Beziehung, niedrige oder
hohe E-Werte => wenig Veränderung? Oder geht es in etwa um "je höher E in Bedingung E(?)-Priming,
desto..."

Meine nächste Hypothese ist: Personen, die in ihrer Persönlichkeit extravertiert sind,

Wie legst Du das fest?
Nun zu meiner Frage:
Welche statistischen Tests benötige ich dafür?

Varianzanalysen für Messwiederholungen unter Einbezug von Gruppenzugehörigkeit
und der intervallskalierten Variable "Extraversionsskalenscore" bzw. der kategorialen
Variable "Extravertierter Mensch, Introvertierter Mensch, Mittelgruppe" vielleicht,
ich kann mich aber auch irren. Die Darstellung ist für mich an vielen Fällen noch zu
unkonkret bzw. unpräzise.
Bei beiden Hypothesen ist die Ausprägung der Extraversion meine (natürliche) UV. Aber dabei handelt es sich ja nicht um ein dichotomes Merkmal bzw. ich kann die Personen nicht einfach in die beiden Gruppen introvertiert und extravertiert einteilen, da es ja auch Person im mittleren Bereich gibt.
Wie kann ich damit umgehen?

Ja, das ist doch die fachliche Frage an Dich. Du kennst doch den theoretischen Hintrergrund
und das Manual des Messverfahrens und wie es in der Referenzliteratur eingesetzt wird. Welche
Möglichkeiten ergeben sich denn daraus? Womöglich kannst Du Dir die Einteilung auch sparen und
Dich stets an den kontinuierlichen Extraversionsscore halten. Aber in beiden Fälle kann sich
das Problem ergeben, dass Du kaum Leute hast, die in den Bereich "sehr hoher/sehr niedriger
Extraversions-Score" fallen bzw als extravertiert bzw. introvertiert kategorisiert werden können.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
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Re: Extraversion statistisch untersuchen

Beitragvon anso00 » Fr 14. Mai 2021, 11:33

PonderStibbons hat geschrieben:
Eine meiner Hypothesen ist folgende: Personen, die in ihrer Persönlichkeit introvertierter bzw. extravertierter sind,

Inrovertierter bzw. extrovertierter im Vergleich wozu?

->ich meine damit, dass sich Personen unabhängig von ihrer Ausprägung der Extraversion nicht in der Verhaltensdifferenz unterscheiden.

Also, dass Personen unabhängig von ihrer Persönlichkeit (Extraversion) ihr Verhalten nicht weniger bzw stärker verändern.

Verstehe ich leider noch nicht. Ist da eventuell ein Wort versehentlich zu viel oder zu wenig?

->Damit meine ich ebenfalls, dass gemäß meiner Hypothese Extraversion keinen Einfluss auf das Ausmaß der Verhaltensdifferenz zwischen den beiden Bedingungen hat.

UV: Persönlichkeit; AV: Verhaltensdifferenz

UV: Messwert auf der Extraversionsskala. AV: Absolutbetrag? Anscheinend gibt es ja Richtungen.
Und irgendwie klingt die Darlegung nach einer umgekehrt U-förmigen Beziehung, niedrige oder
hohe E-Werte => wenig Veränderung? Oder geht es in etwa um "je höher E in Bedingung E(?)-Priming,
desto..."

->es geht mir darum, dass es keinen Unterschied macht... also dass unabhängig von ihrer Persönlichkeit ihr Verhalten sich in gleichem Ausmaß verändert..


Meine nächste Hypothese ist: Personen, die in ihrer Persönlichkeit extravertiert sind,

Wie legst Du das fest?

->das ist ja mein Problem. Ich weiß nicht, wie ich mit Extraversion umgehen soll. Es ist ein kontinuierliches (?) Merkmal.. also bei dem BFI-2 geben Personen an, ob Aussagen auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht) bis 5 (voll) auf sie zutreffen, wobei niedrigere Werte auf Introversion und höhere Werte auf Extraversion hindeuten. Aber ich kann nicht festlegen, dass Person ab Wert x extravertiert sind und darunter introvertiert..

Nun zu meiner Frage:
Welche statistischen Tests benötige ich dafür?

Varianzanalysen für Messwiederholungen unter Einbezug von Gruppenzugehörigkeit
und der intervallskalierten Variable "Extraversionsskalenscore" bzw. der kategorialen
Variable "Extravertierter Mensch, Introvertierter Mensch, Mittelgruppe" vielleicht,
aber die Darstellung ist an vielen Fällen noch zu unkonkret bzw. unpräzise.

->wie kann ich denn Extraversion in statistische Tests als UV einbeziehen, wenn ich keine Gruppen habe? Personen können ein Wert zwischen 1 und 5 haben und je höher der Wert, desto extravertierter die Person, aber mehr kann ich darüber ja nicht aussagen...


Bei beiden Hypothesen ist die Ausprägung der Extraversion meine (natürliche) UV. Aber dabei handelt es sich ja nicht um ein dichotomes Merkmal bzw. ich kann die Personen nicht einfach in die beiden Gruppen introvertiert und extravertiert einteilen, da es ja auch Person im mittleren Bereich gibt.
Wie kann ich damit umgehen?

Ja, das ist doch die fachliche Frage an Dich. Du kennst doch den theoretischen Hintrergrund
und das Manual des Messverfahrens und wie es in der Referenzliteratur eingesetzt wird. Welche
Möglichkeiten ergeben sich denn daraus? Womöglich kannst Du Dir die Einteilung auch sparen und
Dich stets an den kontinuierlichen Extraversionsscore halten. Aber in beiden Fälle kann sich
das Problem ergeben, dass Du kaum Leute hast, die in den Bereich "sehr hoher/sehr niedriger
Extraversions-Score" fallen bzw als extravertiert bzw. introvertiert kategorisiert werden können.

->wie meinst du das mit dem kontinuierlichen Extraversionsscore?

Vielen Dank für deine Antwort!!
anso00
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Re: Extraversion statistisch untersuchen

Beitragvon PonderStibbons » Fr 14. Mai 2021, 13:16

->ich meine damit, dass sich Personen unabhängig von ihrer Ausprägung der Extraversion nicht in der Verhaltensdifferenz unterscheiden.

Ok, damit hast Du die expermentelle Bedingung als Messwiederholungsfaktor (Primig 1, Priming 2),
sowie den Score. Das kannst Du als Messwiederholungs-Varrianzanalyse machen, wobei die
Wechselwirkung zwischen Score und dem Messwiederholungsfaktor "Priming-Typ"
von Relevanz ist.

Allerdings ist eine Hypothese "kein Effekt" (d.h. die Nullhypothese ist auch die Forschungshypothese)
mit dem üblichen Signifikanztest-Schema schwer zu untersuchen. Wenn die Wechselwirkung nicht
statistisch signifikant wird, kann das leicht an einer zu kleinen Stichprobe in Kombination mit einem
realen, aber recht kleinen Effekt liegen => niedrige statistische power => falsch-negative Entscheidung
(Beibehaltung einer eigentlich ungültigen Nullhyothese). Für explizite kein-Effekt-Hypothesen muss man
streng genommen -> Äquivalenztests machen.
->das ist ja mein Problem. Ich weiß nicht, wie ich mit Extraversion umgehen soll. Es ist ein kontinuierliches (?) Merkmal.. also bei dem BFI-2 geben Personen an, ob Aussagen auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht) bis 5 (voll) auf sie zutreffen, wobei niedrigere Werte auf Introversion und höhere Werte auf Extraversion hindeuten. Aber ich kann nicht festlegen, dass Person ab Wert x extravertiert sind und darunter introvertiert..

Deswegen mein Hinweis auf das Manual und Literatur. Vielleicht weist das darauf hin, dass
ab Normwert xy eine Person als ausgeprägt extravertiert einzustufen ist und unter Normwert
xyz als ausgeprägt introvertiert.
->wie meinst du das mit dem kontinuierlichen Extraversionsscore?

Die Leute beantworten mehrere Fragen auf einer Antwortskala von 1 bis 5 und die
Antworten werden zu einem Gesamtscore addiert (oder der Durchschnitt gebildet,
was dem äquivalent ist). Das ist dann deren Extraversions-Score und der ist
intervallskaliert. Aber stimmt schon, "kontinuierlich" ist der eben gerade nicht,
weil der immer kleine Sprünge machen muss.

Mit freundlichen Grüßen

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