Wahl des Verfahrens

Fragen zur Planung einer Untersuchung oder eines Projekts.

Wahl des Verfahrens

Beitragvon Jonasismyname » Mo 4. Jan 2021, 16:42

Hallo zusammen,
mein Name ist Jonas und ich will für ein Schulprojekt eine Befragung mit einem Fragebogen durchführen.
Es ist für euch bestimmt einfach, aber ich habe keine Vorkenntnisse und bin mir unsicher, wie ich am besten vorgehen soll.
Ich will verschiedene Informationen von den Leuten abfragen (Alter, verfügbares Geld pro Monat und Anzahl von Kindern).
Dann will ich diese Leute noch fragen, Wie oft sie ins Kino gehen und in welche Vorstellung (Uhrzeit).

Dann will ich mit dem Verfahren sagen können, Einfluss von...
"Alter auf Wie oft ins Kino" beträgt a
"Alter auf Uhrzeit" beträgt b
"Verfügbares Geld auf Wie oft ins Kino" beträgt c
usw.

Welche Verfahren würdet ihr da dann am ehesten nutzen?
Was sind noch weitere Dinge, die man beachten und machen sollte?

Danke für eure Hilfe,
Jonas
Jonasismyname
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 6
Registriert: Mo 4. Jan 2021, 16:29
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Wahl des Verfahrens

Beitragvon PonderStibbons » Mo 4. Jan 2021, 18:03

Das hängt von Deinen Vorkenntnissen ab. Kennst Du bereits die wichtigsten
deskriptivstatistischen Maße wie Mittelwert, Median, Standardabweichung,
Varianz? Hattest Du schonmal mit Korrelationen oder sogar linearer Regression
oder einfaktorieller Varianzanalyse zu tun? Wie groß ist die Stichprobe?

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11258
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 50
Danke bekommen: 2471 mal in 2455 Posts

Re: Wahl des Verfahrens

Beitragvon Jonasismyname » Mo 4. Jan 2021, 19:18

Hallo,
und erst einmal danke für Deine Antwort.
Mittelwertberechnung, Standardabweichung, Modus, etc. kenne ich.
Korrelationen ud lineare Regression habe ich "in der Theorie" gerechnet, aber nicht an praktischen Beispielen.
Ich glaube, genau daran liegt es auch, dass ich hier etwas auf dem Schlauch stehe.
In der Theorie kenne ich die lineare Regression, Varianzanalyse, t-Tests, F-Tests, Chi-Quadrat-Tests, etc.
Aber eben nur in der Theorie und nicht anhand eines praktischen Beispiels.
Genau daher kommen meine Fragen.
Ich kann überhaupt nicht einschätzen, welche Verfahren und Berechnungen sich hier anbieten, und aus welchem Grund.
Beispielsweise schreibst Du von EINfaktorieller Varianzanalyse. Die kenne ich auch hier wieder in der Theorie, aber da ist für mich dann schon die erste Frage, warum EINfaktoriell, es sind doch mehrere Faktoren.
Oder kommt das daher, dass ich jeweils einen Faktor (z. B. das Alter) jeweils gegen die zwei abhängigen Variablen "Anzahl Kinogänge" und "Uhrzeit" als Zielgrößen teste?

Die Stichprobe wird sich irgendwo zwischen 100 und 200 bewegen, denke ich.

Danke für die Hilfe so weit,
Jonas
Jonasismyname
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 6
Registriert: Mo 4. Jan 2021, 16:29
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Wahl des Verfahrens

Beitragvon PonderStibbons » Mo 4. Jan 2021, 20:57

Zahl der Kinobesuche pro Jahr könnte man relativ problemlos mit Alter,
verfügbarem Einkommen, Zahl der Kinder korrelieren (Pearson-Korrelation,
eventuell ist auch die Spearman-Rangkorrelation geeignet).
Wichtig wäre es, die drei Merkmale auch miteinander zu korrelieren,
um ein Gefühl für etwaige Redundanz zu entwickeln (Alter ist
oft nur eine "Trägervariable" für Dinge wie Einkommen, Schuhgröße,
Zahl der Kinder, Lebenzufriedenheit...).

Wenn Du mutliple lineare Regression kannst, dann könnte man die drei
Merkmale auch simultan mit Zahl der Kinobesuche in Beziehung setzen.

Bei "Uhrzeit" müsstes Du konkretisieren, was genau Dich dabei interessiert
und wie das gemessen wird, z.B. "Wieviel % Ihrer Besuche abends / wieviel
% zu anderen Zeiten", oder eben auch ganz anders.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11258
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 50
Danke bekommen: 2471 mal in 2455 Posts

Re: Wahl des Verfahrens

Beitragvon Jonasismyname » Di 5. Jan 2021, 11:37

Hallo,
und danke für die schnelle Hilfe!
Wegen der Zeit: Die Leute sollen angeben welche Vorstellung sie primär besuchen:
- 14h
- 16h
- 18h
- 20h
- 22h

Wie würden Sie hierbei dann vorgehen?

Besten Dank vorab,
Jonas
Jonasismyname
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 6
Registriert: Mo 4. Jan 2021, 16:29
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Wahl des Verfahrens

Beitragvon PonderStibbons » Di 5. Jan 2021, 12:51

Wegen der Zeit: Die Leute sollen angeben welche Vorstellung sie primär besuchen:
- 14h
- 16h
- 18h
- 20h
- 22h

Vielleicht könnte man auch fragen, geschätzt wie viele der letzten
10 (oder der letzten 5) Besuche um 14h, 16h, ... 22h stattfanden.

Wenn man die Leute jeweils immer genau einer der 5 Uhrzeiten
zuordnet, könnte man spontan daran denken, das wieder per
Korrelationen auszuwerten, aber ich bin mir nicht sicher, ob man
von einer linearen Beziehung ("je mehr Kinder, desto früher")
ausgehen kann. Eine Alternative wäre der Vergleich, ob die
5 Uhrzeiten (=5 Gruppen) sich hinsichtlich des durchschnittlichen
Alters, Einkommens, Nachwuchses unterscheiden. Der Zusammenhang
lässt sich analog zum r der Pearson-Korrelation durch das R²
bzw. R einer einfaktoriellen Varianzanalyse quantifizieren.

Mit freundlichen Grüßen

PonderStibbons
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11258
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 50
Danke bekommen: 2471 mal in 2455 Posts

Re: Wahl des Verfahrens

Beitragvon Jonasismyname » Di 5. Jan 2021, 13:43

Super, danke!
Also könnte ich grundsätzlich auch zwei multiple lineare Regressionen durchführen?

1. Einfluss von Alter, etc. jeweils auf die Anzahl an Kinogängen
und
2. Einfluss von Alter, etc. jeweils auf die bevorzugte Uhrzeit für Kinogänge

Was sind neben der multiplen linearen Regression noch Dinge, die sich anbieten durchzuführen?

Danke für die Hilfe,
Jonas
Jonasismyname
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 6
Registriert: Mo 4. Jan 2021, 16:29
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Wahl des Verfahrens

Beitragvon Jonasismyname » Fr 15. Jan 2021, 18:03

Hallo noch einmal,
wenn ich mein Vorhaben ändern würde:

Unabhängige Variable: Verfügbares Geld.
Abhängige Variable: Anzahl der Kinogänge.

Kontrollvariablen: Alter, Geschlecht, Nationalität.

Was wäre hier dann der Grund, dass ich Kontrollvariablen einsetze?
Würde ich da dann auch die Korrelationen untereinander prüfen?

Bezüglich der Methode: Würde ich hier dann eine Varianzanalyse, richtig?
Eine Regressionsanalyse würde ich nur vornehmen, wenn ich wüsste, dass ein linearer Zusammenhang besteht, was hier nicht der Fall ist, richtig?

Besten Dank vorab,
Jonas
Jonasismyname
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 6
Registriert: Mo 4. Jan 2021, 16:29
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Re: Wahl des Verfahrens

Beitragvon PonderStibbons » Fr 15. Jan 2021, 19:25

Wenn die Hypothese lautet, "mehr Geld = mehr Kino", dann könnte man
überlegen, dass im Schnitt Männer mehr Geld haben als Frauen. Sollte es
außerdem so sein, dass Männer im allgemeinen lieber ins Kino gehen als
Frauen, dann wüsste man nicht, ist der Zusammenhang zwischen Geld und
Kino nicht eventuell ein Scheinzusammenhang, verursacht durch die
Drittvariable "Geschlecht".

Jetzt ist die Frage: würde man getrennt nur innerhalb der Gruppe Männer
bzw. nur innerhalb der Gruppe der Frauen nach dem Zusammenhang zwischen
Geld und Kino schauen, würde sich trotzdem ein solcher Zusammenhang
nachweisen lassen? Rechnerisch kann man das durch die Hinzufügung von
Geschlecht als "Kovariable" in die Analyse untersuchen.

Naheliegend wäre eine lineare Regressionsanalyse mit Geld als
Prädiktor und Zahl Kinobesuche als abhängige Variable, hinzugefügt
als "Kovariablen" Alter und Geschlecht (zu Nationalität habe ich bei
der Fragestellung keine Fantasie).

Mit freundllichen Grüßen

PonderStibbons
PonderStibbons
Foren-Unterstützer
Foren-Unterstützer
 
Beiträge: 11258
Registriert: Sa 4. Jun 2011, 15:04
Wohnort: Ruhrgebiet
Danke gegeben: 50
Danke bekommen: 2471 mal in 2455 Posts

Re: Wahl des Verfahrens

Beitragvon Jonasismyname » Fr 15. Jan 2021, 19:56

Ok, super, danke!
Das war sehr anschaulich und hat mir super geholfen.

Eine letzte Frage noch:

Warum eine Regressionsanalyse und nicht eine Varianzanalyse?
Mein Gedanke: Beim Lesen habe ich immer wieder gelesen, dass man eine Regression nur bei linearem Zusammenhang verwendet.
Das ist doch hier bei mir gar nicht gegeben, bzw. woher weiß ich das?
Oder verstehe ich linear hier in diesem Zusammenhang falsch? Was ist konkret mit linear gemeint?

Danke, danke, für alles so weit,
Jonas
Jonasismyname
Grünschnabel
Grünschnabel
 
Beiträge: 6
Registriert: Mo 4. Jan 2021, 16:29
Danke gegeben: 0
Danke bekommen: 0 mal in 0 Post

Nächste

Zurück zu Versuchsplanung

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast